Hamburg sieht Potenzial für Wohnungen in "Entwicklungsgebieten"
Aktuell ist die Lage beim Wohnungsbau in Hamburg angespannt, die Stadt sieht aber ein Potential von rund 70.000 neuen Wohnungen in sogenannten Entwicklungsgebieten. Das ergab eine Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion, die NDR 90,3 vorliegt.
Die Anfrage hatten SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf und die Sprecherin für Stadtentwicklung der SPD, Martina Koeppen, gestellt. Kienscherf war verärgert über die Aussage der CDU, Hamburg sei in der Stadtentwicklungspolitik untätig. Die genannten 70.000 Wohnungen sollen in 37 großen Stadtentwicklungsgebieten entstehen - knapp 13.000 dieser Wohnungen sind bereits fertiggestellt. 4.000 sind in der Hafencity entstanden, 1.600 in der Neuen Mitte Altona, 800 Wohnungen wurden im Waldquartier Ochsenzoll fertig und 750 am Mittleren Landweg in Bergedorf. Insgesamt ist Kienscherf mit diesen Zahlen zufrieden. Überall in der Stadt spüre man, dass Hamburg wachse. Die Entwicklung sei von großer Dynamik und Tatkraft geprägt, so der Fraktionschef.
Starker Einbruch bei fertiggestellten Wohnungen
Einige Großprojekte wie das Holsten-Quartier oder Diekmoor in Langenhorn kommen allerdings kaum voran. Außerdem brach die Zahl der fertigen neuen Wohnungen in Hamburg zuletzt stark ein. Vergangenes Jahr waren es knapp 6.000 Wohnungen - 3.200 weniger als 2022, wie das Statistikamt Nord am Donnerstag erklärte. 35 Prozent weniger fertiggestellte Wohnungen sind ein Rückschlag für Hamburgs angespannten Wohnungsmarkt. Und der Rückschlag kommt schneller als gedacht, weil der Bau der jetzt bezugsfertigen Wohnungen schon vor Jahren begann, als Bauzinsen und -kosten noch viel niedriger waren.
Pein: "Einbruch weniger drastisch als von vielen erwartet"
Nur rund 6.000 neue Wohnungen, das ist der schlechteste Wert seit zehn Jahren. Hamburg Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) sagte, der Einbruch "fällt weniger drastisch aus als von vielen erwartet". Trotz Krise werde weiter gebaut. "Das ist ein gutes Signal", so Pein. Sie sieht ihre aktuellen Initiativen für günstigeren Wohnungsbau bestätigt. Fertig wurden auch 2.150 Sozialwohnungen. 2022 seien unter den 9.234 fertiggestellten Wohnungen 2.430 Sozialwohnungen gewesen.
Kritik vom Mieterverein
Der Mieterverein zu Hamburg übte dennoch Kritik und nannte die aktuelle Zahl "höchst alarmierend". Die Vize-Vorsitzende Marielle Eifler erklärte, angesichts des Zuzugs und Zehntausenden auf Wohnungssuche reiche es nicht: "Wenn sich der Wohnungsbau nicht kurzfristig erholt, werden die Folgen für alle Hamburgerinnen und Hamburger dramatisch sein." Laut Mieterverein sind in Hamburg mehr als 12.000 Menschen als vordringlich wohnungssuchend registriert und 50.000 Familien leben in beengten Verhältnissen. Hinzu kämen Geflüchtete, die in Zelten und Hallen untergebracht werden müssten. 6.000 fertiggestellte Wohnungen seien vor dem Hintergrund einfach nicht genug, so Eifler.
Erneute Forderung nach weniger Bürokratie
Laut Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, ist der Bau bezahlbarer Wohnungen kaum noch möglich. Die Stadt müsse den von ihr angestoßenen Versuch, die Bauordnung zu entschlacken und Bürokratie abzubauen, konsequent weitergehen. Zudem brauche es Änderungen bei den Klimaschutzauflagen, denn es werde zunehmend deutlicher, "dass eine immer höhere Energieeffizienz einzelner Gebäude einen viel zu hohen Preis hat", so Breitner.