Arbeitsmarkt im Juli: Arbeitslosenzahl steigt stärker als üblich
Die Arbeitslosenquote stieg im Juli bundesweit auf 6,0 Prozent. Damit lag sie 0,2 Prozentpunkte höher als noch im Juni. Auch in Norddeutschland ist diese Entwicklung spürbar - vor allem in Hamburg.
- Niedersachsen: Zahl der Arbeitslosen leicht gestiegen
- Schleswig-Holstein: Jugendarbeitslosigkeit saisonbedingt hoch
- Mecklenburg-Vorpommern: Positiver Trend setzt sich nicht fort
- Hamburg: Deutlicher Abwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland stieg im Juli stärker an als üblich. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) wuchs die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Juni um 82.000, insgesamt waren damit 2,809 Millionen Menschen arbeitslos. Grund ist neben der einsetzenden Sommerpause demnach das schwache deutsche Wirtschaftswachstum.
Niedersachsen: Zahl der Arbeitslosen leicht gestiegen
In Niedersachsen ging die Zahl der Arbeitslosen im Juli im Vergleich zum Vormonat saisonbedingt leicht nach oben. Insgesamt waren rund 270.000 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Punkte auf 6,0 Prozent. Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres vergrößerte sich die Zahl der Arbeitslosen damit um 14.316 Menschen - die Quote lag damals bei 5,8 Prozent.
Bei den Arbeitslosenzahlen fällt auch in diesem Monat auf, dass mehr und mehr Jugendliche in der Statistik auftauchen. Hierfür gibt es den Angaben der Agentur für Arbeit zufolge eine einfache Erklärung: Es handelt sich insbesondere um diejenigen, die ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben und vorübergehend in keinem Arbeitsverhältnis stehen. Aufgrund des frühen Beginns der Sommerferien endeten erste Ausbildungsgänge früher als im vergangenen Jahr. Darüber hinaus werde aber auch die schwächelnde Konjunktur zunehmend am Arbeits- und Ausbildungsmarkt sichtbar.
Schleswig-Holstein: Jugendarbeitslosigkeit saisonbedingt hoch
Die Zahl der Arbeitslosen in SH wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent. Auch gegenüber dem Vormonat Juni nahm die Arbeitslosigkeit um 2,5 Prozent zu. Im Juli waren in Schleswig-Holstein 91.200 Menschen ohne Job. Die Arbeitslosenquote betrug 5,6 Prozent - und lag damit nur leicht über dem Wert des Vorjahres und des Vormonats (jeweils 5,5 Prozent).
"Erwartungsgemäß steigt die Arbeitslosigkeit in den Sommermonaten durch die beginnende Urlaubs- und Ferienzeit an, weil Unternehmen freie Arbeitsstellen teilweise erst nach der Sommerpause besetzen", sagte Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. Dies erkläre auch den überproportionalen Anstieg bei jungen Erwachsenen um 12,6 Prozent, weil viele ihre Ausbildung im Juli beendet hätten, aber nicht übernommen worden seien, sagte er.
Mecklenburg-Vorpommern: Positiver Trend setzt sich nicht fort
In Mecklenburg-Vorpommern stieg die Zahl der Arbeitslosen im Juli im Vergleich zum Vormonat um 1,8 Prozent auf 63.000. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme um 4,6 Prozent. Damit beträgt die Arbeitslosenquote aktuell 7,7 Prozent.
Damit setzte sich der zuletzt leicht positive Trend am Arbeitsmarkt nicht fort. Auch im Nordosten zeigte sich der überdurchschnittliche Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit, die um 7,9 Prozent höher lag als im Vergleich zum Vormonat Juni. "Das ist für den Monat Juli nichts Ungewöhnliches und kein Grund zur Besorgnis", sagte Biercher. Nach Abschluss der Berufsausbildung oder der Schule würden sich eine größere Zahl junger Menschen vorübergehend arbeitslos melden. Dies würde im Herbst nicht mehr so sein, es handele sich um ein typisches Übergangsphänomen, sagte er.
Hamburg: Deutlicher Abwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt
Die Arbeitslosigkeit in Hamburg stieg gegenüber dem Vormonat deutlich an - um 2.800 Betroffene. Im Monat Juli waren damit knapp 89.700 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Quote kletterte um 0,3 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sehen die Zahlen noch schlechter aus: Heute sind rund 7.500 mehr Männer und Frauen ohne Beschäftigung als im Juli 2023, als die Arbeitslosenquote noch bei 7,5 Prozent lag. Ein typischer, aber doch kräftiger Sommeranstieg, sagte Reinhold Wellen, Geschäftsführer der Hamburger Arbeitsagentur. Es zeige sich, dass eine Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt ausgeblieben sei.
Er nennt drei auffällige Personengruppen in dieser Hinsicht: Die Älteren ab 50 Jahre, deren Arbeitslosenanteil im Vergleich zum Vormonat erneut gestiegen ist. Die Jüngeren unter 25 Jahren, weil viele Schulabgänger noch nicht mit der Lehre begonnen haben. "Und schließlich die Menschen mit Migrationshintergrund, die in Hamburg mittlerweile 40 Prozent aller Erwerbslosen ausmachen", sagte er. Die schwache konjunkturelle Lage Deutschlands halte an und die Verunsicherung bei Unternehmen und Konsumenten sei weiter hoch.