Kommentar: Hamburg muss Frauen besser vor Gewalt schützen
ZumInternationalen Frauentag am 8. März wurde wieder weltweit für Frauenrechte demonstriert - auch in Hamburg. Doch die Stadt tut zu wenig gegen Gewalt, die sich gegen Frauen richtet, meint Svenja Böhm in ihrem Kommentar.
Schützt uns endlich vor Gewalt! Das ist eine der Hauptforderungen, mit der Frauen auch in diesem Jahr zum internationalen Frauentag auf die Straße gehen. Jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland, getötet durch ihren Ex-Partner oder Partner. Alleine in Hamburg gab es im vergangenen Jahr 13 Femizide, sechs weitere Frauen haben Tötungsversuche überlebt.
Zu wenig Frauenhäuser und Beratungsstellen
Diese Zahlen schockieren. Und dennoch passiert in Deutschland viel zu wenig, um geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern. Auch in Hamburg gibt es zu wenige Frauenhäuser und Beratungsstellen. Die sechs Frauenhäuser sind immer am Limit, Mitarbeiterinnen klagen, dass sie zu wenig Zeit haben, Frauen und Kinder umfassend zu beraten.
Kritik vom Europarat
Sogar der Europarat hatte zuletzt bemängelt, dass Deutschland Frauen nicht genug vor Gewalt schützt. Unter anderem wird sexuelle Gewalt oft sehr milde bestraft. Und dabei gab es eine Chance, das zu ändern. Die hat Justizminister Marco Buschmann (FDP) gerade mit seiner Blockade der "Ja heißt Ja"-Richtlinie auf EU-Ebene verpasst. Begründung: Das darf die EU nicht entscheiden. Warum stößt er die Regelung dann nicht auf nationaler Ebene an?
Gewalt gegen Frauen ist ein Männerproblem
Der größte Schwachpunkt bei der Bekämpfung von sexualisierter und physischer Gewalt gegen Frauen ist aber meiner Meinung nach: Die Gewalt wird als Frauenproblem wahrgenommen. Dabei ist das Gegenteil der Fall - sie ist ein Männerproblem. Deshalb müssen zuallererst potenzielle Täter adressiert werden, um Gewalt zu verhindern. Sie müssen angeleitet werden, sich mit toxischer Männlichkeit und internalisiertem Frauenhass auseinanderzusetzen. In Hamburg gibt es nur eine einzige entsprechende Beratungsstelle, das Hamburger Gewaltschutzzentrum. Wie soll das ausreichen?
Kampagne zur Fußball-EM
Zur Fußball-Europameisterschaft im Sommer plant die Hamburger Sozialbehörde die Öffentlichkeitskampagne "Don't be that Guy", "Sei nicht dieser Kerl". Sie richtet sich an Männer und soll ihnen zeigen, wie sie zur Sicherheit von Frauen beitragen können. Genau diesen Diskurs brauchen wir meiner Ansicht nach: Männer, die miteinander auch mal selbstkritisch über Dating und Beziehungen sprechen. Männer, die frauenfeindliche Äußerungen und Handlungen von Freunden, Bekannten oder Kollegen nicht dulden. Männer, die zusammen mit Frauen gegen die Gewalt auf die Straße gehen. Am Weltfrauentag oder auch an jedem anderen Tag im Jahr.