Mitreden! Deutschland diskutiert
Donnerstag, 21. November 2024, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Der November mit Allerseelen, Totensonntag und dem Volkstrauertag gilt als Trauermonat. Es wird verstärkt der Verstorbenen gedacht, es werden Kerzen auf Gräber gestellt und vieles mehr. Doch die Trauer hat auch neue Ausdrucksformen gefunden, die Digitalisierung verändert auch bei diesem Thema einiges. Oder ist das nur ein Trend? Darüber haben wir mit Ihnen und mit Experten bei "Mitreden! Deutschland diskutiert" gesprochen.
Moderator Christoph Kober begrüßte als Gäste:
Eric Wrede
Autor, Podcaster, Bestatter bei lebensnah
Susanne Noack
Pfarrerin, evangelische Kirchengemeinde in Frankfurt/Oder
Günter Czasny
Stuttgart, Initiator von "Raum für Trauer"
Mit Avataren Verstorbener chatten oder Blumen aufs Grab legen?
Trauern in Echtzeit nennt es Sarah Lorenz. Die Autorin hat kurz nach dem Tod ihres Vaters diesen Verlust getwittert, hat auf Instagram berichtet und die Antworten haben sie getröstet, denn es war immer jemand da. Diese Erfahrungen beschreibt sie auf dem Portal "Trauer Now". Trauer und Tod finden auch über QR-Codes den Weg in die digitale Welt. Am Grabstein befestigt, gelangt man zu einer Bildergalerie oder die Worte des Gedenkens können online hinterlegt werden. Die letzte Sprachnachricht bleibt einfach im Speicher - und tatsächlich gibt es schon die Möglichkeit, in Chatrooms mit den Avataren von Verstorbenen zu reden, wie im Dokumentarfilm "Eternal you" gezeigt wird. Trotz der Digitalisierung der Trauer werden aber auch Kreuze von Unfallopfern an den Straßenrändern weiter gepflegt, auf anonymen Bestattungsfeldern der Friedhöfe legen Angehörige Blumen dort ab, wo die Urne in die Erde versenkt wurde. Und immer häufiger finden sich auf Friedhöfen Gräber, die liebevoll gepflegt werden.
Gäste der Sendung aus unterschiedlichen Bereichen
- Kontakt zu den Toten via KI? Die Dokumentation "Eternal You"
- Trauerkultur - Der Tod und die Digitalisierung
- Ausgerechnet - Bestattung
- Licht als Verbindung zwischen Himmel und Erde
- Totensonntag 2024: Welche Bedeutung hat der stille Gedenktag?
- Ein Ort für die Lebenden? Den Friedhof neu denken
- Das Geschäft mit dem virtuellen Weiterleben
- Digitaler Nachlass - was tun, wenn ein Angehöriger stirbt
Auf Beerdigungen nehmen wir uns in den Arm, leisten einfach Beistand und hören von Unheilig "So wie du warst" oder "Tears in Heaven" von Eric Clapton. "Trauer nutzt eben auch die Popkultur", sagt die Pfarrerin Susanne Noack und bietet zum Beispiel am Totensonntag einen Schlagergottesdienst an. Der Bestatter Eric Wrede ist als Musikmanager ausgestiegen, um seine Idee von einem anderen Bestattungsinstitut umzusetzen. "Wir sollen uns trauen zu trauern", meint er. Günter Czasny setzt sich seit Jahrzehnten für eine andere Friedhofskultur ein: "Wir müssen mit Trauer umgehen, dabei helfen auch konkrete Orte". Und weiter: "Alles, was trauernden Menschen hilft, ist richtig".
Ist es einfacher, online zu trauern?
Verändert die digitale Welt unseren Umgang mit dem Tod? Macht sie es vielleicht leichter, eine kurze Zustimmung zu erhalten, einen Moment der Aufmerksamkeit, wenn der Trauernde es braucht? Ist online trauern einfacher? Tut es gut, eine digitale Gedenkseite aufzurufen? Die letzte Sprachnachricht immer wieder anhören zu können? Können Sie sich vorstellen, Verstorbenen als Avataren zu begegnen? Diese und viele andere Fragen haben wir in der Sendung erörtert - vielen Dank für Ihre Redebeiträge und Ihre Mails!