Welt der Musik
Dienstag, 04. Februar 2025, 23:00 bis
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Dem Musik-Publikum ist der französische Komponist Gabriel Fauré (1845-1924) auch heutzutage hauptsächlich durch sein "Requiem für Sopran, Bariton, Chor und Orchester" und einige seiner Lieder bekannt. Faurés zahlreiche Klavierwerke und seine Kammermusik rückten erst in den letzten Jahrzehnten vermehrt in den Fokus der Interpreten und der musikliebenden Öffentlichkeit. Die Komposition des "Requiems" zog sich über 14 Jahre hin, wobei ihm dennoch "eine große Homogenität, eine große stilistische Einheit zu eigen" ist, wie der französische Musikwissenschaftler Pierre Guillot (Jahrgang 1942) schreibt.
Fauré: "Ich wollte etwas anderes machen"
Den Anlass für die Komposition seines oft aufgeführten "Requiems" gab Faurés langjährige Tätigkeit als Organist an verschiedenen Pariser Kirchen: "Ich begleitete Trauergottesdienste auf der Orgel nun schon so lange! Das reichte mir allmählich! Ich wollte etwas anderes machen." Im März 1910 erklärte Fauré: "Mein Requiem wurde ohne Anlass komponiert … Zu meinem Vergnügen, wenn ich so sagen darf!" Das ist dem Werk durchaus anzumerken und könnte ein Schlüssel für seine Beliebtheit sein - ebenso wie die Äußerung des Komponisten an den berühmten Geiger Eugène Ysaÿe, dem er im August 1900 schreibt: "[Mein Requiem] ist so sanft wie ich selbst."
"Ort versöhnter Gegensätze" diese Formulierung stammt vom 1931 verstorbenen französischen Musikwissenschaftler Louis Aguettant und beschreibt Faurés Musik sehr treffend. Aguettant führt dann weiter aus: "Ist sie nicht das Naturhafte und das Seltene, das Raffinierte und das Schlichte, das Zauberhafte und das Kraftvolle, der Genuss am Einzelnen und die lebendige Einheit?" Man könnte Faurés Musik auch als Brücke zu den Werken der französischen "Impressionisten" Claude Debussy und Maurice Ravel ansehen. Der deutsche Musikwissenschaftler Peter Jost schreibt denn auch im Jahr 1996, dass "die neue französische Musik der ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts mit den Namen Debussy und Ravel so fest verbunden" sei, dass "dadurch der Blick auf deren Wegbereiter Gabriel Fauré bis heute verstellt ist."
Komponist, Organist, Professor
Als ausgezeichneter Pianist und Organist hatte Fauré im Lauf seines Lebens verschiedene Positionen als Organist an Pariser Kirchen inne, unter anderem an der Madeleine, wo er ab 1896 als "Hauptorganist" fungierte. Insgesamt 40 Jahre übte Fauré seine Tätigkeiten als Organist, Chororganist und Kantor aus - und obwohl nicht besonders gläubig, schuf er 26 Kirchenmusik-Werke, hauptsächlich Vokalmusik. Fauré, dem Karriere-Streben und Ellbogenmentalität fremd waren, wurde 1896 als Kompositions-Professor der Nachfolger seines Kollegen Jules Massenet am Pariser Konservatorium.
Ab 1905-1920 amtierte Fauré schließlich als Direktor des Pariser Konservatoriums, wo er gravierende Änderungen im Lehrplan einführte und dabei auf viel Widerstand stieß, sogar als "Robespierre" verunglimpft wurde. Gleichwohl war seine Tätigkeit am Konservatorium sehr erfolgreich, was man auch an der Zahl seiner später berühmten Kompositions-Schüler sehen kann - unter ihnen Nadja Boulanger, George Enescu, Reynaldo Hahn, Charles Koechlin und Maurice Ravel. Ab 1903 begann Faurés Gehör stark nachzulassen. Er arbeitete aber intensiv als Komponist und Lehrer weiter, schrieb - inzwischen gehörlos - unter anderem zwei Sonaten für Violoncello und Klavier.
Gespräch mit Sascha Frömbling und Konstantin Heidrich vom Fauré-Klavierquartett
Die Mitglieder des weltbekannten Fauré-Klavierquartetts Sascha Frömbling und Konstantin Heidrich gaben NDR Kultur im Dezember 2024 in Berlin ein ausführliches Interview zu verschiedenen Aspekten der Musik von Gabriel Fauré, das in das Porträt des französischen Komponisten mit einfließt: Auf eloquent-gut gelaunte und zugleich profunde Weise gaben die beiden Interpreten zu Faurés Werken und deren Stellung im Musikleben detailliert Auskunft.
Eine Sendung von Thomas Böttger.
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