Hamburger Hochbahn präsentiert fahrerlosen Bus "Holon Mover"

Stand: 06.07.2023 17:10 Uhr

Der Bus des Unternehmens Holon sei nichts weniger als die Revolution im öffentlichen Nahverkehr. Das sagt nicht nur der Hersteller aus Paderborn, sondern auch Hochbahn-Chef Henrik Falk zu dem fünf Meter kurzen Fahrzeug mit Elektro-Antrieb. Das Fahrzeug hat eine Reichweite von etwa 290 Kilometern. "Für mich bedeuten diese Mover die reale Chance, die Mobilitätswende hinzubekommen", so Falk. Man müsse für die Menschen, "die heute zu Recht in großen Stückzahlen ihren eigenen Pkw benutzen", ein neues System entwickeln. Das Ziel: Der Kleinbus soll 2030 alle HVV-Kunden und -Kundinnen an der Haustür abholen - ohne Fahrer oder Fahrerin, vollautomatisch.

Hochbahn will Kunden mit Gefühl von Oberklasse locken

Ein Holon Mover steht zur Präsentation im Hamburger Prototyp Museum. © dpa Foto: Markus Scholz
Von innen sieht der "Holon Mover" aus wie ein Oberklasse-Fahrzeug.

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) sieht noch ein weiteres Lockmittel für Autofahrerinnen und Autofahrer: die edle Ausstattung des Kleinbusses für maximal 15 Fahrgäste. "Ich glaube, dass es bei ganz vielen Menschen etwas mit Komfort zu tun hat", vermutet der Senator. Deshalb sei ein "sehr wertiges Fahrzeug, das einem Oberklasse-Fahrzeug Konkurrenz machen kann, ein wichtiges Ziel". Darüber hinaus ist der Bus barrierefrei und bietet laut Hersteller eine automatisierte Rampe, einen gesicherten Rollstuhlplatz und auditive und visuelle Unterstützung der Passagiere. Der Holon-Vorstandschef Marco Kollmeier zeigte sich bei der Präsentation am Donnerstag überzeugt: "Unser 'Holon Mover' macht Mobilität nachhaltiger, sicherer und inklusiver."

Erste Test-Busse sollen 2025 kommen

Außerdem soll der autonome Shuttle helfen, den Hamburg-Takt in der Stadt anzubieten. "Tagsüber sollen alle Menschen binnen fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsangebot erhalten", sagte Tjarks dazu. Insbesondere sollen die "Holon Mover" die Randbezirke besser versorgen. Viele der bis zu 10.000 Fahrzeuge für Hamburg sollen in der Nähe von Paderborn gebaut werden. 2025 sind die ersten Test-Busse mit Tempo 60 in Hamburg unterwegs. 10.000 fahrerlose Kleinbusse sind eine enorme Zahl. Zum Vergleich: Aktuell fahren durch Hamburg rund 1.500 HVV-Busse.

Und auch das Bundesverkehrsministerium setzt auf den "Holon Mover". Bei dem Fahrzeug habe er die ganz große Hoffnung, dass es kein Prototyp bleibe, "sondern dass wir jetzt ganz, ganz schnell in die Produktion kommen", sagte Ministerialdirigent Andreas Krüger.

Nicht der erste Test mit autonomen Bussen

Hamburg experimentiert schon länger mit autonomen Shuttle-Fahrzeugen. Zwischen 2019 und 2021 hatte die Hochbahn mit dem Projekt "Heat" in der Hafencity getestet, wie ein automatisiert fahrender Kleinbus im Stadtverkehr funktionieren kann. Das neue Projekt soll technisch wesentlich ausgereifter sein. Hochbahn-Chef Falk erzählt immer wieder begeistert, wie er vor Kurzem in San Francisco mit einem autonomen Fahrzeug gefahren sei: "Vorne saß keiner. Und dennoch ist das Fahrzeug perfekt zwei Stunden lang zur Hauptverkehrszeit in San Francisco gefahren," so Falk. Der "Holon Mover" ist noch bis Ende August im Automuseum zu besichtigen.

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Anjes Tjarks (Grüne), Senator für Verkehr und Mobilitätswende, sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger Hochbahn AG, sitzt in der Bilanzpressekonferenz der Hamburger Hochbahn AG vor einer Leinwand, auf der ein autonom fahrendes Shuttle gezeigt wird. © picture alliance/dpa | Marcus Brandt Foto: Marcus Brandt

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 06.07.2023 | 13:00 Uhr

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