Hamburg will die Situation am Hauptbahnhof verbessern
Mehr Beratungsangebote und Übernachtungsmöglichkeiten, eine bessere medizinische Versorgung: Die Sozialbehörde erweitert ihre Angebote für Obdachlose und auch für Suchtkranke rund um den sozialen Brennpunkt am Hamburger Hauptbahnhof. Aus der Opposition kommt Kritik an den Maßnahmen.
In der Bahnhofsmission soll laut Sozialbehörde eine Koordinierungsstelle namens Social HUB Hauptbahnhof eingerichtet werden - HUB steht für Hilfe und Beratung. Diese neue Stelle soll vorhandene Hilfsangebote zentral bündeln und so die Probleme obdachloser und drogenabhängiger Menschen schneller und effektiver angehen und lösen, so Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer und der Leiter des Bezirksamts Mitte, Ralf Neubauer (beide SPD). Obdachlose oder Suchtkranke sollen zum Beispiel sofort eine medizinische Betreuung erhalten. Und auch bis zu 16 Schlafplätze in einem neuen Übergangsheim im Stadtteil Niendorf können von hier aus belegt werden.
Mehr Straßensozialarbeiter am Hauptbahnhof
Auch personell wird aufgestockt, rund um den Hauptbahnhof sollen mehr Straßensozialarbeiter und -sozialarbeiterinnen im Einsatz sein. Außerdem sollen sogenannte Sozialraumläufer im Zwei-Schicht-Betrieb im Bereich der Drogenberatungsstelle "Drob Inn" auf die Einhaltung von Recht und Ordnung achten und Menschen bei Verstößen ansprechen. So soll das Miteinander von Passanten und Passantinnen, Obdachlosen und Suchtkranken besser funktionieren. Start ist im April, ab dann gilt auch das Alkoholverbot am Hauptbahnhof.
Eine neue Optik für den August-Bebel-Park
Darüber hinaus plant das Bezirksamt Hamburg-Mitte, den August-Bebel-Park, also die Grünfläche vor dem "Drob Inn", neu zu gestalten. Zur Straße hin sollen neue Bäume gepflanzt werden, die restliche Fläche wird asphaltiert und mit Sitzgelegenheiten und einem Schutz vor schlechtem Wetter ausgestattet. Ein Sichtschutz soll diesen Bereich für die Nutzenden und für Passanten und Passantinnen abschirmen. Für die Neugestaltung des Platzes seien 1,3 Millionen Euro geplant, so Neubauer.
Neues Konzept könnte als Blaupause dienen
Erklärtes Ziel ist es, die Lage am Hauptbahnhof zu entspannen. Momentan halten sich in dem Bereich viele Menschen auf, die sichtbar verelendet, süchtig oder obdachlos sind. Viele Menschen fühlen sich deshalb dort nicht sicher - und genau das soll sich ändern. Gleichzeitig will die Sozialbehörde aber auch diejenigen mehr in den Blick nehmen, die Hilfe benötigen und deren Situation verbessern. Sollte das neue Konzept am Hauptbahnhof die erhofften Erfolge bringen, könne es als Blaupause für andere Orte in der Stadt dienen, sagte Schlotzhauer. Sie könne sich künftig in jedem Bezirk mindestens einen Social HUB vorstellen.
CDU und Linke üben Kritik an den Maßnahmen
Bei der Opposition stießen die vorgestellten Maßnahmen auf Ablehnung. Für CDU-Chef Dennis Thering reichen die Maßnahmen nicht aus. Jahrelang hätten SPD und Grüne weggeschaut, jetzt reagiere der Senat erst nach massivem Druck von Opposition und Öffentlichkeit, und das auch nur halbherzig und mit Blick auf bevorstehende Wahlen, sagte Thering. Die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion der Linken, Olga Fritsche, bezeichnete die Pläne als Symbolpolitik. Sie kritisierte, dass neue Strukturen geschaffen, statt bestehende ausgebaut werden.
Jörn Sturm vom Obdachlosenmagazin "Hinz&Kunzt" begrüßte, dass die Menschen jetzt nicht vertrieben werden, sondern Hilfe bekommen. Dass Mitarbeitende von Sicherheitsfirmen als sogenannte Sozialraumläufer unterwegs sein werden, werde man aber kritisch begleiten. Das Diakonische Werk hofft, dass es gelingt, die Situation obdachloser und suchtkranker Menschen zu verbessern. Es hatte sich - wie andere Organisationen auch - im Vorfeld an der Diskussion über die Pläne beteiligt.
Die rot-grüne Regierungskoalition will über die Maßnahmen in der Bürgerschaftssitzung kommende Woche debattieren.