Kriminalität in Hamburg: Polizei registriert weniger Straftaten
In Hamburg ist die Zahl der Straftaten 2024 erstmals seit der Corona-Zeit zurückgegangen. Laut Kriminalstatistik der Polizei sank sie im vergangenen Jahr um vier Prozent. Es seien 224.913 Delikte erfasst worden, 9.328 weniger als im Jahr 2023.
Bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik am Donnerstag war die zentrale Botschaft von Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel: Hamburg ist eine sichere Stadt - und sie ist in den vergangenen Jahren insgesamt sogar noch sicherer geworden. Er begründete das damit, dass die Zahl der Straftaten im Verhältnis zur Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner Jahr für Jahr in der Tendenz rückläufig sei. Besonders deutlich ist laut Statistik im vergangenen Jahr die Zahl der Diebstähle gesunken, auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ist rückläufig.
Die Aufklärungsquote lag den Angaben zufolge im vergangenen Jahr bei 47,9 Prozent - das ist ein Rückgang um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Laut Innenbehörde und Polizei wurden damit in den zurückliegenden beiden Jahren die höchsten Gesamtaufklärungsquoten seit 1997 erreicht.
Viele Gewalttaten in St. Georg und St. Pauli
Der Rückgang der erfassten Straftaten betraf alle Hamburger Bezirke, am stärksten war er mit einem Minus von 18,5 Prozent im Bezirk Bergedorf, am geringsten in Harburg, wo es nur eine Minus von 0,2 Prozent gab. Einen Anstieg um 7,2 Prozent gab es allerdings bei Gewalttaten. Im Wesentlichen geht er auf mehr erfasste Delikte in den Stadtteilen St. Pauli und St. Georg zurück, in St. Pauli gab es einen Anstieg um 200 Taten, in St. Georg von 267 Taten. Auch insgesamt sind diese beiden Stadtteile die Sorgenkinder der Stadt - von hamburgweit rund 9.000 Gewaltdelikten wurden fast 3.000 in diesen beiden Stadtteilen begangen.
Mehr Körperverletzungen, weniger Mord und Totschlag
Körperverletzungen wurden im vergangenen Jahr 23.174 registriert - 224 mehr als im Vorjahr. Dabei sank im Vergleich zu 2023 die Zahl der einfachen Körperverletzungen um 116 auf 16.201 Fälle, die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen stieg hingegen um 421 Fälle auf 6.293. Fast jede dritte schwere Körperverletzung wurde in St. Georg und St. Pauli begangen. Die Zahl der erfassten Mord- und Totschlagsdelikte hat sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr hingegen fast halbiert, sie ging um 46 Prozent zurück. Insgesamt wurden 40 Delikte erfasst. Besonders genau hat die Polizei auch noch einmal die Taten analysiert, bei denen ein Messer im Spiel war. Es stellte sich heraus: Der Anteil der Messer-Kriminalität bei den Gewaltdelikten ist leicht rückläufig.
Weniger Drogendelikte nach Cannabis-Legalisierung
Einen Anstieg von 3,1 Prozent gab es im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Neben einer Zunahme bekannt gewordener Fälle von Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie haben demnach die Fälle von exhibitionistischen Handlungen, Erregung öffentlichen Ärgernisses, sexueller Belästigung und Vergewaltigung zugenommen. Auffällig ist laut Polizei, dass es in mehr als 80 Prozent der Fälle eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer gab. Die Zahl registrierter Rauschgiftdelikte sank nach der Teil-Legalisierung von Cannabis im vergangenen Jahr auf 11.313 Fälle, ein Minus von 33,5 Prozent. Wohnungseinbrüche gingen in der Statistik um 2,3 Prozent zurück, Betrugsdelikte nahmen um 0,7 Prozent zu.
SPD wertet verbesserte Situation am Hauptbahn als Erfolg
In der Hamburger Politik werden die Zahlen vor allem wegen der anstehenden Bürgerschaftswahl bereits kontrovers diskutiert. Die Regierungspartei SPD sieht Hamburg auf einem guten Weg. "Wir sind damit zurück in der Erfolgsspur der Vor-Pandemie-Jahre", befand Innensenator Andy Grote (SPD). Es seien aber "an bestimmten Stellen" wie eben St. Pauli und St. Georg "noch echte Aufgaben" zu erledigen. Nicht alle davon ließen sich allein mit polizeilichen Maßnahmen bewerkstelligen. Grote kündigte weitere personelle Aufstockungen bei der Polizei an.
Nur erfasste Fälle können ausgewertet werden
Prompt kritisierte CDU-Bürgermeisterkandidat Dennis Thering: Das sei Show-Politik und komme zu spät. Insgesamt bezweifelt seine Partei, dass die Zahl der Delikte tatsächlich zurückgeht. Möglicherweise handele es sich vor allem um statistische Effekte. Auf diese Problematik weist auch der Bund der Deutschen Kriminalbeamten immer wieder hin: Die Kriminalstatistik erfasse nur die Fälle, die zur Anzeige gebracht werden und bei denen die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen sind. Wie hoch also das Dunkelfeld ist, weil Delikte nicht angezeigt wurden, könne die Statistik nicht abbilden.
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