Vor tödlichem Unfall: Mängel auf Hafencity-Baustelle bekannt
Ende Oktober stürzte in der Hamburger Hafencity ein Baugerüst ein, fünf Menschen kamen dabei ums Leben. Nun kommt heraus: Die Behörden hatten die Großbaustelle erst wenige Tage zuvor unter die Lupe genommen - und Mängel festgestellt.
Mehr als 20 Mal waren städtische Kontrolleure seit Anfang 2022 auf der Großbaustelle Überseequartier - und immer wieder haben sie Mängel gefunden. Das geht aus Antworten des Senats auf Anfragen der Linken und der CDU hervor. Auch zehn Tage vor dem Unglück gab es demnach eine Kontrolle. Bemängelt wurde unter anderem eine fehlende Absturzsicherung in Teilbereichen. Die persönliche Schutzausrüstung mancher Arbeitenden war nicht geprüft. Und nicht überall war die Baustelle so gesichert, dass niemand zu Schaden kommt, wenn Gegenstände herunterfallen.
Behörde: Mängel betrafen nicht spätere Unfallstelle
Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen teilte dem NDR am Dienstag mit, dass diese Mängel "jedoch nicht bei dem mit dem Unfall im Zusammenhang stehenden Gerüst im betroffenen Aufzugsschacht" festgestellt wurden.
Thering: Sicherheit muss höchste Priorität haben
CDU-Fraktionschef Thering, der die jüngste Anfrage gestellt hatte, fragt angesichts der festgestellten Mängel, "ob man nicht schon hätte früher eingreifen müssen, die Baustelle stilllegen müssen, oder zumindest nachbessern müssen, das hat die Stadt nicht getan und da ist der Senat jetzt in der Pflicht, das sicherzustellen, dass so etwas künftig nicht mehr passiert". Thering erklärte, die Sicherheit auf Hamburgs Baustellen müsse höchste Priorität haben. Das laufende Strafverfahren müsse nun Klarheit in die Sache bringen.
Bauarbeiter berichtet von Sicherheitsmängeln
Ein Bauarbeiter berichtete im Gespräch mit dem NDR Magazin Panorama 3 von Sicherheitsmängeln auf der Großbaustelle. Fachleute sind sich sicher: So ein Unglück hätte auch auf anderen Großbaustellen passieren können. Denn überall sei der Zeit- und Kostendruck hoch, der zu solchen Unglücken führen könne.
Gerüst mit Bauarbeitern stürzt in die Tiefe
Der Unfall, bei dem fünf Bauarbeiter aus Albanien ums Leben kamen, ereignete sich am Morgen des 30. Oktober auf der Großbaustelle im Überseequartier. Ein Gerüst mit mehreren Bauarbeitern darauf stürzte vom achten Stock in einen innenliegenden Fahrstuhlschacht. Rund 150 Rettungskräfte waren im Einsatz. Die Bergungsarbeiten waren den Angaben zufolge kompliziert. Ein Einsatzleiter hatte den Trümmerberg als "Riesen-Mikado" aus Gerüststangen beschrieben. Warum das Gerüst zusammenbrach, ist noch unklar.