Mitreden! Deutschland diskutiert
Donnerstag, 10. April 2025, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
"Mitreden!": Wie hart trifft uns der Zollkrieg von Donald Trump?
Die US-Zollpolitik erschüttert den weltweiten Handel und die Finanzmärkte. Hörerinnen und Hörer haben mit Experten darüber diskutiert.
Die US-Zollpolitik erschüttert den weltweiten Handel und die Finanzmärkte. Gerät unsere Wirtschaft ins Straucheln? Das war das Thema in der Sendung "Mitreden! Deutschland diskutiert!" am Donnerstag (10.04.2025).
Moderatorin Susann Böttcher begrüßte als Gäste:
Nadine Graf
Börsen- und Anlageexpertin bei "Finanztip"
Jens Katzek
Geschäftsführer Automotive Cluster Ostdeutschland
Prof. Dr. Joachim Ragnitz
Stellvertretender Leiter der ifo Niederlassung Dresden
Auch nach der Rolle rückwärts von US-Präsident Donald Trump: Deutsche Unternehmen fürchten um ihren wichtigsten Absatzmarkt, Kleinanleger um ihre Aktienanlagen. Und wie stark der Handelskrieg am Ende aufs persönliche Portemonnaie durchschlägt, ist noch nicht klar. Müssen wir für Smartphones, Jeans oder Erdnussbutter künftig mehr bezahlen?
Aktien auf Talfahrt, Exportwirtschaft alarmiert
- Kommentar: "Hinter Trumps Zollchaos steckt kein Masterplan"
- Nach Trumps Zollwende: Kurse rauf, Kurse runter - Dax volatil
- Zollstreit mit den USA: Die EU bleibt vorsichtig
- Wirtschaftsinstitut: US-Zölle werden nicht sofort zu Preissprung führen
- Deutsche Autos, Trumps Zölle: Wer zahlt drauf?
- Werden iPhone, Big Mac und Jeans bald teurer?
20 Prozent für alle Importe aus der EU, 25 Prozent für Autos, Aluminium und Stahl - egal, woher sie kommen und teilweise noch höhere Zölle für viele andere Länder. Die Handelsschranken, die US-Präsident Donald Trump (Republikaner) Anfang April zunächst hochgezogen hatte, verunsichern Märkte und Politik. Die EU hat zwar vorgeschlagen auf gegenseitige Zölle zu verzichten, das will Trump aber nicht. Der US-Präsident verkündete am Mittwochabend überraschend eine 90-tägige Zölle-Schonfrist für die meisten Länder - nur für Importe aus China werden 125 Prozent Zölle fällig. In den vergangenen Tagen waren die Aktien teilweise auf Talfahrt, auch die deutsche Exportwirtschaft ist alarmiert.
Preise könnten kurzfristig auch sinken
Für einige US-Produkte hatte sich die EU bereits vor der jüngsten Eskalation auf Gegenmaßnahmen geeinigt. Ab Mitte April sollen Sonderzölle auf Waren wie Sojabohnen, Jeans, Motorräder oder Schlauchboote fällig werden. Wahrscheinlich ist, dass die Importeure solcher Waren die Zölle auf ihre Kundschaft abwälzen. Es könnte aber auch sein, dass die Preise hierzulande kurzfristig sinken, meint etwa der Wirtschaftswissenschaftler Joachim Ragnitz. Denn durch die neuen Handelsschranken könnten mehr Waren nach Europa kommen. Und das dürfte die Preise drücken.
Viele Menschen in Sorge, kommt wieder Kurzarbeit?
Fest steht: Viele Deutsche beunruhigt der Handelsstreit. Laut einer Forsa-Umfrage für RTL und ntv machen sich 49 Prozent der Befragten deswegen große oder sehr große Sorgen. Und auch die wirtschaftlichen Erwartungen sind entsprechend gedämpft: 57 Prozent rechnen der Umfrage zufolge mit einer Verschlechterung der Lage.
Wirtschaftswissenschaftler Ragnitz meint: Das könnte passieren, wenn Trumps Zölle von Dauer sind. Dann müssten Exportbranchen womöglich Kurzarbeit anmelden oder Jobs abbauen. In der Autoindustrie sei die Lage ohnehin schon angespannt, sagt Jens Katzek, Geschäftsführer des Automotive Cluster Ostdeutschland. Er hofft auf eine Antwort aus Brüssel, die zu einem Ende des Handelskonflikts führt.
Finanzanlage: Trotzdem dranbleiben
Wie sich der Zollstreit und die damit verbundenen Aktienabstürze auf die persönliche Finanzanlage, etwa auf ETFs, auswirken, weiß Nadine Graf vom Ratgeber "Finanztip". Der Einbruch an der Börse sei zwar verunsichernd, so Graf, es habe aber schon heftigere Krisen gegeben. Sie rät: langfristig am Investment festhalten.
