Hamburg: Zentralstelle Staatsschutz arbeitet "unter Volllast"

Stand: 18.01.2024 18:22 Uhr

Vor fünf Jahren wurde die Zentralstelle Staatsschutz bei der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg gegründet. Angesichts einer deutlichen Zunahme sogenannter Staatsschutzdelikte ist sie derzeit voll ausgelastet.

Gegründet im Lichte der Terroranschläge des "Islamischen Staates" (IS), beschäftigten die Zentralstelle inzwischen neben terroristischen Verfahren aller Arten auch zunehmend Fälle wie Hasskriminalität im Internet, sagte Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich am Donnerstag. Die Zahl der Fälle insgesamt hat sich demnach von 151 im Jahr 2020 auf 463 im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht.

Zuständigkeit unter anderem für antisemitische Straftaten

Die Tendenz sei auch angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung weiter steigend: "Staatsschutzdelikte werden sich in Zukunft verstetigen", sagte Fröhlich. Zuständigkeitsschwerpunkte seien antisemitische Straftaten, Angriffe auf die kritische Infrastruktur sowie Ermittlungen gegen Reichsbürger, Delegitimierer und Verschwörungsgläubige. Außerdem das sogenannte Gefährdermanagement.

Gallina: "Staat steht schwierigen Gegnern gegenüber"

Die Einrichtung dieses seit Januar 2019 arbeitenden Kompetenzzentrums sei ein Erfolg, sagte Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne). "Diese Zentralstelle wird gebraucht." Und sie habe sich bewährt. "Es ist sehr deutlich, dass wir in einer gesamtgesellschaftlichen Lage sind, wo wir uns als Staat ganz schwierigen Gegnern gegenüber sehen", so Gallina. "Das Thema Hasskriminalität und Antisemitismus ist leider hoch aktuell und hier auch hoch aufgehängt in der Zentralstelle."

Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich und Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) bei einer Pressekonferenz. © Screenshot
AUDIO: Viel Arbeit für die Zentralstelle Staatsschutz in Hamburg (2 Min)

190 Ermittlungsverfahren in Folge des Hamas-Terrorangriffs

Allein im Zusammenhang mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel habe sich die Zahl der Ermittlungsverfahren inzwischen auf 190 summiert, sagte Fröhlich. Dabei gehe es neben Verstößen gegen das Versammlungsgesetz um Delikte wie die Verwendung von Symbolen terroristischer Organisationen, Volksverhetzung, Beleidigung und Sachbeschädigung. 58 Fälle seien als antisemitisch eingestuft worden. Fünf Ermittlungsverfahren hätten bereits zu Anklagen oder Strafbefehlsanträgen geführt.

"Die Arbeit wird leider nicht weniger"

Arnold Keller, Leitender Oberstaatsanwalt der Zentralstelle, verwies darauf, dass es in der jüngeren Zeit "hochkarätige" Verfahren wie zur Amoktat bei den Zeugen Jehovas, zur Geiselnahme am Flughafen oder das Verfahren gegen zwei syrische Brüder, die einen Sprengstoffanschlag in Schweden geplant haben sollen, viele Ressourcen gebunden hätten. "Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Zentralstelle derzeit unter Volllast arbeitet. Und die Arbeit wird leider nicht weniger."

Die Hamburger Zentralstelle ist auch für die Verfolgung terroristischer Straftaten in Schleswig-Holstein, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern zuständig, die vom Generalbundesanwalt in Karlsruhe an die Länder gegeben oder zurückgegeben werden. Im vergangenen Jahr waren das 43 Fälle - davon 23 aus Hamburg.

Weitere Informationen
Eine Person hält bei der CSD-Demo in Hamburg ein Schild mit der Aufschrift "Hass macht hässlich". © picture alliance/dpa Foto: Georg Wendt

Hasskriminalität: Mehr Straftaten in Hamburg registriert

Immer wieder werden Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihres Glaubens oder ihrer sexuellen Orientierung in der Hansestadt bedroht oder geschlagen - Tendenz steigend. (16.01.2024) mehr

Ein Davidstern auf dem Dach der Hamburger Synagoge. © dpa Foto: Jonas Walzberg

Bürgerschaft debattiert über Maßnahmen gegen Antisemitismus

Auch in Hamburg haben Angriffe auf Juden zugenommen. Ein Präventionspaket soll Extremismus und Antisemitismus bekämpfen. (21.12.2023) mehr

Ein Mann sitzt vor einem Laptop und hält sich die Hände vor das Gesicht. © picture alliance/dpa/dpa-tmn Foto: Christin Klose

Gegen Hass und Hetze im Internet: Bürgerportal in Hamburg

Beleidigungen, Bedrohungen und Volksverhetzung: In Hamburg können Betroffene jetzt Fälle von Hasskriminalität im Internet online melden. (06.12.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 18.01.2024 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Mitglieder der Hamburger Linken bei einem Parteitag im Bürgerhaus Wilhelmsburg. © Screenshot

Die Linke in Hamburg: Doppelspitze Ritter und Iwan bestätigt

Die Hamburger Linke hat ihre Doppelspitze wiedergewählt. Bei einem Parteitag wurden Sabine Ritter und Thomas Iwan im Amt bestätigt. mehr