Ein Polizist steht vor einem Einsatzfahrzeug der Polizei. © picture alliance/dpa Foto: Marcus Brandt
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AUDIO: Hamburger Polizei stellt Kriminalstatistik für 2024 vor (1 Min)

Kriminalität in Hamburg: Polizei registriert weniger Straftaten

Stand: 13.02.2025 18:40 Uhr

In Hamburg ist die Zahl der Straftaten 2024 erstmals seit der Corona-Zeit zurückgegangen. Laut Kriminalstatistik der Polizei sank sie im vergangenen Jahr um vier Prozent. Es seien 224.913 Delikte erfasst worden, 9.328 weniger als im Jahr 2023.

Bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik am Donnerstag war die zentrale Botschaft von Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel: Hamburg ist eine sichere Stadt - und sie ist in den vergangenen Jahren insgesamt sogar noch sicherer geworden. Er begründete das damit, dass die Zahl der Straftaten im Verhältnis zur Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner Jahr für Jahr in der Tendenz rückläufig sei. Besonders deutlich ist laut Statistik im vergangenen Jahr die Zahl der Diebstähle gesunken, auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ist rückläufig.

Die Aufklärungsquote lag den Angaben zufolge im vergangenen Jahr bei 47,9 Prozent - knapp unter dem Wert des Vorjahres von 48,2 Prozent. Laut Innenbehörde und Polizei wurden damit in den zurückliegenden beiden Jahren die höchsten Gesamtaufklärungsquoten seit 1997 erreicht.

Viele Gewalttaten in St. Georg und St. Pauli

Der Rückgang der erfassten Straftaten betraf alle Hamburger Bezirke, am stärksten war er mit einem Minus von 18,5 Prozent im Bezirk Bergedorf, am geringsten in Harburg, wo es nur eine Minus von 0,2 Prozent gab. Einen Anstieg um 7,2 Prozent beziehungsweise 604 Fälle gab es allerdings bei Gewalttaten, dazu zählen Mord und Totschlag, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie Vergewaltigungen. Im Wesentlichen geht der Anstieg in diesem Bereich auf mehr erfasste Delikte in den Stadtteilen St. Pauli und St. Georg zurück, in St. Pauli gab es einen Anstieg um 200 Taten, in St. Georg von 267 Taten. Von hamburgweit rund 9.000 Gewaltdelikten wurden 77 Prozent in diesen beiden Stadtteilen begangen.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Raubdelikten ab - deren Zahl stieg hamburgweit um 8,2 Prozent. Der Anstieg erkläre sich allein aus einer sprunghaften Zunahme um 41 Prozent in St. Pauli und St. Georg. Im übrigen Hamburg sei ein Rückgang von 8,8 Prozent zu verzeichnen, sagte der Leiter des Landeskriminalamts, Jan Hieber. 

Mehr Körperverletzungen, weniger Mord und Totschlag

Körperverletzungen wurden im vergangenen Jahr 23.174 registriert - 224 mehr als im Vorjahr. Dabei sank im Vergleich zu 2023 die Zahl der einfachen Körperverletzungen um 116 auf 16.201 Fälle, die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen stieg hingegen um 421 Fälle auf 6.293. Fast jede dritte schwere Körperverletzung wurde in St. Georg und St. Pauli begangen. Die Zahl der erfassten Mord- und Totschlagsdelikte hat sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr hingegen fast halbiert, sie ging um 46 Prozent zurück. Insgesamt wurden 40 Delikte erfasst. Besonders genau hat die Polizei auch noch einmal die Taten analysiert, bei denen ein Messer im Spiel war. Es stellte sich heraus: Der Anteil der Messer-Kriminalität bei den Gewaltdelikten ist leicht rückläufig.

Ein Anstieg bei den Sexualstraftaten

Bei den Sexualstraftaten erfasste die Polizei im vergangenen Jahr 3.259 Fälle - 3,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Darunter seien viele Fälle von Exhibitionismus, sexueller Belästigung und des Verbreitens von Kinderpornografie. Die Zahl der erfassten Vergewaltigungen stieg um 23 Fälle auf jetzt 285. Knapp die Hälfte der Vergewaltigungen wurde bereits 2023 oder davor verübt. Auffällig ist laut Polizei, dass es in mehr als 80 Prozent der Fälle eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer gab.

Weniger Drogendelikte nach Cannabis-Legalisierung

Die Zahl registrierter Rauschgiftdelikte sank nach der Teil-Legalisierung von Cannabis im vergangenen Jahr auf 11.313 Fälle, ein Minus von 33,5 Prozent. Wohnungseinbrüche gingen in der Statistik um 2,3 Prozent zurück, Betrugsdelikte nahmen um 0,7 Prozent zu.

Ole Wackermann und Maiken Nielsen stehen vor einem Hintergrund, der den Hamburger Hafen und die Elphilharmonie am Abend zeigt, und lächeln in die Kamera. © NDR; picture alliance / Westend61 | Willing-Holtz Foto: Arman Ahmadi
AUDIO: Podcast Hamburg Heute: Zahl der registrierten Straftaten sinkt (13 Min)

SPD wertet verbesserte Situation am Hauptbahn als Erfolg

In der Hamburger Politik werden die Zahlen vor allem wegen der anstehenden Bürgerschaftswahl bereits kontrovers diskutiert. Die Regierungspartei SPD sieht Hamburg auf einem guten Weg. "Wir sind damit zurück in der Erfolgsspur der Vor-Pandemie-Jahre", befand Innensenator Andy Grote (SPD). Es seien aber "an bestimmten Stellen" wie eben St. Pauli und St. Georg "noch echte Aufgaben" zu erledigen. Nicht alle davon ließen sich allein mit polizeilichen Maßnahmen bewerkstelligen. Grote kündigte weitere personelle Aufstockungen bei der Polizei an. Polizeipräsident Schnabel erklärte den Anstieg Der Gewalttaten vor allem mit der verstärkten Polizeipräsenz am Hauptbahnhof - der ja zu St. Georg gehört. Dadurch seien viele Taten ins "Hellfeld" geholt worden.

Linke: Senat bekämpft am Hauptbahnhof nur Symptome

Die Grünen fordern, die Polizeiressourcen effizienter zu nutzen und außerdem eine nachhaltige Präventionsstrategien. "Genau darauf muss künftig der Fokus liegen, Hamburg darf nicht nur auf eine reine Law-&-Order-Politik setzen", erklärte Innenpolitikerin Sina Imhof. Hamburg brauche neben repressiven Maßnahmen vor allem verstärkte Präventions- und Integrationsangebote. Die Linken beklagen, dass der Senat vor allem am Hauptbahnhof nur Symptome bekämpfte. "Wir würden uns wünschen, dass die Polizei mit demselben Engagement, mit dem sie Obdachlose aus dem Hauptbahnhof vertreibt, auch Wirtschaftskriminelle verfolgen würde", sagte der Abgeordnete Deniz Celik. Dirk Nockemann, AfD-Fraktionschef sagte, Hamburg bleibe eine Gewalthochburg und der Senat werfe nur Nebelkerzen. Wer Hamburg als sichere Stadt bezeichne, streue den Bürgern und Bürgerinnen Sand in die Augen.

Nur erfasste Fälle können ausgewertet werden

Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, bezweifelt, dass die Kriminalität wirklich gesunken sei. "Die Realität spricht eine andere Sprache: Insbesondere rund um den Hauptbahnhof, in St. Georg, im Umfeld des Drob Inn, aber auch am Jungfernstieg oder im Phoenix-Viertel in Harburg ist das Sicherheitsgefühl der Hamburgerinnen und Hamburger stark eingeschränkt", so Gladiator. Insgesamt bezweifelt seine Partei, dass die Zahl der Delikte tatsächlich zurückgeht. Möglicherweise handele es sich vor allem um statistische Effekte.

Auf diese Problematik weist auch der Bund der Deutschen Kriminalbeamten immer wieder hin: Die Kriminalstatistik erfasse nur die Fälle, die zur Anzeige gebracht werden und bei denen die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen sind. Wie hoch also das Dunkelfeld ist, weil Delikte nicht angezeigt wurden, könne die Statistik nicht abbilden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 13.02.2025 | 14:00 Uhr

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