NDR Elbphilharmonie Orchester
Freitag, 25. November 2022, 20:00 bis
22:00 Uhr
In der Musikgeschichte nimmt das Requiem unter den geistlichen Werken eine ganz besondere Rolle ein. Es gilt, den Verstorbenen einen würdigen Abschied zu bereiten und für ihr Leben nach dem Tod zu bitten. "Requiem aeternam dona eis, Domine" heißt es zu Beginn, "Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr". Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Antonín Dvořák, Hector Berlioz oder Giuseppe Verdi haben mit ihren Totenmessen wahre Meisterwerke geschaffen.
Legendäre Requiem-Aufnahmen aus dem NDR-Archiv
Am 28.08.1988 dirigierte der Spanier Rafael Frühbeck de Burgos im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals die "Grande Messe des morts" von Hector Berlioz. Für seine "Große Totenmesse" sah der Komponist neben dem Chor und dem Orchester nur einen einzigen Solisten vor. Diese Partie übernahm im Lübecker Konzert der US-amerikanisch-griechische Tenor Giorgio Aristo.
Ein Requiem in unerhörter Besetzung
Ursprünglich sollte Hector Berlioz' Totenmesse im Juli 1837 für die Opfer der Julirevolution von 1830 aufgeführt werden, so wollte es zumindest der französische Staat, der das Requiem bei Hector Berlioz in Auftrag gegeben hat. Er plante zu diesem Anlass eine groß dimensionierte Totenmesse. Allein die Orchesterbesetzung sprengte alles bisher Dagewesene: Rund 110 Streicher sah die Partitur vor, hinzu kamen 16 Pauken, 210 Sängerinnen und Sänger sowie vier Blechblas-Fernorchester.
Gewaltige Klänge lassen Sänger in Ohnmacht fallen
Der zunächst anvisierte Aufführungstermin musste jedoch wieder verschoben werden. Schließlich fand die Erstaufführung Wochen später am 5. Dezember im Rahmen eines Staatstraueraktes für den im Algerienkrieg gefallenen General Charles-Marie Denys de Damrémont statt. Das Pariser Publikum im Invalidendom nahm die neue Totenmesse mit Begeisterung auf. Ein großer Erfolg für Hector Berlioz. Mit dieser Klanggewalt hatte niemand gerechnet. Im "Tuba Mirum" fällt ein Chorsänger schließlich in Ohnmacht. Später bricht ein Geistlicher vor dem Altar in Tränen zusammen.
Noch heute stellt das Werk hohe Ansprüche an Solisten, Chor, Orchester und Dirigenten: Es gilt die von Hector Berlioz selbst bezeichnete "Gewalt der musikalischen Massen" in den Griff zu kriegen. Dem Spanier Raphael Frühbeck de Burgos ist dies am 28. August 1988 im Lübecker Dom bestens gelungen.
Eine Sendung von Stephan Sturm