Blick hinter die Kulissen: Wie entsteht die Berichterstattung bei NDR Info?
Wie bereitet sich die Redaktion von NDR Info auf die Bundestagswahl vor? Wie wird gerade in diesen Zeiten für Ausgewogenheit und Verständlichkeit gesorgt? Und wie ist der Umgang mit KI? All diese Fragen haben Verantwortliche und Mitarbeitende am Dienstagabend mit dem Publikum von NDR Info bei einem digitalen Redaktionsbesuch diskutiert.
Mehr als 20 Nutzerinnen und Nutzer von NDR Info aus dem Sendegebiet, die sich vorab angemeldet hatten, haben während einer eineinhalbstündigen Videokonferenz Fragen an Redakteure sowie Chefs von NDR Info über deren Arbeitsweise kurz vor der Bundestagswahl am 23. Februar gestellt. Klar ist: Auch für Journalistinnen und Journalisten ist die Neuwahl mit dem kurzen zeitlichen Vorlauf eine große Herausforderung bei der Berichterstattung im Radio, Fernsehen, bei Online und in den sozialen Netzwerken.
Auf Parteien spezialisierte Korrespondentinnen und Korrespondenten
![Hörer Mark König aus Schwerin und NDR Info Aktuell-Chefin Christiane Uebing während der Zuhörer*innen-Aktion "NDR Info vor der Wahl" Hörer Mark König aus Schwerin und NDR Info Aktuell-Chefin Christiane Uebing während der Zuhörer*innen-Aktion "NDR Info vor der Wahl" © NDR Foto: Hanna Grimm](/nachrichten/info/uebing114_v-contentgross.jpg)
Hörer Mark König aus Schwerin interessierte in diesem Zusammenhang, wie die Redaktion das organisiert und wie Teams zusammengestellt werden. NDR Chefredakteur Andreas Cichowicz erklärte, wie beispielsweise im ARD-Hauptstadtstudio gearbeitet wird. Dort gebe es Kolleginnen und Kollegen, die sich seit Jahren auf die Berichterstattung über eine Partei konzentrieren und sich deshalb mit allen Details auskennen. "So versuchen wir, diese Teams zusammenzustellen, damit spezielle Kenntnisse zusammenkommen." Auch die Leiterin der Abteilung Aktuelles bei NDR Info, Christiane Uebing, betonte, dass eine politisch ausgewogene Berichterstattung immer das Ziel sei und das dies bei der Auswahl der Gesprächspartner beachtet werde. Hinzu kommen vielfältige Einschätzungen und Analysen, etwa durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler - wie beispielsweise Politologen.
Fachredaktionen liefern wichtige Informationen
Außerdem gibt es bei NDR Info Fachredaktionen etwa zur Wirtschaft. Die würden ihm auch manchmal bei der Vorbereitung von Interviews zur Seite stehen, berichtete Moderator Stefan Schlag. Enorm wichtig fände er zudem einordnende Gespräche mit den Fachkolleginnen und -kollegen.
Umgang mit ausweichenden Antworten in Interviews
Gerade jetzt im Wahlkampf gibt es viele Interviews mit Politikerinnen und Politikern in den Programmen des NDR. Einige von ihnen versuchen, kritischen Fragen auszuweichen. Hörer Burkhard Stamer aus Nordenham sagte, dass er sich darüber ärgern würde: "Ich fahre seit Jahrzehnten von Nordenham nach Bremerhaven und höre die tapferen Fragen Ihrer Kollegen an diverse Politiker. Ich beiße manchmal ins Lenkrad, wenn ich die ganzen Ausflüchte höre. Nehmen Sie das billigend in Kauf, dass sich jeder drückt?"
Solche Situationen seien durchaus eine Herausforderung für ihn, räumte Moderator Stefan Schlag ein und erklärte, wie er damit umgeht: "Es ist immer eine Live-Situation. Wenn ich eine Frage stelle und ich merke, mein Befragter will mit der Antwort weg von der Frage, muss man schon reagieren und einhaken." Nur so könne man versuchen, den Interviewten auf den Punkt zu bringen. Sie bekämen allerdings auch Zuschriften, in denen bemängelt werde, wenn man unterbreche. In der Vorbereitung würde er sich überlegen, welche Informationen vor allem wichtig für den Hörer seien. Dadurch, dass er eine Gegenposition einnehme, würde er sein Gegenüber dazu bringen, seine Argumente zu schärfen.
Fragen, Anregungen und Kritik
Neben Fragen und Anregungen nutzten einige das Gesprächsforum auch für Kritik: Manchmal würde beim Hörer zu viel Wissen vorausgesetzt, bemängelte Peter Kaufmann aus Braunschweig. Und Regina Kirmse aus Hamburg sagte: "Ich habe den Eindruck, dass alles so schnelllebig geworden ist. In einer Woche haben die Journalisten ein Thema, was sehr wichtig ist, und nach 14 Tagen taucht das gar nicht mehr auf."
Bestimmte relevante Themen würden trotz des schnelllebigen Nachrichtengeschäfts immer wieder mal aufgegriffen, erklärte die stellvertretende Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Anna Engelke. Leider reiche für ausführlichere und längere Berichte oft nicht die Sendezeit im aktuellen Hörfunkbetrieb. Dafür seien die längeren digitalen Formate wie Podcasts aber gut. So würden in dem neuen Podcast "Berlin Code" mit Host Linda Zervakis immer die bestimmenden Themen der Woche aufgegriffen und dort werde auch mehr erklärt. Das Gleiche gelte für den NDR Info Podcast Streitkräfte und Strategien.
Umgang mit Künstlicher Intelligenz
![NDR Chefredakteur Andreas Cichowicz während der Zuhörer*innen-Aktion "NDR Info vor der Wahl" NDR Chefredakteur Andreas Cichowicz während der Zuhörer*innen-Aktion "NDR Info vor der Wahl" © NDR Foto: Hanna Grimm](/nachrichten/info/cichowicz144_v-contentgross.jpg)
Jörg Winterhoff aus Burgwedel interessierte, wie bei NDR Info mit Künstlicher Intelligenz umgegangen wird. Christiane Uebing führte aus, dass es darüber viele Diskussionen gebe. Man sehe, dass damit Arbeitsabläufe erleichtert und Ressourcen gespart werden könnten. So werde KI etwa genutzt, um Podcasts zu verschriftlichen. Das Ergebnis werde aber stets redaktionell geprüft. "Wir sind uns der Chancen und Risiken bewusst." Chefredakteur Andreas Cichowicz wies darauf hin, dass die Redaktionen auch mit KI-generierten Fake News überschwemmt würden. Das aufzudecken, sei eine große Herausforderung.
Angeregte Diskussion und wertvolles Feedback
Am Ende der Diskussionsrunde gab es viel Lob für diese neue Form der Teilhabe an der journalistischen Arbeit bei NDR Info. Für die Programmverantwortlichen und Mitarbeitenden bei NDR Info sei es relevant zu erfahren, was die Zuhörer vom Angebot des NDR halten, sagte Christiane Uebing und bedankte sich für den anregenden und interessanten Austausch: "Wir wollten transparent machen: Wie wählen wir Gesprächspartner aus, wie berichten wir über die Parteien, wie berichten wir über die Themen? Wenn man da auch hinter die Kulissen blicken lässt, dann steigt auch das Verständnis und die Kritik ebbt manchmal etwas ab."
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