Was passiert, wenn "kleine Sprachen" verschwinden?
In der Sommerserie des Podcasts "Was fragst Du?" sind die beiden Hosts Anja Sackarendt und Stefan Forth unterwegs in Norddeutschland. Üblicherweise beschäftigen sie sich mit Fragen, die viele Menschen im Internet gestellt haben. Auf ihrer Sommerreise erfahren die beiden persönliche Fragen von den Menschen, die sie besuchen. In der Hansestadt Greifswald treffen sie den Sprachwissenschaftler Christer Lindqvist.
Wir sind bei windigem Wetter in Greifswald angekommen. Die Universität liegt idyllisch im Grünen, der romantische Maler Caspar David Friedrich hat den Blick von hier auf seine Geburtsstadt verewigt. Die Segelboote wiegen sich im Wind auf dem Ryck, bunte Häuschen säumen die schmalen Straßen. Das Institut für Fennistik und Skandinavistik liegt in einer ehemaligen Klinik, wir laufen den langen Flur zum Büro von Professor Lindqvist.
Der gebürtige Schwede studierte Mathematik, Physik und Germanistik, erst in Deutschland wechselte er komplett zu den Geisteswissenschaften. Seit 1998 arbeitet er in Greifswald, hier beschäftigt er sich mit den nordischen Sprachen: Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, auch Isländisch, Färöisch, Shetlandnorn und Orkneynorn. Professor Lindqvist liest in den nordischen Sprachen Lehnwörter auf, die tief ins Mittelalter zurückgehen. Aber ihn interessiert auch die Zukunft der nordischen Sprachen. Finden ihre Sprecherinnen und Sprechern eigene neue Worte, um über alles, auch über komplexe Inhalte wie die Atomtechnik und Digitalisierung in ihrer Sprache reden zu können? Wie bleiben diese "kleinen" Sprachen, die nicht sehr viele Menschen sprechen, neben Englisch, Chinesisch und anderen lebendig?