Der Winter hält Einzug auf dem Arbeitsmarkt
Die Winterpause macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Bundesweit ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember leicht gestiegen. Im Norden stemmt sich nur Hamburg gegen den Trend.
- Niedersachsen: Große Unterschiede bei regionalen Arbeitslosenquoten
- Schleswig-Holstein: Gut 1.700 Arbeitslose mehr
- Mecklenburg-Vorpommern: Weniger offene Stellen als im Vorjahresmonat
- Hamburg: Etwas weniger Arbeitslose im Stadtstaat
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Dezember im Vergleich zum Vormonat November um 33.000 auf 2,807 Millionen Menschen gestiegen. Das sind 170.000 mehr als im Dezember 2023, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Vergleich zum November um 0,1 Punkte auf 6 Prozent - vor einem Jahr lag sie noch bei 5,7 Prozent. Im Norden liegen Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern mit 7,9 und 8 Prozent Arbeitslosenquote nah beieinander. Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit 5,9 und 5,8 Prozent ebenfalls.
Die Zahl der Arbeitslosen nimmt zum Ende des Jahres normalerweise zu, weil befristete Stellen auslaufen, weniger neue Arbeitsverträge geschlossen werden und vom Wetter abhängige Branchen wie das Baugewerbe weniger zu tun haben.
Höhere Arbeitslosenquote im Jahresschnitt
Im Jahresdurchschnitt nahm die Arbeitslosenquote in Deutschland im Vergleich zu 2023 um 0,3 Prozentpunkte zu - und stieg auf 6 Prozent. Den stärksten Anstieg im Norden gab es im Vergleich zum Gesamtjahr 2023 in Hamburg mit +0,6 Prozentpunkten, den geringsten Zuwachs in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit +0,2 Prozentpunkten.
"Rückblickend hat die anhaltende Wirtschaftsflaute im Jahr 2024 zwar zunehmend tiefere Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Im Kern behauptete er sich alles in allem aber weiterhin", sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles. Die Arbeitsagentur griff für die Statistik auf Datenmaterial zurück, das bis zum 12. Dezember vorlag.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ging zurück: Im Dezember waren 654.000 Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet, 59.000 weniger als vor einem Jahr. Die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt wird auch dadurch deutlich, dass die Kurzarbeit weiterhin zunimmt. Die aktuellsten Daten liegen der Bundesagentur für Oktober vor. In diesem Monat zahlte sie für 287.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld, nach 225.000 im September und 165.000 im August. Vom 1. bis 26. Dezember gingen Anträge für 55.000 weitere Beschäftigte ein. Ob diese tatsächlich Kurzarbeitergeld in Anspruch nehmen, lässt sich aber nicht mit Sicherheit sagen.
Die Regierung wolle Arbeitsplätze, die gefährdet sind, sichern, sagte Staatssekretär Rolf Schmachtenberg aus dem Bundesarbeitsministerium: "Qualifizierung und Förderung von Weiterbildung in der Kurzarbeit sind dafür die arbeitsmarktpolitischen Instrumente."
Niedersachsen: Große Unterschiede bei regionalen Arbeitslosenquoten
Die Arbeitslosigkeit in Niedersachsen ist zum Jahresende leicht gestiegen. Insgesamt waren 263.294 Menschen arbeitslos gemeldet, 3.582 mehr als im Vormonat, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Hannover mitteilte. Die Arbeitslosenquote steigt demnach leicht auf 5,9 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 5,7 Prozent. Regional unterscheiden sich die Arbeitslosenzahlen stark. Am höchsten war die Arbeitslosenquote mit 11,2 Prozent in Wilhelmshaven, am niedrigsten im Landkreis Osterholz mit 3,4 Prozent. Aktuell sind 63.643 offene Stellen gemeldet.
"Das gerade begonnene Jahr wird allerdings von unsicheren wirtschaftlichen Aussichten geprägt, deshalb müssen wir für 2025 mit etwas mehr Arbeitslosigkeit rechnen", sagt Shirin Khabiri-Bohr, Geschäftsführerin Operativ der Bundesagentur für Arbeit Niedersachsen-Bremen.
Schleswig-Holstein: Gut 1.700 Arbeitslose mehr
Die Zahl der Arbeitslosen in Schleswig-Holstein ist im Dezember im Vergleich zum November um 1.729 auf 94.285 Menschen gestiegen. Die Arbeitslosenquote sei im Monatsvergleich um 0,1 Punkte auf 5,8 Prozent gewachsen, teilte die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit in Kiel mit. Vor einem Jahr lag die Quote bei 5,6 Prozent. Unter den Landkreisen und Städten wies der Kreis Stormarn mit 4,3 Prozent die niedrigste und die Stadt Neumünster mit 8,2 Prozent die höchste Quote aus. Im Dezember 2023 hatten die Betriebe noch 25.600 freie Jobs gemeldet - jetzt, ein Jahr später, waren es im Dezember 1.600 Stellen weniger.
Mecklenburg-Vorpommern: Weniger offene Stellen als im Vorjahresmonat
Die Arbeitslosenquote in Mecklenburg-Vorpommern ist im Dezember im Vergleich zum Vormonat November um 0,3 Prozentpunkte auf 8,0 Prozent gestiegen. Insgesamt waren damit im Nordosten gut 65.500 Menschen erwerbslos gemeldet, wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit in Kiel mitteilte. Gegenüber dem Vormonat waren das 2.200 Personen mehr. Unter den Landkreisen und Städten wies der Landkreis Rostock mit 5,8 Prozent die niedrigste und die Stadt Schwerin mit 10,3 Prozent die höchste Quote aus.
Aktuell gibt es 14.600 offene sozialversicherungspflichtige Stellen, was dem Niveau des Vormonates entspricht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Dezember 2023 ist dies allerdings ein Rückgang von 1.400 oder 9,0 Prozent. Gesucht werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen, dem verarbeitenden Gewerbe, im Handel, sowie im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen.
Hamburg: Etwas weniger Arbeitslose im Stadtstaat
In Hamburg ist die Arbeitslosigkeit im Dezember den vierten Monat in Folge gesunken - allerdings auf niedrigem Niveau. 88.174 Menschen waren arbeitslos gemeldet, das sind 363 weniger als im November. Die Arbeitslosenquote sank auf 7,9 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 7,6 Prozent. Der sonst übliche starke Rückgang der Arbeitslosigkeit im Frühjahr und Herbst war allerdings ausgeblieben.
Sönke Fock, der Chef der Agentur für Arbeit Hamburg, rechnet auch 2025 mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. "Wir werden weiterhin mit einer steigenden Arbeitslosigkeit zu tun haben." Fock stützt sich auf eine Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das im Vorjahresvergleich ein Plus der Arbeitslosenzahl in Hamburg von 2,6 Prozent prognostiziert. Auch die Zahl der angebotenen Stellen und der Beschäftigten werde steigen, erwartet Fock. Dies habe unter anderem mit Zugewanderten zu tun, die Arbeit aufnähmen. Sollte wirtschaftliche Erholung einsetzen, werde in Hamburg vor allem der Speditionssektor profitieren.