Ein Mann sitzt zuhause an einem Esstisch und arbeitet an einem Laptop. © dpa
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AUDIO: Studie: Die Deutschen sitzen zu viel (3 Min)

Gesundheitsreport: Deutsche werden immer träger

Stand: 14.08.2023 15:52 Uhr

Laut einem aktuellen Gesundheitsreport sitzen die Menschen in Deutschland immer länger. Experten fordern Präventionsangebote und dass Bewegung zur alltäglichen Routine werden müsse. Sonst drohe eine gesundheitsökonomische Krise.

9,2 Stunden sitzen die Bundesbürger im Durchschnitt an Werktagen - bei der Arbeit, im Auto, vor dem Fernseher oder in der Freizeit. Das ist noch einmal eine halbe Stunde mehr als 2021, wie die Ergebnisse eines Reports der Deutschen Sporthochschule Köln und der Deutschen Krankenversicherung (DKV) zeigen, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Befragt wurden 2.800 Menschen. Am längsten sitzen demnach die 18- bis 29-Jährigen, mit mehr als zehn Stunden täglich. "Besorgniserregend" nennen das die Autoren der Studie. Denn langes Sitzen könne das Risiko für das Entstehen von Herzerkrankungen, Krebs und Typ-2-Diabetes erhöhen.

Norden: Schleswig-Holsteiner sitzen am meisten

Im Ländervergleich kommen die Schleswig-Holsteiner beim Thema Sitzen mit 561 Minuten auf den drittletzten Platz. Nur die Menschen in Nordrhein-Westfalen und Bayern sitzen werktags noch länger. Auch die Niedersachsen sitzen viel zu viel (560 Minuten), die Hamburger liegen im Mittelfeld (539 Minuten). In Mecklenburg-Vorpommern bringen es die Befragten auf 507 Minuten Sitzen.

Gegen das viele Sitzen unternehmen aber vor allem die Hamburger etwas: In der Hansestadt bewegen sich 76 Prozent aller Einwohner ausreichend, um einen gesundheitlichen Nutzen daraus zu ziehen. Am wenigsten bewegen sich die Hauptstädter (65 Prozent), gefolgt von den Schleswig-Holsteinern (68 Prozent).

Bewegung reduziert Sterberisiko

"Eine Verminderung der täglichen Sitzzeiten durch Bewegung reduziert das Sterberisiko erheblich", sagt der Kölner Sportwissenschaftler Ingo Froböse, der das Bewegungsverhalten der Deutschen für die Studie untersucht hat. Das Autorenteam betont außerdem die Bedeutung von regelmäßigem Muskeltraining: Das sei ein wichtiger Schutzfaktor gegen Pflegebedürftigkeit im Alter. Bislang betreibe knapp die Hälfte der Bundesbürger aber gar kein solches Training.

Froböse fordert, dass Bewegung zu alltäglicher Routine wird und Sport wieder einen zentralen Platz in der Gesellschaft einnimmt. Ohne umfassende Präventionsangebote steuere die Gesellschaft auf eine gesundheits- und sozialökonomische Krise zu.

Psyche leidet unter zu viel Sitzen

Überhaupt scheint Deutschland von einer rundum gesund lebenden Republik weit entfernt, denn die Befragung zeigt auch: Ein Viertel aller Deutschen gibt ein niedriges subjektives psychisches Wohlbefinden an, was als erster Hinweis für eine mögliche Depression angesehen wird. Dabei könne gerade regelmäßige Bewegung mehr Wohlbefinden bringen: "Wer sich wohl fühlt, bewegt sich mehr bzw. wer sich mehr bewegt, fühlt sich wohler", heißt es in der Studie.

Jede Bewegung hilft

Generell lautet der Rat der Experten, die Sitz-Zeit zu verringern. Je länger man sitze, umso mehr Bewegung sei nötig, um das gesundheitliche Risiko auszugleichen. Dabei sei jegliche körperliche Aktivität besser als keine. Für Gesundheit und Wohlbefinden empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) allen Erwachsenen mindestens 150 bis 300 Minuten moderat-intensive Bewegung pro Woche, sei es bei der Arbeit, im Haushalt, beim Sport oder in der Freizeit.

Ernährung und Entspannung im hohen Norden top

Gute Nachrichten gibt es bei der Ernährung, zumindest für Menschen, die im hohen Norden leben. Da liegen die Schleswig-Holstein gemeinsam mit den Hamburgern auf Platz 1 im Ländervergleich. Das bedeutet, dort essen die Menschen gesünder und abwechslungsreicher. Ganz anders die Niedersachsen: Dort erreicht nicht einmal jeder zweite die Anforderungen einer gesunden Ernährung.

Während deutschlandweit nicht einmal jedem zweiten Deutschen (48 Prozent) ein gesunder Umgang mit Stress gelingt, schaffen Bürger in Schleswig-Holstein (56 Prozent) und Hamburg (54 Prozent) dies überdurchschnittlich oft. In Mecklenburg-Vorpommern (46 Prozent) hingegen lebt es sich offenbar etwas weniger entspannt.

Nur 17 Prozent führen ein rundum gesundes Leben

Insgesamt erreichen nur 17 Prozent der Deutschen alle Benchmarks für ein gesundes Leben. Das heißt, sie bewegen sich ausreichend, sie ernähren sich ausgewogen, verzichten auf Rauchen sowie Alkohol und können mit ihrem Stressaufkommen gut umgehen. Damit leben im Vergleich zu 2021 zwar wieder mehr Menschen ein rundum gesundes Leben (2021: 11 Prozent). Dennoch bleibe das Niveau insgesamt niedrig, so das Fazit der Studie.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 14.08.2023 | 19:46 Uhr

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