Hamburg will S-Bahn-Linien im Süden deutlich verstärken
In Hamburg wird der S-Bahn-Verkehr nach Harburg und Bergedorf ab Dezember deutlich ausgebaut. Außerdem soll es ab Ende 2029 eine zusätzliche Linie S6 geben.
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) stellte am Dienstag auf der Landespressekonferenz das Großprojekt vor, für das kein einziger neuer Kilometer S-Bahnstrecke geschaffen wird - das aber die bestehenden Linien deutlich verbessern soll. "Die Menschen auf dem Weg nach Harburg, nach Bergedorf und in Richtung Elbgaustraße werden eine deutlich bessere S-Bahn-Anbindung erhalten und der Senat wird hierfür 425 Millionen Euro in die Hand nehmen." Damit solle die Kapazität um 40 Prozent gesteigert werden.
Neue Linie S6 nach Harburg
Konkret fließt dieses Geld in neue Stellwerke, neue Weichen und zusätzliche Stromversorgung. Damit sollen mehr und längere Züge fahren können. Nach Harburg könnten zum Beispiel drei Züge innerhalb von 10 Minuten fahren - darunter ab 2029 die neue Linie S6 als Verstärker zwischen Elbgaustraße, Dammtor, Harburg und Neugraben. "Die S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Harburg ist der am meisten genutzte Streckenabschnitt im Hamburger Netz", sagte Tjarks. Bereits heute seien 140.000 Fahrgäste auf der Harburger Linie unterwegs. "Deswegen ist die S6 für Hamburg ein zentrales Verkehrsprojekt, das wir intensiv vorantreiben werden."
Bergedorf: Langzüge im Fünf-Minuten-Takt
Auch die S2-Strecke nach Bergedorf soll ertüchtigt werden, damit dort künftig Langzüge ganztägig im Fünf-Minuten-Takt verkehren können. "Wir werden in Richtung Bergedorf die Kapazität durch den Einsatz von Langzügen um 25 Prozent steigern können und somit beispielsweise die Voraussetzungen für die Anbindung des neuen Stadtteils Oberbillwerder schaffen", sagte der Senator.
Hamburg hofft auf Förderung vom Bund
Finanziell geht Hamburg in Vorleistung - man hofft aber wegen des großen Nutzens auf eine eine Finanzierung von bis zu 75 Prozent aus Bundesmitteln. Die Bahn werde einen entsprechenden Antrag stellen. "Hier ist der Nutzen dreimal so hoch wie die Kosten", sagte S-Bahnchef Kay Uwe Arnecke. "Ich kenne in der ganzen Bundesrepublik kein Beispiel für ein Projekt mit einem so hohen Nutzen."
Erste Verbesserungen ab Dezember
Kurzfristige Verbesserungen werde es bereits mit dem Fahrplanwechsel im Dezember und der Umstellung auf die vier Linien S1, S2, S3 und S5 geben. Während die S1 und S3 weiter durch den Citytunnel fahren, verkehren die S2 und S5 dann auf der Verbindungsbahn über Holstenstraße, Sternschanze und Dammtor. Durch den ganztägigen Einsatz von Langzügen mit jeweils neun Wagen soll die Kapazität zwischen Hauptbahnhof und Neugraben gesteigert werden.
Kritik von der Opposition
Die Opposition kritisierte die Pläne für die S-Bahn. Bis die Verstärkerlinie S6 nach Harburg in sechs Jahren nach Harburg kommt, bleibe der Süden abgehängt, meinte Heike Sudmann von den Linken. In dieser Zeit drohten zudem viele Streckensperrungen, so Dirk Nockemann (AfD). Richard Seelmaecker (CDU) zweifelte an der Finanzierung: Noch sei völlig offen, ob der Bund tatsächlich den Großteil der Kosten übernehme.