Mitreden! Deutschland diskutiert
Montag, 02. Dezember 2024, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
"Mitreden!": Krankenhausreform - Kahlschlag oder Weg aus der Krise?
Hörerinnen und Hörer haben mit Experten über die Folgen der Krankenhausreform diskutiert. Die Sendung als Video-Mitschnitt.
Weniger Kliniken, aber dafür bessere Qualität für PatientInnen? Kann die Lauterbach-Reform die Krankenhauslandschaft stabilisieren? Darüber diskutierten wir mit Ihnen.
Moderatorin Nina Zimmermann begrüßte als Gäste:
Prof. Dr. Karl Lauterbach
Gesundheitsminister (SPD)
Sabine Brase
Geschäftsführerin Bereich Pflege - Bildung - Zukunft, Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam
Dr. Gerald Gaß
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft
Prof. Dr Jürgen Wasem
Gesundheitsökonom, Lehrstuhl für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen
Den deutschen Krankenhäusern geht es nicht gut. Schon jetzt stehen viele vor der Insolvenz. Dabei gibt Deutschland für Gesundheit so viel Geld aus wie nur wenige andere Länder. Die Anzahl an Krankenhäusern pro 100.000 EinwohnerInnen ist hoch. Gemessen daran sind die Menschen aber nicht gesünder, die Lebenserwartung eher niedrig. Hohe Ausgaben bedeuten nicht höchste Qualität. Viele Kliniken sind zudem verschuldet, der Fachkräftemangel verschlechtert die Versorgung.
Was ist bei der Reform geplant?
- Krankenhausreform: Gemischte Reaktionen der Kliniken in MV
- YouTube: Weg frei für Krankenhausreform
- Krankenhausreform: Die Entmachtung der Fallpauschale
- "Sehr große Skepsis nach Entscheidung zur Krankenhausreform"
- Hessen: Gesundheitsministerin Stolz stellt Fahrplan für Reform vor
- Was ändert sich durch die Krankenhausreform?
Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) möchte das ändern. Am Ende soll es weniger Krankenhäuser geben, aber gleichzeitig eine bessere Behandlungsqualität in den großen Kliniken. Und auch die Bürokratie soll reduziert werden. Der Plan: In Zukunft soll über so genannte Leistungsgruppen genau festgelegt sein, welche Klinik welche Behandlung durchführen darf - und welche nicht. Die Kliniken bekommen 60 Prozent ihres Budgets unabhängig von der Zahl der behandelten Fälle - über die Vorhaltefinanzierung. Für die Kliniken, die spezialisierte Behandlungen anbieten dürfen, soll dafür der Druck wegfallen, möglichst viele Fälle abzurechnen. Die Hoffnung: Gerade die genaue Spezialisierung kann Menschenleben retten. Schwerkranke treffen auf Spezialisten, anstatt dass "jede Klinik ein bisschen macht".
Was bedeutet das für ländliche Regionen?
Besonders in ländlichen Regionen gibt es gegen diese Pläne Widerstand. Hier gewährleisten kleinere Kliniken die Versorgung. Sie wären vor allem in Ostdeutschland und strukturschwachen Gebieten durch die geplante Reform bedroht. Auch Geburtskliniken könnten gefährdet sein - hier hoffen viele auf Ausnahmeregelungen. Sicher ist: Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz - wie es vollständig heißt - wird kommen. Zwar hat die Union bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsieges hier und da Veränderungen anzustreben, aber das Rad wird nicht komplett zurückgedreht. Auch manche Kritiker des Gesetzes sagen: Besser so als weiter Stillstand.