Bezirkswahlen 2024: Das sind die Themen in Bergedorf
Am Sonntag, den 9. Juni 2024, finden in Hamburg - neben der Europawahl - die Bezirksversammlungswahlen, kurz auch Bezirkswahlen, statt. Im Bezirk Bergedorf kann der Streit um den neuen Stadtteil Oberbillwerder ausschlaggebend für das Ergebnis sein.
Bergedorf wächst. Mehr als 130.000 Menschen leben inzwischen in dem Bezirk, der mit rund 155 Quadratkilometern der größte in Hamburg ist - er ist aber auch der am dünnsten besiedelte. Überhaupt sind Kontraste typisch für Bergedorf.
"Hamburgs Garten" und urbane Facetten
Zum Bezirk gehören zum Beispiel die Vier- und Marschlande mit dem größten Blumen- und Gemüseanbaugebiet Deutschlands. Von "Hamburgs Garten" ist deshalb oft die Rede. Bergedorf hat aber auch ganz unterschiedliche urbane Facetten: vom mondänen Villengebiet nahe der historischen Altstadt bis zu den Großwohnsiedlungen in Neuallermöhe. Sie wurden in den 1980er- und 1990er-Jahren gebaut, um günstigen Wohnraum zu schaffen.
Neuer Stadtteil Oberbillwerder ist umstritten
Direkt gegenüber, auf der anderen Seite der S-Bahn-Station Allermöhe, soll ab dem Spätsommer der Sand für Hamburgs 105. Stadtteil aufgeschüttet werden: Oberbillwerder. Auf der grünen Wiese, auf 118 Hektar, sollen rund 6.500 Wohnungen für 15.000 Menschen entstehen. Noch allerdings brüten dort Feldlerchenpaare, für die erst mal neue Ausweichflächen gefunden werden müssen. Das hat das Hamburgische Oberverwaltungsgericht im Februar nach dem Eilantrag einer Umweltvereinigung entschieden. Und auch sonst gibt es nicht nur Zustimmung für die Pläne, so fürchten etwa viele Anwohnende deutlich mehr Lärm und Verkehr.
Ampelkoalition im Bezirk Bergedorf
In der Bergedorfer Bezirksversammlung lehnt die Opposition den Bau des neuen Stadtteils grundsätzlich ab, anders als die regierende Ampelkoalition. Ein Streit über die Zahl der Parkplätze in Oberbillwerder hätte im Sommer 2022 allerdings fast zum Bruch des Bündnisses geführt. Es waren nicht die ersten Unstimmigkeiten, doch die Koalition raufte sich wieder zusammen. 45 Sitze gibt es in der Bezirksversammlung, SPD (zwölf Sitze), Grüne (zehn) und FDP (drei) haben insgesamt 25. Zweitstärkste Partei hinter der SPD ist die CDU mit elf Sitzen, die Linke hat fünf und die AfD vier Sitze.
Diskussionen um Mountainbike-Strecke
Seit Jahren wird im Bezirk auch über die neue Mountainbike-Strecke am Westensee in Neuallermöhe diskutiert, die am Freitag eröffnet wurde. Der künstlich angelegte Rundkurs war als Kompromiss geplant worden - weil Mountainbiker sich an einem Hang hinter der Sternwarte eine eigene Strecke gebaut hatten und das Bezirksamt etwas dagegen hatte, auch aus rechtlichen Gründen. Der neue Parcours ist für Anfänger und Anfängerinnen, aber auch für Fortgeschrittene, für Biker und Bikerinnen, Rollerfahrer und -fahrerinnen, für Skater und Skaterinnen geeignet. Die Kosten belaufen sich auf rund 380.000 Euro. Das Geld kommt aus städtischen Fördertöpfen. Kritik gibt es von der CDU, die die wilde Strecke bei der Sternwarte gern legalisiert hätte. Die Anlage am Westensee sei zwar gut, spreche aber eine völlig andere Zielgruppe an.
Wegzug von großem Arbeitgeber verhindert
Bezirksamtsleiterin ist seit dem Oktober 2021 Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD). Sie hat Arne Dornquast (ebenfalls SPD) abgelöst, der nach zehn Jahren im Amt zur Hamburger Sozialbehörde gewechselt war. Die bislang wohl größte Herausforderung für die Rathauschefin war es, den Wegzug von Bergedorfs zweitgrößtem Arbeitgeber (nach dem BG Klinikum) zu verhindern. Das Traditionsunternehmen Hauni, das jetzt Körber Technologies heißt, hatte schon sehr konkrete Abwanderungspläne - doch die Belegschaft und der Betriebsrat des Maschinenbauers machten Druck, genau wie die Bezirkspolitik, und das Bezirksamt schaffte innerhalb von nur etwas mehr als einem Jahr Baurecht für Körbers neue "Fabrik der Zukunft". Sie soll nun bis 2027 nahe der A-25-Anschlussstelle Bergedorf errichtet werden, auf dem Areal des schon länger geplanten Innovationsparks, in dem wiederum auch noch andere moderne Arbeitsstätten entstehen sollen
S-Bahn-Verbindung soll ausgebaut werden
Ein Dauerthema ist außerdem die Anbindung der ländlichen Gebiete an den öffentlichen Nahverkehr. In "Hamburgs Garten" fahren einige Busse nur einmal pro Stunde, manchmal fehlen Wartehäuschen. Mit viel Geld ausbauen will der Hamburger Senat künftig die Kapazität der S-Bahn-Verbindung nach Bergedorf.
Wer dort in die Innenstadt will, meint übrigens in der Regel nicht die Hamburger, sondern die eigene City. Denn Bergedorf ist quasi auch eine Stadt in der Metropole eine Stadt mit viel Grün, in einem Bezirk mit vielen Kontrasten.