Loki Schmidt: Mehr als nur Kanzlergattin
Bekannt geworden ist Loki Schmidt als die Ehefrau von Helmut Schmidt - vor allem aber war sie eine engagierte Naturschützerin. Am 3. März 1919 wurde Hamburgs Ehrenbürgerin geboren.
Lehrerin, Botanikerin, Autorin: Hannelore "Loki" Schmidt war mehr als "nur" die Gattin ihres prominenten Ehemannes Helmut Schmidt. Die Hamburgerin mischte sich gern bei aktuellen Gesellschaftsthemen wie etwa der Schulpolitik ein und engagierte sich für den Schutz bedrohter Pflanzen. Für ihren Einsatz im Umweltbereich wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Auch als Kanzlergattin von 1974 bis 1982 wurden ihr bundesweit große Sympathie und Anerkennung zuteil.
Mit zehn Jahren lernt sie Helmut kennen
Hannelore Glaser, geboren am 3. März 1919 in Hamburg-Barmbek, wächst als Tochter eines Betriebselektrikers in bescheidenen Verhältnissen in den Stadtteilen Hammerbrook und Hamm auf. Sie besucht die Lichtwarkschule in Winterhude, eine der wenigen Reformschulen des höheren Schulwesens in der Weimarer Republik. Dort freundet sie sich im Alter von zehn Jahren mit ihrem späteren Ehemann Helmut an. Im selben Alter rauchen die beiden ihre erste Zigarette zusammen. "Loki und ich, wir rauchen seit mehr als 70 Jahren zusammen", sagte Helmut Schmidt einmal.
Als Lokis Vater 1931 arbeitslos wird, muss die Mutter als Näherin die Familie versorgen. Loki kümmert sich tagsüber um ihre jüngeren Geschwister und kommt häufig erst spätabends dazu, ihre Schularbeiten zu erledigen. Ihr Vater bedankt sich auf seine Weise: "Dann kochte mir mein lieber Vater eine Tasse Kaffee, legte auf die Untertasse eine Zigarette und schob mir das leise hin", erzählt Loki später von ihrer Jugend. Diese Art der Belohnung brennt sich offenbar tief in Lokis Gedächtnis - sie habe später jedenfalls nie an Zigaretten oder Kaffee gespart, sagt sie.
Erst Lehrerin, dann Kanzlergattin
Nach dem Abitur absolviert Loki bis 1940 ein pädagogisches Studium in Hamburg. Der ursprüngliche Berufswunsch Biologin scheitert an den hohen Studiengebühren. Von 1940 bis 1972 ist Loki Schmidt an Hamburger Volks- und Realschulen als Lehrerin tätig, ehe sie vor allem die öffentlichen Pflichten als Frau eines Bundesministers und dann Bundeskanzlers übernimmt.
Den rund zwei Monate älteren Helmut Schmidt heiratet Loki im Juni 1942. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor. Das erste Kind, Helmut Walter, wird 1944 geboren, stirbt jedoch nur wenige Monate später - vermutlich an Meningitis. Tochter Susanne kommt 1947 zur Welt. Die promovierte Volkswirtin und Wirtschaftsjournalistin lebt in London.
68 Jahre lang verheiratet
Mit ihrem Mann Helmut verbindet Loki die Liebe zu Kunst und Musik, das Schachspiel und ihr Haus am Brahmsee. 68 Jahre sind die beiden verheiratet. Helmut Schmidt werden zahlreiche Affären nachgesagt. Er selbst macht in seinem letzten Buch "Was ich noch sagen wollte" eine langjährige Liebesbeziehung zu einer 18 Jahre jüngeren Hamburgerin öffentlich. Die von Loki vorgeschlagene Scheidung habe er allerdings strikt abgelehnt, schreibt er.
Engagement für den Pflanzen- und Naturschutz
Zwischen 1974 und 1982, der Kanzlerschaft ihres Mannes, nimmt Loki Schmidt zwar viele protokollarische Aufgaben als wahr, bleibt dabei aber bodenständig. Wenn Staatschefs wie Valery Giscard d'Estaing, Gerald Ford oder Leonid Breschnew das Haus in Hamburg-Langenhorn besuchen, kocht sie Grünkohl, Labskaus oder Roastbeef mit Bratkartoffeln und macht Rote Grütze. Loki Schmidt versteckt sich aber nicht im Schatten ihres Mannes. Als engagierte Pflanzenschützerin baut sie sich ein eigenes Betätigungsfeld auf. "Ich habe die Bonner Zeit meines Mannes ein bisschen ausgenutzt, um Gehör zu finden", erzählt sie später. Zahlreiche Stiftungsaktivitäten gehen auf Loki Schmidts Initiative zurück.
Auf eigene Kosten begleitet sie Forschungsreisen von Wissenschaftlern, meistens der Max-Planck-Gesellschaft. 1985 entdeckt sie bei einer Reise nach Mexiko eine Bromelienart, die noch keinen Namen hat. Fachleute geben der Pflanze deshalb den Namen "Pitcairnia loki-schmidtiae". Als Dank für ihr nimmermüdes Engagement wird sowohl eine Springkrautart nach ihr benannt ("Impatiens loki-schmidtiae") als auch eine Orchideen-Hybride eines Dahlenberger Züchters ("Doriella Loki Schmidt"). Außerdem gibt es einen Skorpion und eine Dahlie, die ihren Namen tragen.
Zahlreiche Veröffentlichungen und Auszeichnungen
Ab den 70er-Jahren setzt sich Loki Schmidt für die Botanischen Gärten als wichtige Institutionen zur Erforschung und Erhaltung biologischer Vielfalt ein. Hoch gelobt wird ein von ihr 1997 veröffentlichter Bildband mit der ersten vollständigen Übersicht der Botanischen Gärten Deutschlands und deren bedeutender Sammlungen. Für das Buch recherchiert sie zwei Jahre lang und legt 26.000 Reisekilometer zurück. 1976 gründet Loki Schmidt das Kuratorium zum Schutze gefährdeter Pflanzen, das als Loki Schmidt Stiftung seit 1980 jährlich die "Blume des Jahres" kürt. Sie schreibt zudem mehrere Bücher zum Thema, darunter "Die Blumen des Jahres" (2003). Im selben Jahr erscheint das Buch "Loki - Hannelore Schmidt erzählt aus ihrem Leben".
Zu ihrem 80. Geburtstag erhält sie von der Hamburger Universität für ihre Verdienste im Bereich der Botanik die Ehrenprofessur. Im Jahr 2000 verleiht ihr der Fachbereich Biologie der Universität Hamburg die Ehrendoktorwürde. Im Dezember 2008 beschließt der Hamburger Senat, sie mit der Ehrenbürgerwürde der Hansestadt zu ehren. Die Auszeichnung wird ihr am 12. Februar 2009 verliehen. Die Schule Othmarscher Kirchenweg, an der sie 13 Jahre lang unterrichtet, heißt heute "Loki-Schmidt-Schule".
Bewegende Trauerfeier im Michel
In der Nacht zum 21. Oktober 2010 stirbt Loki Schmidt im Alter von 91 Jahren. Mit einer bewegenden Trauerfeier nehmen am 1. November in Hamburg Familie, Freunde und Wegbegleiter von ihr Abschied. Mehr als 2.000 Menschen kommen in die Hauptkirche St. Michaelis, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Horst Köhler, Altkanzler Gerhard Schröder sowie zahlreiche politische Weggefährten Helmut Schmidts. Loki Schmidt liegt auf dem Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf begraben.
Andenken an Loki Schmidt
Seit Oktober 2012 heißt der Botanische Garten Klein Flottbek Loki-Schmidt-Garten. Eine Büste auf dem Gelände erinnert an die beliebte Hamburgerin. Auch ein Museum auf dem Gelände ist ihr gewidmet - das Loki Schmidt Haus. Das Museum - ein futuristischer blauer Kubus - informiert über Nutzpflanzen, aktuelle Forschungen und das Engagement Loki Schmidts für die Natur. Außerdem zeigt es wechselnde Sonderausstellungen. Anlässlich des 100. Geburtstags wird im Botanischen Garten 2019 eine Gedenktafel für Loki Schmidt enthüllt.
Hinweis der Redaktion: In einer vorigen Version des Artikels wurde der Titel eines Buches von Helmut Schmidt mit "Was ich noch zu sagen hätte" angegeben. Der korrekte Titel des Buches, auf das sich die Aussagen beziehen, lautet "Was ich noch sagen wollte". Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.