Mehr als 70 Filme hat Richard Burton gedreht, Meisterwerke und Filme, die nur sein Name schmückt. Als einer der besten Charakterdarsteller seiner Zeit wird er für sieben Oscars nominiert, erhält aber keinen einzigen. Später schreibt Burton in sein Tagebuch, die Schauspielerei war "bis auf ein, zwei aufregende Momente die reinste Plage".
Mit 24 Jahren startet der 1925 geborene Sohn eines trunksüchtigen walisischen Bergmanns seine Bühnenkarriere. In den 50er Jahren zählt Richard Burton bereits zu den bekanntesten Shakespeare-Darstellern Englands. Bald vertraut auch Hollywood dem virilen Jungstar bedeutende Rollen in Großproduktionen an.
Bei dem Monumentalfilm "Cleopatra" steht Burton 1962 als Marcus Antonius mit Elizabeth Taylor in der Titelrolle vor der Kamera. Die Begegnung der "schönsten Frau der Welt" mit dem als unmäßigen Trinker und Womanizer bekannten Burton verändert beider Leben nachhaltig.
Der Liebeskrieg des berühmtesten Glamour-Paars der Filmgeschichte versorgt die Weltpresse über Jahre mit Skandalen und Schlagzeilen. Viele Rollen nimmt Burton nur an, um die Taylor mit Juwelen überschütten zu können. Ihr gemeinsamer schonungsloser Auftritt in dem preisgekrönten Trinker-Drama "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" spiegelt die exzessive Beziehung des Paares, das zwei Mal heiratet und beide Male scheitert.
Taylor, die strahlende Diva, kassiert für ihre intensive Darstellung ihren zweiten Oscar, Burton dagegen geht wieder leer aus. Seine unersättliche Liebe fristet ihr Dasein nun im Schatten von Liz Taylors Ruhm. Als desillusionierter Agent Leamas kann er 1965 in dem John-le-Carré-Thriller "Der Spion, der aus der Kälte kam" brillieren.
Bis in die 1980er-Jahre nimmt Burton fast wahllos jedes Rolle an. Sein Name hat noch Zugkraft, doch sein Charisma leidet unter dem massiven Alkoholmissbrauch. Ausgebrannt schreibt er in sein Tagebuch: "Warum drehe ich einen Film, der mich so langweilt? Warum lasse ich mich überreden, etwas Mittelmäßiges zu machen?"
Angewidert von sich selbst und der Schauspielerei vertieft sich Burton in die Literatur, besonders in die Lyrik seines nicht minder alkoholsüchtigen Landsmannes Dylan Thomas, den er seit seiner Jugend verehrt.
Mit der Verfilmung von George Orwells "1984" kann Burton noch einmal an seine großen Zeiten anknüpfen. Die Uraufführung aber erlebt er nicht mehr. Kurz nach Ende der Dreharbeiten erleidet der 58-Jährige einen Hirnschlag und stirbt am 5. August 1984 in Genf.