"Rammstein - Row Zero" - Folge 1 des Podcasts wieder online
In der juristischen Auseinandersetzung zwischen dem NDR und dem Frontmann der Band Rammstein hat das Landgericht Hamburg einen Beschluss zur ersten Folge erlassen. Nun prüft der Sender gegen diesen vorzugehen. Der Kern der Recherche zu Till Lindemanns Sex-Rekrutierungssystem und der Vorwurf des Machtmissbrauchs wird nicht angegriffen.
Die erste Folge des Podcasts "Rammstein - Row Zero" ist wieder online. Für eine Woche hatte der NDR die Folge offline gestellt und drei Passagen verändert. Die Änderungen erfolgten als Reaktion auf eine Anordnung des Landgerichts Hamburg, vor allem zum Schutz von Till Lindemanns Persönlichkeitsrechten.
Laut dem Beschluss darf in der Folge nicht der Verdacht erweckt werden, dass der Rammstein-Sänger Sex mit dem Rammstein-Fan Cynthia A. (Name geändert) ohne deren Zustimmung und gegen ihren erkennbaren Willen gehabt habe. Das Landgericht Hamburg hat dies mit einer sogenannten einstweiligen Verfügung angeordnet. Es handelt sich um eine vorläufige Entscheidung. Gegen den aktuellen Beschluss des Gerichts prüft der NDR nun Rechtsmittel einzulegen.
Kern der Recherche bleibt bestehen
Der Kern des Podcasts und der Recherche, also das Sex-Rekrutierungssystem um die sogenannte Row Zero und der Vorwurf des Machtmissbrauchs gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann gegenüber weiblichen Fans, bleibt bestehen. Lindemanns Netzwerk hat Fans für Sex mit dem Superstar rekrutiert und ihm zugeführt. In dem Podcast berichten Frauen, was sie vor, während und nach den Konzerten erlebt haben. Sie kommen auch nach den Änderungen weiterhin ausführlich zu Wort.
In der ersten Folge hat der NDR nun Interview- und Textpassagen durch einen Piep-Ton in drei Passagen ersetzt. Dabei handelt es sich vor allem um Schilderungen von Cynthia A., in denen sie von ihrer Reaktion während des Sex mit Lindemann berichtet.
Recherchen zu Sex-Rekrutierungssystem
Recherchen von NDR und der "Süddeutschen Zeitung" hatten im vergangenen Jahr dieses Sex-Rekrutierungssystem um Till Lindemann enthüllt. Mehrere Frauen werfen dem Rammstein-Sänger vor, seinen Status als Superstar missbraucht zu haben. Till Lindemann bestreitet das sowie jegliche strafrechtlich relevanten Vorwürfe. Laut Lindemann sei der Sex mit Fans am Rande von Konzerten immer einvernehmlich gewesen.
Zwischenzeitlich hatte die Berliner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen ihn unter anderem wegen mutmaßlicher Sexualdelikte eingeleitet, dieses vor einem Jahr jedoch wieder eingestellt. Till Lindemann klagt gegen weitere Veröffentlichungen von NDR und "Süddeutscher Zeitung". In einigen der Auseinandersetzungen war Lindemann teilweise erfolgreich. Viele Entscheidungen sind noch nicht rechtskräftig.
Schilderungen der Frauen sorgfältig geprüft
Der NDR hat für den vierteiligen Podcast "Rammstein - Row Zero" in Zusammenarbeit mit der "Süddeutschen Zeitung" über mehrere Monate recherchiert. Die Reporter:innen haben mit Zeug:innen des Sex-Rekrutierungssystems und mit Weggefährten von Till Lindemann gesprochen. Einige der Frauen haben ihre Erlebnisse an Eides statt versichert, darunter auch Cynthia A., die in Folge 1 im Podcast ihre Erfahrungen ausführlich schildert. Der Podcast "Rammstein – Row Zero" ist neben der ARD-Audiothek online überall dort zu hören, wo es Podcasts gibt.