Fach·leute untersuchen die Norder·elb·brücke in Hamburg. © dpa Foto: Daniel Bockwoldt
Fach·leute untersuchen die Norder·elb·brücke in Hamburg. © dpa Foto: Daniel Bockwoldt
Fach·leute untersuchen die Norder·elb·brücke in Hamburg. © dpa Foto: Daniel Bockwoldt
AUDIO: Norderelbbrücke für Schwertransporte gesperrt (1 Min)

16 Prozent der Autobahnbrücken im Norden sind marode

Stand: 12.09.2024 12:02 Uhr

Die Norderelbbrücke in Hamburg ist nur ein aktuelles Beispiel: Grafiken zeigen, wie viele Autobahnbrücken in der Hansestadt, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern dem Verkehr nicht mehr gewachsen sind.

von Andreas Palik

Die Norderelbbrücke, über die die Autobahn A1 Bremen-Lübeck führt, ist ab sofort für Großraum- und Schwerlasttransporte gesperrt. Bei der letzten Hauptprüfung der Brücke Ende Juli sei ein Schaden am Tragwerk festgestellt worden. Der Schaden müsse weiter untersucht werden.

Dabei sind die Tage der Brücke ohnehin gezählt: 2028 soll sie abgerissen werden. Sowohl die Norder- als auch die Süderelbbrücke der A1 in Hamburg erfüllen nicht mehr die heutigen Anforderungen durch zunehmenden Verkehr und mehr Schwerlasttransporte. Die Brücken wurden Anfang der 1970er-Jahre für 100.000 Fahrzeuge täglich gebaut - heute sind es mehr als 130.000, die täglich über die Brücke rollen.

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Auf den schlechten Zustand vieler Brücken in Deutschland macht der Städte- und Gemeindebund aufmerksam. Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden fordert er deutliche Mehrausgaben für Sanierungen von Brücken.

16 Prozent sind dem Verkehr nicht mehr gewachsen

Viele der Autobahnbrücken im Norden sind in die Jahre gekommen und müssen saniert oder komplett abgetragen und ersetzt werden, sagt die Autobahn GmbH, die für den Bau und Erhalt der Autobahnen zuständig ist. Von gut 3.100 Autobahnbrücken im Norden entsprechen rund 16 Prozent nicht mehr den heutigen Anforderungen. Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen zeigen, an welchen Brücken in den kommenden Jahren wahrscheinlich gebaut werden muss.

Die Brückenbauer erkennen das unter anderem am sogenannten Traglastindex. Der zeigt den Unterschied zwischen der Soll- und der Ist-Last einer Brücke, sprich: Für welche Last wurde sie konzipiert und wie viel muss sie heute tatsächlich tragen? Dieser Index wird unter anderem anhand des Baujahres, der Materialien und des Verkehrsaufkommen berechnet - Eins ist der beste Wert, Fünf der schlechteste.

Da ist ist zum Beispiel die A29-Autobahnbrücke über die Hunte bei Oldenburg. Seit Herbst 2023 wird sie in einem jahrelangen Prozess ab- und der Neubau parallel aufgebaut. Ein Ende der Bauarbeiten ist erst 2029 in Sicht.

Ähnlich lange, nämlich bis 2030, soll die Erneuerung der Rader Hochbrücke in Schleswig-Holstein dauern. Bei Rendsburg führt sie die A7 über den Nord-Ostsee-Kanal und die Landstraße L42. Im vergangenen Jahr gab es bereits den ersten Spatenstich für den Neubau, die alte Brücke soll aber erst 2027 gesprengt werden.

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In Mecklenburg-Vorpommern wurde im vergangenen Jahr gerade ein Brücken-Mammutprojekt beendet: Fast sechs Jahre nachdem bei Tribsees die A20 abgesackt war, wurde im Juni 2023 der letzte Teil der neu gebauten Autobahnbrücke freigegeben. Seit Ende 2018 war der Verkehr zwischenzeitlich über eine Behelfsbrücke geleitet worden.

Nordvergleich: Hamburg hat größten Anteil sanierungsbedürftiger Brücken

Aktuell hat Mecklenburg-Vorpommern im Norden mit rund fünf Prozent den niedrigsten Anteil Brückenfläche mit Sanierungsbedarf an Autobahnen - Spitzenreiter ist Hamburg: Fast zwei Drittel der Brückenfläche in der Hansestadt haben einen schlechten Traglastindex von Vier oder Fünf. Das liegt laut Autobahn GmbH auch an dem steigenden Schwerlastverkehr rund um den Hamburger Hafen. In Niedersachsen muss fast ein Drittel der Brückenfläche saniert oder ersetzt werden, in Schleswig-Holstein sind es rund neun Prozent. In absoluten Zahlen ist die Menge und somit auch die Fläche der Brücken in Hamburg natürlich geringer als zum Beispiel im großen Flächenland Niedersachsen.

Ein schlechter Traglastindex heißt jedoch noch nicht, dass eine Brücke auch einsturzgefährdet ist oder direkt gesperrt werden muss. Laut Autobahn GmbH gibt er den Straßenbauern Aufschluss darüber, dass eine Brücke in naher Zukunft modernisiert oder ersetzt werden muss, damit sie sicher bleibt. Wie dringend an einer Brücke gearbeitet werden muss, entscheiden neben dem Traglastindex auch regelmäßige Untersuchungen sowie die sogenannten Zustandsnoten. Sie beginnen bei Eins mit einem sehr guten Zustand und enden bei Vier mit einem ungenügenden Zustand. In der obigen Landkarte sind sie durch Klick auf die einzelnen Datenpunkte zu sehen.

Brücken werden regelmäßig geprüft

Auch eine schlechte Zustandsnote bedeutet nicht, dass eine Brücke nicht mehr standsicher oder marode ist. Sie zeigt lediglich, dass es an der Brücke Mängel gibt, die in naher Zukunft behoben werden müssen, zum Beispiel Schäden an einem Geländer oder am Beton. Die Autobahn GmbH betreut gut 18.000 Brücken, die eine Autobahn tragen oder über eine führen. Jährlich werden die Brücken besucht und auf sichtbare Mängel geprüft. Alle sechs Jahre gibt es dazu laut Autobahn GmbH eine umfangreichere Begutachtung, bei der die Straßenbauer alle Bauteile auf Mängel untersuchen - auch solche, die man auf den ersten Blick nicht sehen würde.

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NDR Info | NDR 90,3 Aktuell | 27.03.2024 | 07:00 Uhr

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