Die Folgen der Mehrwertsteuer-Erhöhung für Gastronomen und Gäste
In der Gastronomie steigt die Mehrwertsteuer für Speisen im Januar wieder von 7 auf 19 Prozent. Welche Folgen hat das für die Betreiber von Restaurants und für deren Gäste? Das war das Thema in NDR Info live.
Mehr als drei Jahre lang galt in der Gastronomie und für Verpflegungsdienstleistungen - als Folge der Belastungen in der Corona-Pandemie und später auch der gestiegenen Energiekosten - ein reduzierter Mehrwertsteuersatz auf Speisen von 7 Prozent. Die Maßnahme war zeitlich begrenzt und wurde mehrfach verlängert.
Damit ist nun Schluss: Ab Januar 2024 geht es nach einer Regierungsentscheidung mit der Umsatzsteuer wieder rauf auf den bis Mitte 2020 gewohnten Satz von 19 Prozent. Die Erhöhung komme zu früh, erklärte der Hamburger Gastronom Johannes Schröder bei NDR Info live am Mittwoch."Unsere Kosten sind insgesamt unter anderem durch höhere Lebensmittelpreise gestiegen. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer wird uns zusätzlich sehr zu schaffen machen", so der Gastronom. Er sei jedoch nicht bereit, bei der Qualität der Lebensmittel zu sparen. Geld verdiene er nach eigenen Aussagen aktuell kaum noch. "Kein Betriebswirt würde mir raten, unter diesen Umständen weiter zu machen", sagte Schröder.
Betriebsschließungen und Anpassungen möglich
Von einigen in der Branche werden im schlimmsten Fall sogar Betriebsschließungen befürchtet. Nach einer Umfrage unter Betrieben im Sommer 2023 hieß es, dass bundesweit 12.000 Lokale schließen müssten, sollte die Steuer wieder angehoben werden. Diese Zahl kann Daniela Steinbrenner, Ökonomin am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), nicht bestätigen. "Aus wissenschaftlicher Sicht ist im Vorfeld schwer einzuschätzen, wie viele Betriebe tatsächlich schließen werden, da wir keinen Einblick in die Kosten der einzelnen Betriebe haben. Wir werden aber Anpassungen sehen, wie kleinere Karten oder mehr Außer-Haus-Service", erklärte die Ökonomin. Essen zum Mitnehmen oder bei Lieferdiensten sowie Lebensmittel im Supermarkt werden auch in Zukunft wie bisher mit 7 Prozent besteuert.
Ökonomin: Von niedriger Steuer profitieren Besserverdiener
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Steinbrenner lobt die Entscheidung, bei den Speisen zum ursprünglichen Steuersatz zurückzukehren. "Von der niedrigeren Mehrwertsteuer profitieren vor allem Besserverdiener, da diese öfter in Restaurants essen gehen. Will man Geringverdiener unterstützen, dann besser über das Bürgergeld oder über das Kindergeld."
Eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer in Restaurants und Cafés würde für den Bund laut Schätzungen von Experten im kommenden Jahr Steuerausfälle von rund 3,3 Milliarden Euro bedeuten. Über die kommenden zehn Jahre gehen Forschende sogar von insgesamt knapp 38 Milliarden Euro aus. Steinbrenner sagte, es sei auch nicht gut zu vermitteln, dass eine bestimmte Branche dauerhaft so unterstützt werde wie bisher.
Hamburger Gastronom: Preise müssen fair bleiben
Wird sich die steigende Mehrwertsteuer in den Restaurants für die Gäste bemerkbar machen? Gastronom Johannes Schröder will die Preise vom Vorjahr halten und an anderer Stelle wirtschaftlicher arbeiten. "Wir müssen faire Preise liefern und die Gäste müssen schauen, inwiefern sie ihre lokale Gastronomie unterstützen."
Andere Betriebe werde hingegen nicht darauf verzichten können, die Mehrwertsteuer-Erhöhung an die Gäste weiterzugeben. Die Verbraucherzentrale rät, um Geld zu sparen, kleinere Portionen zu bestellen oder auf Fleisch zu verzichten, da vegetarische Gerichte günstiger seien. Schröder hält diese Empfehlungen jedoch nicht für zielführend, da so der Gastronomie noch weiterer Umsatz fehlt. Er kann sich vorstellen, sich bei einem Steuersatz in der Mitte zu treffen und zum Beispiel zunächst auf zehn Prozent zu erhöhen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass auf Getränke wie bisher nur 7 Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden. Das war ein Fehler, den wir korrigiert haben: Getränke wurden in der Vergangenheit und werden auch in Zukunft mit 19 Prozent besteuert.