Bezirkswahlen in Hamburg: Das sind die Themen in Harburg

Stand: 14.05.2024 07:01 Uhr

Am Sonntag, den 9. Juni 2024, finden in Hamburg die Bezirksversammlungswahlen, kurz auch Bezirkswahlen, statt. Aktuelle Themen im Bezirk Harburg sind der Verkehr, der Wohungsbau und die Gestaltung der Harburger Innenstadt.

Der südliche Hamburger Bezirk Harburg bietet mit seinen 17 Stadtteilen eine große Vielfalt: Stadt-Flair, Obstplantagen im Alten Land, die Fischbeker Heide, die Harburger Berge, den Binnenhafen und in Altenwerder eines der modernsten Container-Terminals weltweit. Bei einem Spaziergang durch Harburg entdeckt man zudem hübsche Fachwerk-, noble Jugendstilhäuser und historische Industrieanlagen.

Mehr als 50 Prozent Menschen mit Migrationsgeschichte

Fast 177.000 Menschen leben in Harburg - und mehr als die Hälfte von ihnen hat eine Migrationsgeschichte. Damit liegt der Bezirk weit über dem Hamburger Durchschnitt. "Was Harburg so besonders macht, sind die Menschen, die sich hier begegnen, die hier leben und arbeiten. An vielen Punkten konnte ich feststellen, dass sie sich sehr mit ihrem Bezirk identifizieren - eher Harburger als Hamburger sind", sagt Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen (SPD). "Sie setzen sich füreinander ein, finden sich und engagieren sich für gemeinsame Ziele und gestalten unser Zusammenleben. Das zu fördern und zu unterstützen ist mir sehr wichtig. Harte Schale, weicher Kern - das bringt es auf den Punkt", meint Fredenhagen.

Bezirk Harburg: Zahlen & Fakten

Stadtteile: Harburg, Neuland und Gut Moor, Wilstorf, Rönneburg, Langenbek, Sinstorf, Marmstorf, Eißendorf, Heimfeld, Moorburg und Altenwerder, Hausbruch, Neugraben-Fischbek, Francop, Neuenfelde, Cranz

Fläche: 125,4 km²

Einwohnerinnen und Einwohner: 176.868
Unter 18-Jährige: 33.282 (18,8%)
65-Jährige und Ältere: 30.365 (17,2%)
Durchschnittsalter der Bevölkerung: 40,8 Jahre
Ausländerinnen und Ausländer: 50,316 (28,4%)
Arbeitslose: 7.489 (6,4%)

(Stand: 31.12.2023/31.12.2023, Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein)

Ganz eigene Stadtgeschichte

Auch historisch betrachtet hat Harburg eine ganz eigene Stadtgeschichte zu bieten, die mit der Horeburg (Hore = Sumpf/Moor) beginnt und im Jahr 1135 erstmals erwähnt wird. Einst gehörte Harburg zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, dann zum Königreich Hannover. Erst 1937 fiel die Stadt durch das Groß-Hamburg-Gesetz an Hamburg. So graben auch immer wieder Archäologinnen und Archäologen nach Schätzen aus dem mittelalterlichen Harburg, so wie momentan in der Harburger Schloßstraße.

Innovationen und Wissenschaft

Aber Harburg kann auch wissenschaftlich und innovativ sein. Neben dem Hamburg Innovation Port (HIP) als Technologie- und Innovationsstandort und dem Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) befindet sich in Harburg die Technische Universität Hamburg (TUHH) mit rund 7.400 Studierenden. Sie ist international bekannt für ihre Ingenieurwissenschaftlichen Bachelor- und Master-Studiengänge in allen Fachrichtungen und wird aktuell ausgebaut.

Fredenhagen seit 2018 Bezirksamtsleiterin

Ein beliebtes Fotomotiv ist das Rathaus in Harburg, das den Mittelpunkt des kommunalen Lebens im Bezirk bildet. Dort tagt die Bezirksversammlung und es ist der Arbeitsplatz von Fredenhagen, die seit September 2018 Bezirksamtsleiterin ist.

Zentrale Verkehrsachse als Problem

Ein Problem für die Stadtplanenenden ist nach wie vor die zentrale Verkehrsachse der Bundestraße 73 mit ihren Güterzug- und Bahngleisen. Diese Trasse schneidet die Harburger City vom Binnenhafen ab: Das unattraktive Zentrum und der schicke Binnenhafen sind nur über Fußgängertunnel und Straßenbrücken miteinander verbunden. Die Politik hat sich mittlerweile für eine sechs Meter breite Fußgänger- und Fahrrad-Brücke ausgesprochen. Wer die Kosten von etwa 30 Millionen Euro übernimmt, ist noch unklar, genauso wie der Baubeginn. Auch über die B73 selbst wird gerade wieder viel diskutiert. Bewohnerinnen und Bewohner konnten im Frühjahr ihre Ideen einbringen, wie die 13 Kilometer lange Magistrale künftig aussehen soll.

Busanlage wird umgebaut

Ein zentraler Verkehrsknotenpunkt südlich der Elbe ist die Busanlage Harburg, die in den 1980er-Jahren errichtet wurde. Bis zu 40.000 Fahrgäste steigen hier mittlerweile täglich ein, aus und um. In der Spitzenzeit kommen bis zu 150 Busse pro Stunde an oder fahren ab. Damit ist die Anlage an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen und wird nun komplett saniert und erweitert. Der Neubau der Busanlage Harburg ist eines der zentralen Projekte der Hamburger Hochbahn AG im Hamburger Süden. Der Baustart verschiebt sich allerdings, weil Substanzmängel an der vorhandenen Busplatte festgestellt wurden. Ursprünglich sollte die Sanierung Ende 2024 sein, jetzt ist die Eröffnung für den Sommer 2026 vorgesehen.

Karolin Weiß im Studio von NDR 90,3. © NDR Foto: Marco Peter
AUDIO: Harburg bereitet sich auf Bezirkswahlen vor (1 Min)

Ausbau der Velorouten 10 und 11

Nördlich der Busanlage ist ein großes Fahrrad-Parkhaus mit 1.200 Stellplätzen geplant. Insgesamt soll der Radverkehr im Bezirk Harburg sicherer und attraktiver gestaltet werden. Dafür werden die Velorouten 10 und 11 von der Hamburger Innenstadt über Wilhelmsburg bis Neugraben und Eißendorf abschnittsweise ausgebaut. Auch das bestehende Angebot an öffentlicher Mobilität ist in den vergangenen Jahren erweitert worden. So wird der On-Demand-Shuttle-Service HVV Hop gerne genutzt und bringt Harburgerinnen und Harburger zu Bushaltestellen und Bahnhöfen.

Ab 2029 neue Linie S6

Zudem wurden die Taktung und Länge der S-Bahnen im Süden verstärkt. Ab 2029 soll dann die neue Linie S6 als Verstärker zwischen Elbgaustraße, Dammtor, Harburg und Neugraben fahren. Vielen Politikerinnen und Politiker in Harburg reicht das nicht. Sie fordern unter anderem, dass die U4 nicht nur bis Wilhelmsburg, sondern bis Harburg geplant wird. Zudem wünschen sich manche eine westliche Elbquerung in etwa auf der Höhe des A7-Elbtunnels. Die technische Machbarkeit wird derzeit geprüft. Aber auch zusätzliche Gleise für den Regionalverkehr sind ein Thema.

Größtes zusammenhängende Stadtentwicklungsgebiet

Seit Beginn der 1990er-Jahre entwickelt sich der Harburger Binnenhafen sukzessive zu einem Mischgebiet aus modernen Wohnquartieren und alteingesessenem und zukunftsträchtigem Gewerbe. Nach der HafenCity ist der sogenannte Channel Hamburg das mit Abstand größte zusammenhängende Stadtentwicklungsgebiet Hamburgs. Dabei mischt sich der Charme alter Backstein-Industriehallen und Kontorhäuser mit innovativer Architektur.

Zwei Bauprojekte im Harburger Binnenhafen

In diesem Jahr sind zwei Bauprojekte im Harburger Binnenhafen gestartet. An der Blohmstraße direkt am Kanal gelegen, baut die Unternehmer-Familie Mönke ein Bürogebäude mit rund 7.700 Quadratmetern Fläche. Daneben entsteht ein Mittelklasse-Hotel mit dem Name "niu" des Hamburger Unternehmens Novum Hospitality. Auf der Straßenseite gegenüber wird das soziale Zentrum Ankerplatz gebaut. Es bietet unter anderem Wohn- und Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz sowie eine Diakoniestation.Im Binnenhafen liegen allerdings auch noch einige Flächen brach, so zum Beispiel in bester Lage am Veritaskai. Dort musste vor neun Jahren der beliebte Beachclub für einen geplanten Hotelbau weichen, der bis heute auf sich warten lässt. Direkt um die Ecke am Treidelweg will die Stadt jetzt aber Land- und Wasserflächen vergeben. Bewerberinnen und Bewerber konnten ihre Konzepte für Gastro- oder Veranstaltungsschiffe oder auch für ein Badeschiff einreichen. Ein neuer Beachclub gilt als gesetzt.

Die Zukunft der Harburger Innenstadt

Ein Thema, das die Harburgerinnen und Harburger bewegt, ist die Zukunft ihrer Innenstadt. Einst war die zentrale Einkaufsstraße Lüneburger Straße auch über die Grenzen Hamburgs beliebt. Doch diese Zeit ist schon lange vorbei. Traditionelle Einzelhandelsketten und Läden sind im Phoenix-Center gegenüber dem Harburger Bahnhof zu finden. Der Innenstadt-Kern verlor zunehmend an Attraktivität. Zuletzt musste auch das Karstadt-Haus schließen, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt als der Herbert-und-Greta-Wehner-Platz neu gestaltet worden war und eröffnet wurde. Doch dann gab es doch noch positive Neuigkeiten: Die Stadt Hamburg erwarb im Frühjahr das Gebäude vom bisherigen Eigentümer und kann damit die Zukunft der Innenstadt Harburgs selbst in die Hand nehmen. Politik und Bürgerinnen und Bürger haben schon viele Ideen, was das Gebäude betrifft. Was genau daraus wird, bleibt abzuwarten.

Viele Wohnungen geplant

Neben zahlreichen neuen Gewerbegebieten spielt die Ausweisung von neuen Wohngebieten eine große Rolle im Bezirk Harburg. An der Grenze zu Neu Wulmstorf ist das Neubaugebiet Fischbeker Reethen geplant. Auf 70 Hektar Fläche sollen gut 2.300 Wohnungen entstehen. Allerdings verzögert sich bislang der Baubeginn immer weiter. Das Quartier dürfte zu den letzten großen Baugebieten im Bezirk gehören.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 14.05.2024 | 08:00 Uhr

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