Mitreden! Deutschland diskutiert
Montag, 17. Februar 2025, 20:15 bis
21:15 Uhr, NDR Info
Gefühl oder Verstand - wie treffen Sie Ihre Wahlentscheidung?
Hörerinnen und Hörer haben bei "Mitreden!" mit Experten über Motive für Wahlentscheidungen diskutiert. Die Sendung als Video-Mitschnitt.
Kurz und heftig ist der Bundestagswahlkampf in diesem Jahr. Aber wo sollen die zwei Kreuze auf dem Wahlzettel hin? Ist das eine sachliche Entscheidung oder spielt das Gefühl auch eine Rolle? Darum ging es bei "Mitreden! Deutschland diskutiert".
Moderatorin Angela Ulrich begrüßte als Gäste:
Prof. Arndt Leininger
Politikwissenschaftler an der Technischen Universität Chemnitz
Prof. Dr. Maren Urner
Neurowissenschaftlerin und Professorin für Nachhaltige Transformation an der Fachhochschule Münster, Autorin des Buches "Radikal emotional - Wie Gefühle Politik machen"
Gefühl oder Verstand?
- Bundestagswahl: Warum wir wen wählen
- Buchautor Graichen: "Wahl-O-Mat kann Entscheidung nicht abnehmen"
- Psychologie: Die Macht der Wahlplakate über das Unterbewusste
- Schlauer als der Wahl-O-Mat? KI als digitaler Wahlberater
- "Wahl-Kompass" der Universität Münster
- Real-O-Mat der Plattform "FragDenStaat"
- Bundestagswahl 2025 / Alle Informationen
Theoretisch ist alles klar: Es gibt Wahlprogramme, erklärte Ziele der Parteien, nachvollziehbare Tatsachen, Infobroschüren, Talkrunden, Social-Media. Das alles abgleichen - und zwei Kreuze scheinen schnell gesetzt. Aber die Forschung zeigt, die Wählerinnen und Wähler entscheiden eben nicht nur rational, sondern sie folgen auch ihrem Gefühl. Sie fühlen sich einer bestimmten Gruppe zugehörig, sie wollen garantiert die "Richtigen" - nämlich die Gewinner - wählen und dann gefällt der Kandidat doch nicht und das Kreuz wird woanders gesetzt.
Und wer studiert schon die Wahlprogramme der Parteien ganz genau? Dazu gibt es keine Zahlen, aber die Forscher der Uni Hohenheim analysieren seit Jahren die Wahlprogramme und halten sie für eine "verschenkte Kommunikationschance". Sie seien zu lang, zu unverständlich, enthielten zu viele Fremdwörter und viele "Satzmonster".
Das Wahlverhalten - ein komplexer Prozess
Das gesicherte Wissen über das Wahlverhalten ist in den letzten Jahrzehnten rapide gewachsen, schreibt der Parteienforscher Karl-Rudolf Korte und trotzdem bleibe das Wahlverhalten ein komplexer Prozess und die Vorhersagen, so Korte, würden sich nicht wesentlich verbessern lassen.
Urner: Verstand und Emotionen gehören zusammen
"Wir sollten anerkennen, dass jede Wahlentscheidung eine hochemotionale Angelegenheit ist", meint die Neurowissenschaftlerin Maren Urner. Denn Gefühl und Verstand seien eben nicht zwei unterschiedliche Dinge. Wenn wir uns darüber im Klaren seien, könnten wir erkennen, was da in uns vorgeht und warum wir zum Beispiel diese Partei ausgesucht haben. Das wäre dann der erste Schritt, um eine freie Entscheidung zu treffen.
Technische Entscheidungshilfen sind beliebt
Der Wahl-O-Mat ist der Klassiker unter den technischen Entscheidungshilfen. Seit über 20 Jahren betreibt die Bundeszentrale für politische Bildung das Portal, millionenfach geklickt. In diesem Jahr legte die App einen Rekordstart hin, innerhalb der ersten 24 Stunden wurde sie neun Millionen Mal aufgerufen. Dazu kommen in diesem Jahr viele neue Wahlhilfen, darunter auch ein Wahl-Chat, der von einer KI betrieben wird.
Doch die Entscheidung treffen immer noch die Wählerinnen und Wähler selbst. Das Interesse an Wahlen ist jedenfalls groß, die Wahlbeteiligung stieg in den vergangenen Jahren.
Vielen Dank für Ihren Beitrag in der Sendung!
Wie entscheiden Sie sich? Wie informieren Sie sich vor der Wahl? Wählen Sie strategisch? Lesen Sie die Wahlprogramme? Folgen Sie Ihrem Gefühl? Mit wem diskutieren Sie Ihre Wahlentscheidung? Darüber haben wir in der Sendung miteinander gesprochen. Vielen Dank für Ihre Diskussionsbeiträge!
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Bundestagswahl
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