NDR Info - Redezeit
Donnerstag, 29. Februar 2024, 21:03 bis
22:00 Uhr, NDR Info
NDR Info Redezeit: Kann Hausarbeit gerechter aufgeteilt werden?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
Sich um die Familie zu kümmern ist immer noch vor allem Frauensache. Zumindest ergeben das aktuelle Zahlen. Ist das okay und muss das so sein? Das war das Thema in der NDR Info Redezeit am Donnerstag.
Ist Hausarbeit eigentlich wichtig, wenn sie nicht mit Geld bezahlt wird? Müssen wir sie anders wertschätzen oder sogar in Beziehungen oder zwischen den Geschlechtern gerechter aufteilen? Solchen Fragen widmet sich der Equal Care Day, der immer am 29. Februar stattfindet. Schon das Datum soll darauf hinweisen, dass über die sogenannte Fürsorgearbeit viel zu selten gesprochen wird.
Wer kümmert sich um Kinderarzt-Termine und Familienurlaub?
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Genau genommen geht es hierbei nicht nur um Hausarbeit. Gemeint ist auch häusliche Pflege, Kinderbetreuung, Familienorganisation und der ganze sogenannte Mental Load. Wer kocht und kümmert sich um die Wäsche? Wer besorgt das Geburtstagsgeschenk für die Nichte? Wer macht die Kinderarzttermine oder bucht die Tickets für den Familienurlaub? Während manche Paare sehr klar darin sind, wem welcher Aufgabenbereich zufällt, handeln andere das immer wieder neu aus.
Fragebögen oder Handy-Apps helfen, ein Bewusstsein für die Fülle an Aufgaben zu vermitteln, die damit verbunden sind. Dahinter steht der Gedanke: Wer mehr Zeit in die Care-Arbeit steckt, hat weniger Zeit für anderes. Zum Beispiel für sich selbst oder auch für die (erfolgreiche) Erwerbsarbeit. Auch die sogenannte Teilzeit-Falle schnappt leichter zu.
Wie gleichberechtigt teilen sich Paare die Arbeit auf?
Viele Paare fällen aber auch bewusst und gemeinsam die Entscheidung, dass einer von beiden bezahlte Arbeit macht und der andere eine unbezahlte. Oft stimmen allerdings Anspruch und Wirklichkeit nicht überein.
So hat eine Befragung im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergeben, dass 89 Prozent der Frauen und 84 Prozent der Männer eine gleichberechtigte Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit befürworten. 68 Prozent der befragten Mütter geben allerdings an, tatsächlich den überwiegenden Teil der Sorgearbeit zu leisten. Dem gegenüber stehen nur vier Prozent der Väter.
Frauen machen mehr unbezahlte Arbeit
Nach der jüngsten Erhebung des Statistischen Bundesamtes, der Zeitverwendungserhebung 2022, verbringen Frauen im Durchschnitt knapp 30 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit, Männer knapp 21 Stunden. Frauen in Deutschland haben im Jahr 2022 pro Woche durchschnittlich rund neun Stunden mehr unbezahlte Arbeit geleistet als Männer, das entspricht einer Stunde und siebzehn Minuten pro Tag.
Der sogenannte Gender Care Gap lag damit bei 43,8 Prozent. Wenn bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen betrachtet werden, arbeiteten Frauen im Jahr 2022 mit durchschnittlich fast 45,5 Stunden pro Woche mehr als Männer, die im Schnitt knapp 44 Stunden beschäftigt waren.
Gerechtere Verteilung und Aufwertung der Aufgaben
Als Reaktion auf Befunde dieser Art wurde der "Equal Care Day" ins Leben gerufen. Er hat zum Ziel, die Aufgaben der Fürsorge und Pflege gleichmäßiger auf beide Geschlechter zu verteilen, sie generell aufzuwerten und ihre arbeitsrechtlichen sowie gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern.
Was meinen Sie? Ist die gerechte Aufteilung zum Beispiel der häuslichen Arbeit ein noch fehlender Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung? Oder ist es eigentlich ganz gut so, wie es jetzt ist? Erfährt die unbezahlte Arbeit, die meistens Frauen im Hintergrund leisten, genügend Wertschätzung? Oder ist die Aufteilung von "dem bisschen Haushalt" Privatsache der dazu zählenden Personen? Wie politisch können und dürfen Haushalt und ehrenamtliche Pflege überhaupt sein?
NDR Info Moderatorin Birgit Langhammer begrüßte als Gäste:
Kirstine Fratz
Kulturwissenschaftlerin, Autorin, Zeitgeistforscherin
Sascha Verlan
Publizist, Mit-Gründer der Initiative Equal Care Day