Jazz – Round Midnight
Freitag, 23. Dezember 2022, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Hans-Jürgen Schaal
Der Trompeter Don Ellis (1934-1978) liebte ungewöhnliche und ein wenig gigantomanische Bigband-Experimente. Nicht umsonst nannte man ihn den "Stan Kenton der 1970er Jahre". Zeitweise integrierte Ellis Streichergruppen, Sänger und elektrische Verstärkung in sein Orchester, spielte mit Echoplex kleine Trompetenduette mit sich selbst oder rüstete den gesamten Trompetensatz auf Viertelton-Instrumente um. Der Jazzkritiker Leonard Feather sprach vom "innovativsten Jazzorchester aller Zeiten".
Am bekanntesten aber wurde Don Ellis durch seine Vorliebe für komplexe Rhythmen. Er schrieb Stücke in 33 Vierteln oder 15 Sechzehnteln oder 85 Achteln - oder im Wechsel zwischen 25 und 27 Schlägen. Zu solchen Takt-Experimenten hatte ihn die indische Musik inspiriert. Der Bassist Charlie Haden meinte einmal: "Das Einzige, was Don noch im 4/4-Takt spielt, ist ‚Take Five‘."