NDR Info - Redezeit
Donnerstag, 16. November 2023, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info
NDR Info Redezeit: Ist der Kinderschutzbund wichtiger als je zuvor?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten über Kinderschutz diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
In Deutschland gibt es nach dem Zweiten Weltkrieg kaum jemanden, der sich für Kinder und deren Schutz einsetzt. Dabei geht es den Jüngsten in der Gesellschaft schlecht: Sie müssen körperlich hart arbeiten, viele sind obdachlos und leiden Hunger. Um sie zu schützen, wird am 16. November 1953 der Deutsche Kinderschutzbund e.V. in Hamburg gegründet. Bis heute steht der Verein vor großen Herausforderungen.
Vernachlässigung, sexuelle, psychische oder körperliche Gewalt: Im vergangenen Jahr haben die Jugendämter in Deutschland mehr als 62.000 Fälle von Kindeswohlgefährdung festgestellt. Das zeigen die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes. Doch nicht nur körperliche Gewalt ist ein Problem. Der Deutsche Kinderschutzbund legt in diesem Jahr seinen Fokus auf die psychische Gewalt gegen Kinder. Denn das Recht auf gewaltfreie Erziehung erschöpfe sich eben nicht im Verzicht auf körperliche Bestrafungen. Mit der aktuellen Kampagne "Gewalt ist mehr, als du denkst" will der Deutsche Kinderschutzbund aufrütteln.
- Deutscher Kinderschutzbund wird 1953 in Hamburg gegründet
- Sexuelle Gewalt an Kindern: Influencerin klärt auf und macht Mut
- Kindergrundsicherung: Sozialverbände im Norden kritisieren Kompromiss
- Kinderschutzbund und GEW fordern: Schulkosten für Eltern sollen sinken
- Kinderarmut auf dem Land: Wenig Geld, wenig Teilhabe
- Weiter viele Hinweise auf gefährdete Kinder in Niedersachsen
Sieben Jahrzehnte für Kinder im Einsatz
Seit 70 Jahren setzt sich der Deutsche Kinderschutzbund für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein. Angefangen hat der Kinderschutzbund 1953 in Hamburg. Damals gab es noch keine organisierte Kinderschutzarbeit. Das anfängliche Ziel: Kinder vor Verwahrlosung, Obdachlosigkeit und Hunger zu schützen. Schon wenige Jahre nach seiner Gründung arbeitete der Kinderschutzbund in der ganzen Bundesrepublik. Beratungsangebote für Kinder und Eltern entstanden. Und der Kinderschutzbund wurde politischer. Er kämpft mittlerweile für mehr Rechte und Gesetzesänderungen.
Recht auf gewaltfreie Erziehung
Ein Meilenstein nach mehr als 25 Jahren Lobbyarbeit: Im Jahr 2000 trat in Deutschland das Recht jedes Kindes auf gewaltfreie Erziehung in Kraft. "Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig", heißt es im Paragraf 1631 Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Der Schutz der Schwächsten in Familie, Schule und Vereinen hat oberste Priorität.
Kinderrechte im Grundgesetz?
Der große Durchbruch in Sachen Kinderrechte ist aus Sicht des Kindeschutzbundes bis heute jedoch nicht gelungen: die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz. Eine geplante Gesetzesänderung für mehr Kinderrechte scheiterte 2021 im Bundestag. Die Ampel-Regierung hat sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die Kinderrechte zu stärken und im Grundgesetz zu verankern. Bislang ist das noch nicht passiert.
Wie wichtig ist uns in Deutschland Kinderschutz? Was muss in den kommenden Jahren getan werden? Wie blickt der Deutsche Kinderschutzbund selbst auf das Erreichte der letzten 70 Jahre zurück?
NDR Info Moderatorin Nina Zimmermann begrüßte als Gäste:
Dr. Stefanie Röhrs
Teamleiterin Kinderschutz bei Save the Children Deutschland e.V.
Dr. Lars Schulhoff
Abteilungsleiter Gestaltung und Jugendhilfe, Hamburger Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familieund Integration, Amt für Familie
Ralf Slüter
Geschäftsführer Deutscher Kinderschutzbund, Landesverband Hamburg e.V.