Gastronomie befürchtet Aus für Hunderte Restaurants

Stand: 17.11.2023 18:13 Uhr

Gastronomen in Niedersachsen kritisieren die geplante Rückkehr zur Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf Speisen. Die Bundesregierung hat sich darauf verständigt, dass der Steuersatz wieder ansteigen soll.

Die geplante Rückkehr zum vollen Steuersatz auf Speisen in der Gastronomie könnte in Niedersachsen laut Branchenverband Dehoga zur Schließung Hunderter Restaurants führen. "Wir stehen schlechter da als 2019", warnte der Hauptgeschäftsführer des niedersächsischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Rainer Balke, am Freitag. Während der Corona-Zeit seien bereits rund 3.000 Gastgewerbe im Land verloren gegangen. Nun drohe bis zu 1.000 weiteren Betrieben die Schließung, sagte Balke unter Berufung auf eine Umfrage unter den Unternehmen. Tausende Menschen könnten in der Folge ihren Job verlieren. "Das alles hat, glaube ich, die Politik nicht eingepreist", sagte Balke.

Ampelkoalition will ab Januar zu 19 Prozent Steuer zurück

Die Bundesregierung hat sich nach Angaben der Chefhaushälter von SPD, Grünen und FDP darauf verständigt, dass auf Speisen in der Gastronomie von Januar an wieder eine Steuer von 19 statt derzeit 7 Prozent gilt. Der geringere Satz war in den ersten Monaten der Corona-Krise eingeführt und später wegen der Energiekrise und der hohen Inflation verlängert worden, um die Betriebe zu entlasten.

Höhere Preise in Restaurants - Verband fürchtet weniger Gäste

Balke erklärte, in vielen Betrieben lägen die Umsätze noch hinter denen von 2019 zurück, während gleichzeitig die Kosten gestiegen seien. Höhere Preise für die Restaurant-Gäste seien daher kaum vermeidbar, wenn wieder ein höherer Steuersatz gilt. Denn: Die Betriebe hätten keinen finanziellen Spielraum, um die Steigerung auf die eigene Kappe zu nehmen. Die Branche befürchte daher, dass sich viele Gäste einen Restaurantbesuch nicht mehr oder nur noch selten leisten können.

CDU spricht von herbem Schlag

Ähnlich sieht es die CDU, die in Niedersachsen in der Opposition ist. "Gerade für das Tourismusland Niedersachsen, unsere Gastronomen, aber auch für die Menschen im Land, die nun wieder mehr zahlen müssen, ist das ein herber Schlag", sagte die parlamentarische Geschäftsführerin Carina Hermann. "Sollten weitere Betriebe dem Preisdruck nicht standhalten können, geht das auf das Konto der Ampel."

Umfrage: Mehrwertsteuer ist größte Sorge von Gastronomen

Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKN) bereitet Gastronomen die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz die meisten Sorgen. Es gab aber nicht nur Kritik an der Entscheidung. Die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer sagte am Freitagmorgen im Deutschlandfunk: "Die Corona-Pandemie, die ist vorbei. Dass man weiterhin die Gastronomie extra unterstützt, ist nicht einzusehen."

Weitere Informationen
Eine Tafel mit der Aufschrift "19 Prozent Mehrwertsteuer (MwSt) und einem Pfeil, der nach oben zeigt" steht vor leeren Stühlen, Tischen und einem Fahrrad. © Colourbox Foto: Skrypko Ievgen

Höhere Mehrwertsteuer in Gastronomie wird "fatale Auswirkungen haben"

Mecklenburg-Vorpommerns Dehoga-Präsident Lars Schwarz kann die von der Bundesregierung gefällte Entscheidung nicht nachvollziehen. (17.11.2023) mehr

Eine Frau gibt an einer Restaurantkasse Geld in die Hand eines Kassierers. © picture alliance/dpa Foto: Carsten Koall

Gesenkte Restaurant-Mehrwertsteuer: Opposition für Fortsetzung

CDU und AfD im Niedersächsischen Landtag fordern unabhängig voneinander, dass es bei sieben Prozent bleibt. (12.10.2023) mehr

Gastronom Roger Burkowski. © Screenshot
3 Min

Gastronomen fürchten höhere Mehrwertsteuer

Im Restaurant "Zur Heideblüte" in Hambühren macht man sich Sorgen, dass die Gäste bei höheren Preisen ausbleiben. (30.08.2023) 3 Min

Ein Mann und eine Frau stehen in einem Cafe am Tresen und schauen auf eine Rechnung. © MODEL RELEASED, MR, PROPERTY RELEASED, PR Foto: MODEL RELEASED, MR, PROPERTY RELEASED, PR

Gastronomen in Niedersachsen fürchten höhere Mehrwertsteuer

Die Ermäßigung auf sieben Prozent aus Corona-Zeiten soll 2024 auslaufen. Damit würden Hochzeiten und andere Feiern viel teurer. (29.08.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 17.11.2023 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Steuern

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Einsatzkräfte von Rettungsdiensten sind im Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Auf dem Weihnachtsmarkt ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. © Dörthe Hein/dpa-Zentralbild/dpa

Neunjähriger aus Niedersachsen stirbt bei Anschlag in Magdeburg

Das Kind kam nach NDR Informationen aus Warle im Landkreis Wolfenbüttel. Der jüngere Bruder des Jungen wurde leicht verletzt. mehr