Ein Rettungswagen an einer Kreuzung in der Hafencity. © HamburgNews
Ein Rettungswagen an einer Kreuzung in der Hafencity. © HamburgNews
Ein Rettungswagen an einer Kreuzung in der Hafencity. © HamburgNews
AUDIO: Forderung nach einer Taskforce für Großbaustellen (1 Min)

Hamburger Linke fordert Taskforce nach Baustellen-Unfall

Stand: 17.05.2024 11:46 Uhr

Die Fraktion der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft fordert eine Taskforce für Großbaustellen. Das geht aus einem Antrag an das Parlament hervor. Hintergrund sind die schweren Arbeitsunfälle, vor allem auf der Großbaustelle für das Einkaufszentrum im Überseequartier in der Hafencity.

Im Oktober 2023 war dort ein Gerüst in einem Aufzugschacht eingestürzt und hatte fünf Bauarbeiter verschüttet. Vier der Männer starben sofort, der fünfte wurde zunächst mit lebensgefährlichen Verletzungen gerettet und kam in ein Krankenhaus, wo er später starb. Sie waren außerdem nicht krankenversichert und erhielten viel weniger als den Mindestlohn. Die Linke will nun, dass Hamburgs Behörden eine Taskforce einrichten, um weitere Unfälle auf den Großbaustellen in der Hafencity zu vermeiden und um zu erreichen, dass soziale Mindesstandards eingehalten werden. Das geht aus dem Antrag an die Bürgerschaft hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

"Investoren müssen arbeitsrechtliche Standards erfüllen"

Die Taskforce sollte demnach dem Vorbild der Taskforce Billstraße folgen, die nach dem Großbrand in dem Gewerbegebiet aus Vertretern und Vertreterinnen verschiedener Behörden gebildet wurde. "Große Immobilieninvestoren müssen, wenn es um die Einhaltung arbeitsrechtlicher und sozialer Standards sowie des Gesundheitsschutzes geht, denselben Standards unterliegen wie die Kleinbetriebe auf der Billstraße", heißt es von der Fraktion.

Forderung: Prüfung und vor allem Konsequenzen

Im Antrag fordert die Fraktion, dass kontrolliert wird, ob Arbeitsrechtsstandards und der Arbeits- und Brandschutz auf den Baustellen eingehalten werden und der Mindestlohn gezahlt wird - und wenn nicht, dass dann Konsequenzen gezogen werden. Der Fokus sollte demnach auf der Baustelle des Westfield-Einkaufszentrums im Überseequartier liegen. Dort sei eine Prüfung aller beteiligten Unternehmen in vollem Umfang angebracht, heißt es. Der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linken, David Stoop, kritisierte, dass sich weder der Senat noch der Investor für den schweren Unfall zuständig fühlten. "Nirgends gibt es spürbare Konsequenzen, alle machen munter weiter als sei nichts passiert. Das muss sich dringend ändern, geltendes Recht muss dort durchgesetzt werden", so Stoop.

Mängel bei sieben Kontrollen seit Dezember

Der Unfall vom Oktober war nicht der erste auf der Großbaustelle gewesen. Auf eine Anfrage der Linken hatte der Senat mitgeteilt, dass im April 2023 ein Arbeiter von einem Metallteil getroffen und verletzt wurde. Im Juni erlitt eine Arbeiterin einen Stromschlag. Laut Senat gab es allein seit Dezember 2023 sieben weitere Kontrollen auf der Baustelle. Jedes Mal wurden demnach Mängel in den Bereichen Sicherheit, Arbeits- und Gesundheitsschutz festgestellt. Daraufhin schreibt die Linke in ihrem Antrag: "Auch wenn Arbeitsschutzkontrollen seitens der zuständigen Behörden durchgeführt wurden, resultierten daraus keine ausreichenden Konsequenzen, um den Schutz der Beschäftigten sicherzustellen." Insbesondere sei "eine intensive Prüfung der zahlreichen Subunternehmen offensichtlich unterblieben".

Weitere Informationen
Ranklotzen im südlichen Überseequartier: Am 25. April soll zur Eröffnung alles fertig sein. © NDR/MIRAMEDIA

Unfalltote aus der Hafencity sollen schwarz gearbeitet haben

Die fünf Männer, die Ende Oktober bei einem Unfall in Hamburg tödlich verunglückten, sind laut "Spiegel" als Schwarzarbeiter auf der Baustelle tätig gewesen. (10.05.2024) mehr

Ein Kran steht neben dem Westfield-Einkaufszentrum in der Hamburger Hafencity. © IMAGO Foto: Markus Matzel

Bau des Hafencity-Einkaufszentrums: Mehr Unfälle als bisher bekannt

Der tödliche Arbeitsunfall auf der Baustelle des Einkaufszentrums im vergangenen Herbst war nur der Gipfel einer Reihe schwerer Unfälle. (24.04.2024) mehr

Blick aus der Luft auf die Großbaustelle im Überseequartier in der Hamburger Hafencity. © picture alliance

Vor tödlichem Unfall: Mängel auf Hafencity-Baustelle bekannt

Laut Hamburger Stadtentwicklungsbehörde wurden die Mängel aber nicht direkt an der späteren Unfallstelle festgestellt. Ende Oktober waren fünf Bauarbeiter ums Leben gekommen. (14.11.2023) mehr

Eine Baustelle  in der Hamburger Hafencity. © Screenshot

Unfall auf Baustelle in der Hafencity: Fünfter Bauarbeiter gestorben

Ende Oktober war in der Hamburger Hafencity ein Gerüst mit Bauarbeitern in die Tiefe gestürzt. Die Zahl der Todesopfer stieg auf fünf. (09.11.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 17.05.2024 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Die Linke

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Riss ist in der Außenfassade zwischen der West- und Südseite der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg zu sehen. © dpa Foto: Gregor Fischer

Schäden am Hamburger Michel sind größer als vermutet

Die Hamburger Hauptkirche ist eine Dauerbaustelle. Und nun sind bei aktuellen Arbeiten noch mehr Schwachstellen entdeckt worden. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?