Ohne Gasheizung leben: "Elf Grad sind ganz schön frisch"
Rita Falk ist Vermieterin von Ferienwohnungen auf Rügen. Weil ihre Gas-Abschläge sich stark erhöht hatten, hält sie die Ferienwohnungen geschlossen und heizt ihr Privathaus nur mit einem Kamin.
Die Gaspreise bereiten derzeit vielen Menschen Sorgen. Rita Falk kann davon ein Lied singen. Als ihr Gasversorger monatliche Abschläge von insgesamt mehr als 900 Euro verlangte, konnte und wollte sie dabei nicht mitmachen. Bislang hatte sie nur 140 Euro bezahlt. Sie entschied deshalb, ihre Ferienwohnungen im Winter geschlossen zu halten und ihr eigenes Haus nur per Kamin zu beheizen. Wie lebt es sich, wenn man völlig auf Gasheizung verzichtet?
Es sei wirklich anstrengend, sagt Falk. In der Urlaubssaison habe sie wenig frei. Da sollte sie eigentlich jetzt ein bisschen "die Füße hochlegen, lesen und viel raus". Aber es drehe sich alles und jedes Gespräch nur um das Thema Energiepreise.
Innentemperatur bei elf Grad
"Ich war übers Wochenende nicht zu Hause. Als ich wiederkam, waren es bei mir im Haus elf Grad überall", erzählt die 62-Jährige. "Elf Grad sind ganz schön frisch. Und ich habe gedacht: Jetzt erst mal schnell den Kamin schön anfeuern." Der Kamin ist ihre Rettung - angeschafft hatte sie ihn von ihrem letzten Ersparten. "Bis abends um zehn hatte ich bei mir im Wohnzimmer dann 21 Grad. Aber im restlichen Haus war es immer noch total kalt."
Verschiedene Wärmezonen im Haus
Falk hat ihr Haus in Wärmezonen unterteilt. Mithilfe von Vorhängen versucht sie die Wärme in den verschiedenen Räumen zu halten. Doch bei Außentemperaturen um die 5 Grad habe sie dann schnell gemerkt, ganz ohne Gas geht es auch nicht. Nur in der Küche und im Badezimmer stelle sie nun die Heizung an. Bis auf 18 Grad im Bad, für die Küche reichten 15,5 Grad. "Das reicht ja zum Arbeiten", meint sie.
Außerdem versucht Falk, ihren Warmwasserverbrauch zu senken - dafür hat sie den Warmwasserboiler anders eingestellt. Sie wasche sich am Waschbecken, nur alle fünf bis sechs Tage dusche sie und wasche ihre Haare. "Ich habe gemerkt, dass 30 Grad warmes Wasser zu kalt ist. Ich habe es jetzt wieder hoch gedreht auf knapp unter 50 Grad. Aber ich nutze das nur einmal am Tag", schränkt sie ein.
Allein im Dickicht der Informationen
Ob das allerdings richtig ist, weiß sie nicht. "Schädige ich damit mein Haus?", fragt sie beunruhigt. "Oder was passiert, wenn das Wasser an den Scheiben runterläuft? Das sind die praktischen Fragen, die mich interessieren würden", sagt Falk.
Das Umweltbundesamt und auch die Verbraucherzentralen raten zu Warmwasser mit einer Temperatur von 60 Grad und Raumtemperaturen von mindestens 16 Grad. Nur so könne man Legionellen im Wasser und Schimmel im Haus vermeiden. Doch Rita Falk fühlt sich mit ihren Fragen im Dickicht der Informationen alleingelassen.
Verlorengegangene Sicherheit
Gleichzeitig steht sie unter Druck, Gas einsparen zu müssen. Mit ihrem örtlichen Gasversorger hat sie sich auf monatliche Abschläge von 270 Euro geeinigt. "Normalerweise verbrauche ich ungefähr 25.000 Kilowattstunden Gas. Den Vertrag habe ich jetzt für 15.000 Kilowattstunden gemacht, das heißt um sehr vieles weniger", sagt Falk.
Wirklich zur Ruhe kommt sie nicht mehr, dabei hat ihr die Ärztin dringend dazu geraten. "Ich möchte nicht für alles nur immer Sicherheit haben, aber für die Grundlagen meines Lebens ist mir Sicherheit schon wichtig. Aber die ist mir verlorengegangen." Nur einfach dazusitzen und abzuwarten, sei aber nicht ihr Ding, meint Falk.