NDR HamburgTrend: SPD bleibt mit 30 Prozent stärkste Kraft
Am 2. März 2025 wählen die Hamburgerinnen und Hamburger eine neue Bürgerschaft. Würde am kommenden Sonntag gewählt, bekäme Rot-Grün wieder eine Mehrheit, wie der neue NDR HamburgTrend zeigt. Das Umfrageinstitut infratest dimap hat dafür 1.177 Wahlberechtigte in Hamburg befragt.
Bei einer Bürgerschaftswahl zum jetzigen Zeitpunkt würden SPD und Grüne in Hamburg der Umfrage zufolge zwar hinter ihren Ergebnissen bei der Bürgerschaftswahl 2020 zurückbleiben, jedoch erneut eine stabile Mehrheit bekommen. Die SPD wäre mit 30 Prozent klar stärkste Partei. Sie käme damit auf das gleiche Ergebnis wie beim NDR HamburgTrend im Februar dieses Jahres. Ebenfalls keine Veränderung im Vergleich zur Februar-Umfrage gibt es bei den Grünen, die wieder auf 21 Prozent kämen. Mit 19 Prozent würde die CDU auf Rang drei landen.
Umfrage: AfD bleibt in Hamburg einstellig
Mit aktuell 9 Prozent läge die AfD zwar über ihrem Wahlergebnis von 2020, im Vergleich zur Februar-Umfrage ergibt sich für die Partei jedoch keine Veränderung. Die Hamburger Linke würde ihr letztes Bürgerschaftswahlergebnis derzeit klar verfehlen. Mit 6 Prozent liegt sie zugleich einen Prozentpunkt schlechter als beim letzten NDR HamburgTrend, wäre aber in der Bürgerschaft vertreten. Alle übrigen Parteien hätten diese Aussicht gegenwärtig nicht: Das BSW könnte mit 4, FDP und Volt mit jeweils 3 Prozent rechnen. Auf die restlichen Parteien entfielen momentan zusammen 5 Prozent der Stimmen.
Bei der Bürgerschaftswahl 2020 war die SPD mit 39,2 Prozent stärkste Kraft vor den Grünen mit 24,2 Prozent. Dahinter folgten die CDU (11,2), die Linke (9,1), die AfD (5,3) und die FDP (4,9).
Bundespolitik hat bei mehr als einem Drittel der Wähler Einfluss
Nach dem Auseinanderfallen der Bundesregierung wird es aller Voraussicht nach eine vorgezogene Bundestagswahl eine Woche vor der Bürgerschaftswahl geben, und zwar am 23. Februar 2025. Die Hamburg-Wahl dürfte deshalb auch mehr als sonst unter dem Einfluss der Bundespolitik stehen. Von den Wahlberechtigten mit einer bereits bestehenden Parteipräferenz zur Bürgerschaftswahl lassen sich nach eigenen Angaben aktuell immerhin 35 Prozent eher von der Bundes- als von der Landespolitik leiten. 60 Prozent nehmen derzeit vornehmlich die Hamburger Politik in den Blick. Eine stark bundespolitisch aufgeladene Bürgerschaftswahl dürfte insbesondere der AfD zugutekommen. Für die Mehrheit der AfD-Anhänger (29 Prozent Landespolitik/64 Prozent Bundespolitik), aber auch für viele CDU- (56/42) und Linken-Anhänger (56/41) sind gegenwärtig bundespolitische Überlegungen bedeutend. Dagegen orientieren sich die Anhänger von Grünen (66/32) und SPD (79/17) momentan mehrheitlich an der Hamburger Landespolitik.
Hälfte der Befragten zufrieden mit Arbeit des Senats
Auch in Hamburg tun sich die landespolitisch Verantwortlichen schwerer als in früheren Zeiten, bei den Bürgerinnen und Bürgern zu punkten. Im Vorfeld der Bürgerschaftswahl 2020 hatten die rot-grünen Senatsleistungen noch etwa zwei Drittel der Wahlberechtigten überzeugt. Aktuell ist die Hälfte der Hamburgerinnen und Hamburger mit der Regierungsarbeit zufrieden, 43 Prozent äußern sich dagegen kritisch. Im Vergleich zum letzten NDR HamburgTrend vom Februar hat sich die Sicht auf die Senatsarbeit geringfügig gebessert.
Bürgermeister Tschentscher am populärsten
Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit den Politikerinnen und Politikern erreicht der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) aktuell von 59 Prozent der Befragten positive Einschätzungen. Er schneidet um vier Prozentpunkte besser ab als bei der Umfrage im Februar. Damit liegt er im Urteil der Hamburgerinnen und Hamburger weiterhin klar vor seinen Kontrahentinnen und Kontrahenten aus den anderen Parteien. Mit der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) sind gegenwärtig 39 Prozent zufrieden. Auch der Zuspruch für sie ist im Vergleich zum Jahresbeginn leicht gestiegen. Die Liste der Hamburger Oppositionspolitikerinnen und -politiker wird durch Cansu Özdemir angeführt. Die Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft überzeugt gegenwärtig 26 Prozent der Wahlberechtigten. Dahinter folgt der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Dennis Thering mit 18 Prozent. Mit der Arbeit der neuen FDP-Spitzenkandidatin Katarina Blume sind 14 Prozent zufrieden. Schlusslicht im Politikerranking ist nach wie vor Dirk Nockemann. Den Hamburger AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzenden bewerten 9 Prozent wohlwollend. Die drei letztgenannten waren bei der Umfrage mehr als der Hälfte der Hamburgerinnen und Hamburgern kein Begriff.
Direktwahl des Bürgermeisters: Tschentscher vorn
Der Popularitätsvorsprung von Peter Tschentscher spiegelt sich auch bei der Präferenz der Hamburgerinnen und Hamburger für die künftige personelle Besetzung der Senatsspitze. Bei einer Direktwahl des Ersten Bürgermeisters würde sich fast die Hälfte, nämlich 46 Prozent, für den Amtsinhaber von der SPD entscheiden. 15 Prozent sprechen sich für Katharina Fegebank von den Grünen aus, 12 Prozent für Dennis Thering von der CDU.
Wichtigste Probleme: Verkehr, Wohnen, Zuwanderung, Wirtschaft
Auf die offene Frage nach den wichtigsten Problemen in Hamburg nennen 19 Prozent der Wahlberechtigten, und damit etwa vier Mal so viele wie vor der letzten Bürgerschaftswahl, die Lage der Wirtschaft - einschließlich der Situation am Hamburger Hafen. Auch Migrationsfragen haben einen deutlich höheren Stellenwert für die Hamburgerinnen und Hamburger als vor der Bürgerschaftswahl 2020. Sie werden derzeit von etwa jeder und jedem Fünften als zentrale Herausforderung für die Landespolitik thematisiert. Bestimmt wird die Problemsicht der Wahlberechtigten aber nach wie vor durch zwei andere Themenfelder, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie vor fünf Jahren. So sehen derzeit 33 Prozent die Hamburger Landespolitik vor allem bei Verkehrsthemen gefordert, 29 Prozent bei Fragen der Wohnungspolitik.
Grundstimmung schlechter als 2020, aber etwas besser als im Februar
Die Grundstimmung an Elbe und Alster hat sich im Vergleich zur Februar-Umfrage nicht wesentlich verändert, unterscheidet sich aber weiterhin deutlich von der vor der letzten Bürgerschaftswahl. Schaute im Januar 2020 eine Mehrheit der Wahlberechtigten in Hamburg mit Zuversicht auf die Gegebenheiten in der Hansestadt, sind es aktuell 44 Prozent. Das sind aber immerhin drei Prozentpunkte mehr als im Februar dieses Jahres. Für 46 Prozent bieten die Verhältnisse in Hamburg dagegen Anlass zur Beunruhigung - minus fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Februar. Vor fünf Jahren waren es noch 30 Prozent.
Lage der Hamburger Wirtschaft kritischer bewertet als 2020
Die Unterschiede zur Grundstimmung vor der letzten Bürgerschaftswahl sind auch Ausdruck veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen: Die Zahl der Wahlberechtigten, die sich kritisch zur Situation der Wirtschaft in Hamburg äußern, hat sich im Vergleich zu 2020 mit 39 Prozent fast verdreifacht. 57 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger gelangen aktuell zwar zu einem positiven Urteil. Vor fünf Jahren hatten allerdings noch 86 Prozent die wirtschaftliche Lage an der Alster als gut oder sehr gut bewertet. Mehrheitlich Anstoß an der Situation der Wirtschaft in der Stadt nehmen die Anhängerinnen und Anhänger von AfD und CDU. Ein positives Urteil dominiert dagegen in den Reihen von Grünen, SPD und Linken.
Keine Besserung der wirtschaftlichen Entwicklung erwartet
Bei der Frage nach der Erwartung im Bereich der Wirtschaft äußern sich viele Hamburgerinnen und Hamburger skeptisch. Eine wirtschaftliche Aufbruchstimmung ist bei den Befragten nicht sichtbar. Auf eine bessere Situation in einem Jahr setzen nur 9 Prozent. Die Mehrheit der Wahlberechtigten in Hamburg, nämlich 60 Prozent, geht stattdessen von keinen wesentlichen Veränderungen im Jahresverlauf aus. Eine Verschlechterung erwartet in Hamburg jeder Vierte.
Für die repräsentative Umfrage wurden laut infratest dimap vom 20. bis zum 24. November 1.177 Wahlberechtigte in Hamburg befragt - und zwar per Telefon- und Online-Interviews.