Tunnel-Bohrer "Hermine" frisst sich jetzt unter der Elbe durch
Feierliche Taufe an der Elbe - da denkt man normalerweise an Schiffsneubauten. Am Donnerstag ist an der Elbe aber eine Tunnel-Bohrmaschine getauft worden: Die riesige "Hermine" bohrt in den kommenden Monaten den neuen Fernwärmetunnel.
Die Taufe fand am Startschacht nahe dem Lotsenhaus Seemanshöft in Waltershof statt - in rund 26 Metern Tiefe. Taufpatin war die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Bevor die Flasche erst im zweiten Anlauf zerschellte, hatte St.-Pauli-Pastor Sieghard Wilm die Tunnelbohrmaschine nach Bergmannstradition gesegnet.
670 Tonnen schwer
Der Täufling ist ein ziemlicher Brocken: 670 Tonnen schwer, allein der Bohrkopf hat einen Durchmesser von viereinhalb Metern. Seit kurz nach 10 Uhr arbeitet "Hermine" sich jetzt Richtung Othmarschen unter der Elbe durch. Der Name des Riesenbohrers ergibt sich laut Umweltbehörde aus den Anfangsbuchstaben seiner Funktion "Hamburger Energiewerke Röhre MIt Neuer Energie".
Tunnel unter der Elbe für Fernwärme
Der knapp 1,2 Kilometer lange begehbare Tunnel soll dann Platz für zwei große Fernwärmerohre haben. Durch die Rohre soll später einmal heißes Wasser von der Dradenau bis zum Anschluss an das bestehende Fernwärmenetz in Bahrenfeld strömen und das kalte Wasser zurückfließen. Bis der Bohrer am Ziel auf der anderen Elbseite im Hindenburgpark in Othmarschen ankommt, wird es vermutlich zehn bis zwölf Monate dauern - "Hermine" schafft einen Vorschub von bis zu dreieinhalb Metern pro Stunde.
"Hermine" wächst auf 280 Meter Länge
Mit dem Vortrieb des Tunnels soll die Maschine durch weitere Elemente auf eine Länge von 280 Metern wachsen und dabei abgebautes Gestein aus dem Tunnel herausbefördern und diesen zugleich mit Ringen aus Beton sichern.
Abwärme von Betrieben im Hafen soll genutzt werden
Fegebank bezeichnete den Tunnel als "Symbol für das wichtigste Projekt der Hamburger Wärmewende". Er ist die Voraussetzung dafür, dass Ende 2025 das Kohlekraftwerk Wedel abgeschaltet werden kann. Die Fernwärme soll dann - überwiegend klimaneutral - aus dem Energiepark Hafen kommen. Unter anderem wird die Abwärme aus Industriebetrieben wie dem Stahlwerk von Arcelor Mittal, der Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm und aus dem Klärwerk Dradenau genutzt. Die geplanten Kosten der gesamten Elbtrasse belaufen sich auf rund 280 Millionen Euro.