Welt der Musik
Sonntag, 12. März 2023, 18:00 bis
19:00 Uhr
Auf ihr Händel-Buch "Tiere und Töne" ist die Krimiautorin Donna Leon besonders stolz. Seit sie als junge Frau Händels "Messias" hörte, ist sie Händel und seiner Epoche verfallen: "Wenn ich herrlichen Gesang höre. Wenn ich jemanden einfach grandios singen höre. So wie ich es noch nie vorher gehört habe. Dann könnte ich Purzelbäume schlagen. Denn das ist für mich die Quelle größter Freude."
Musikalische Zeitreise
Ihren Enthusiasmus hat Donna Leon zwar nicht zum Beruf gemacht, doch pflegt sie ihn als unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Als Mäzenin und Beraterin des Ensembles "Il Pomo d'Oro" fördert und begleitet sie Opernproduktionen für Bühne und Plattenstudio, auch wenig bekannte Werke von Georg Friedrich Händel. Mit der Autorin der Sendung unternahm die Krimi-Queen mit Händel-Spleen eine musikalische Zeitreise: einmal Barock und zurück. Und das kam so: eines Tages im Mai 2004 lernten sich die beiden im Pausenfoyer der Kölner Oper kennen, anlässlich einer Aufführung von Händels Oper "Tamerlano". Ob sie wohl eine Zeitreise in den Barock und dem Musikleben in Venedig unternehmen wolle?
Donna Leon, die Erfinderin von Venedigs Commissario Brunetti - eine zierliche Dame mit dem kinnlangen grauen Haar und der randlosen Brille -, war sofort von dem Projekt angetan. Und so kam sie aus ihrem ständigen Schweizer Wohnsitz nach Venedig. Der musikalische Spaziergang begann im Teatro La Fenice "Genau hier hat meine Karriere begonnen, in der Garderobe des Dirigenten Gabriele Ferro bei der Aufführung von Donizettis "Favoritin". Hier hatte ich die Idee zu meinem ersten Roman." Donna Leon saß mit Musikern in der Garderobe und jemand lästerte über einen anderen Dirigenten. Die Sache steigerte sich bis hin zu Mordfantasien. "Da sagte ich: Das wäre doch ein toller Stoff für einen Krimi! Niemals zuvor hatte ich im Sinn, einen Krimi zu schreiben. Und dann stellte ich mir vor, der Krimi beginnt so: Ein Dirigent liegt tot in seiner Garderobe. Zwei, drei Tage später habe ich mit dem Schreiben begonnen."
Musikroman statt Krimi
Mit vielen Barocksängern pflegt Donna Leon freundschaftlichen Umgang. Zum Beispiel mit Joyce DiDonato, mit Countertenören wie Max Emanuel Cencic oder Franco Fagioli, mit Cecilia Bartoli. Auf Bitten der Bartoli hat Donna Leon sogar eine Krimipause eingelegt und im Jahr 2012 einen Musikroman geschrieben: "Himmlische Juwelen". Es geht dabei um den Diplomaten und Komponisten Agostino Steffani. "Er ist ein guter, noch unbekannter Komponist. Allmählich schätzt man ihn, aber meines Erachtens wird er nie ein Barockstar werden. Er ist nun mal kein Händel."
Donna Leons musikalisches Baby
Kommen wir zum Ensemble "Il Pomo d'Oro", Donna Leons musikalischem Baby, geboren 2012. Bei der Namensgebung stand die Oper Pomo d'Oro von Antonio Cesti Pate. Zusammen mit dem künstlerischen Leiter Giulio d'Alessio und Gesine Lübben hätschelt und nährt Donna Leon die jungen Künstler des Ensembles. Die drei bestimmen das Repertoire, verschaffen dem Orchester Auftritte und Plattenverträge. Bemerkenswerte Gesamtaufnahmen sind entstanden wie die Oper "Catone in Utica" von Leonardo Vinci oder "Partenope" von Georg Friedrich Händel. "Wenn ich am Ende meines Lebens zurückblicke und sagen kann: Ich habe mitgeholfen, einen Giulio Cesare zu produzieren, dann habe ich etwas, worauf ich wirklich stolz sein kann. Ich bin einzig und allein stolz auf die Musik, die ich unterstützt habe."
Eine Sendung von Hildburg Heider.