Stand: 29.12.2016 15:08 Uhr

Ein Jahr Frauenquote in großen Unternehmen

von Arne Schulz, NDR Info

Krach, Konflikte und Krisen, Kriege und Katastrophen sind nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit. Neben allem, das uns zu Recht beunruhigt und besorgt, gibt es auch Entwicklungen zum Besseren - nicht nur Rückschritte, sondern auch Fortschritte. Diesen Fortschritten ist unsere Rubrik "NDR Info Perspektiven" gewidmet - in dieser Folge geht es um ein besonders umstrittenes Thema: die Frauenquote.

Mehr Frauen an die Spitze - nicht nur in der Politik oder im öffentlichen Dienst, auch in der freien Wirtschaft, das war das Ziel von Frauenministerin Manuela Schwesig, die dafür vor einem Jahr eine Frauenquote ins Gesetz geschrieben hat. Welche Wirkung hat die Maßnahme in ihrem ersten Jahr erzielt?

Zwei Frauen stehen mit zwei Männern zusammen © imago stock&people
AUDIO: Perspektiven: Ein Jahr Frauenquote in der Wirtschaft (8 Min)

Für wen gilt die Quote überhaupt?

Die Frauenquote von 30 Prozent gilt nicht für die Top-Manager im Vorstand, sondern nur für die Aufsichtsräte. Und sie gilt auch nur für etwas mehr als 100 Unternehmen in Deutschland, beispielsweise für die Telekom, die Deutsche Bank oder die Lufthansa. Die Quote erfüllen müssen nur Firmen, die an der Börse gelistet und voll mitbestimmungspflichtig sind. Mitbestimmungspflichtig bedeutet grob gesagt, dass im Aufsichtsrat neben Anteilseignern auch Arbeitnehmervertreter sitzen müssen. Weitere 3.500 Unternehmen müssen sich ein verbindliches Ziel setzen. Wie ehrgeizig das ist, dürfen sie allerdings selbst festlegen.

Wie wirksam ist das Gesetz?

Laut einer Studie des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte aus dem November 2016 ist der Frauenanteil in den vergangenen eineinhalb Jahren um etwa sechs Prozent gestiegen. Frauenministerin Schwesig sagt deshalb: "Die Quote wirkt. Das Gesetz geht in die richtige Richtung, wir haben mehr Frauen in Führungspositionen." Auch der Verein Frauen in die Aufsichtsräte sieht große Verbesserungen. Allerdings hatte man dort einen noch stärkeren Anstieg erwartet.

Erreichen schon alle Unternehmen die gesetzliche Quote?

Nein, bislang erfüllt gerade mal die Hälfte die Quote von 30 Prozent. Und die Unterschiede sind enorm. Beim Industriedienstleister Bilfinger ist schon jetzt die Hälfte der Kontrolleure weiblich. Bei der Porsche Automobil Holding sitzt dagegen nach wie vor keine einzige Frau im Aufsichtsrat. Das bedeutet allerdings nicht, dass zahlreiche Unternehmen gegen das Gesetz zur Frauenquote verstoßen. Sie müssen die Quote erst erfüllen, wenn sie ihr Aufsichtsgremium neu besetzen. Und bei vielen Unternehmen wird erst in 2017 oder 2018 neu gewählt.

Wie sieht es in den Vorständen der Unternehmen aus?

In den Vorständen sind Frauen weiterhin eine kleine Minderheit. Ihr Anteil ist zwar ebenfalls gestiegen, liegt aber im Schnitt noch immer bei mageren sechseinhalb Prozent.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Perspektiven - auf der Suche nach Lösungen | 30.12.2016 | 06:40 Uhr

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