NachGedacht: Wenn die Leichtigkeit abhandenkommt
Vor fast genau drei Jahren wurde der Corona-Vorhang zugezogen. Inzwischen scheint die Pandemie weitgehend im Griff zu sein. Doch immer noch bestimmt sie, bewusst oder unbewusst, unser Verhalten im Hier und Jetzt.
Es war vor ein paar Tagen, ein Termin von Mensch zu Mensch, nicht im virtuellen Raum, sondern in der echten, physischen Realität. Alles verlief nach Plan, pünktlich - und dann, dann passierte es. Eine Hand schob sich mir entgegen. Man unterschätzt die blitzschnellen Korrespondenzen im Gehirn: Besser nicht oder höflich doch? Ja oder nein? Die entgegengestreckte Hand nehmen und zurückschütteln? Fragen. Und ja, ich tat es, auch ich zückte meine Hand, Hände schüttelten sich.
Stunden später, der Termin war vorbei, Alltagsmomente hatten sich längst zwischengedrängt, da spülte sich wieder diese Situation in den Kopf. Wie schnell war ich offenbar wieder im alten Vor-Corona-Leben angekommen? Was hatte man sich nicht alles einfallen lassen? Herzliches Faust- und Ellenbogendrücken. Sich die Hand zu geben, das war lange Zeit ausgeschlossen, ein No-Go.
Corona-Stille, Masken und Homeschooling
Am 16. März 2020, also ziemlich genau vor drei Jahren, wurde der Lockdown beschlossen, ein paar Tage später verhängte die Regierung Maßnahmen, die wir alle nie zuvor gekannt hatten. Der Vorhang wurde zugezogen: Corona-Stille in den Innenstädten, an die Küchentische wurden Schulunterricht und Büroarbeit verlagert, während überfüllte Intensivstationen in Krankenhäusern mehr als ächzten. Die Maske wurde zum gewohnten Utensil, genauso wie Abstandsregeln und Hygienevorschriften. Wissenschaft, Medizin, Politik kämpften um Klarheit im Nebel eines diffusen Koordinatensystems aus Varianten und Impfbestimmungen. Jetzt, im März 2023, wurden die letzten Corona-Maßnahmen weitgehend aufgehoben. Maskenpflicht - Adieu in Flugzeugen, Bussen, Straßen- oder U-Bahnen. Ausnahmen gibt es, Empfehlungen sowieso.
Aber: Ist damit der Spuk vorbei? Die Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann hat der "Zeit" ein Interview gegeben und warnt davor zu denken, es sei geschafft. Als Expertin hat sie freilich die ganze Palette der Virenvielfalt vor Augen. "Gerade", so Brinkmann, "zieht das Geflügel-Influenza-Virus, H5N1, durch unsere Wildvögel." Noch sehe sie für den Menschen keine unmittelbare Gefahr. Dann folgen im Artikel drei Pünktchen. Auf die Frage: "Aber wenn doch?", weiß Brinkmann zu antworten, "dann haben wir aus der Corona-Pandemie hoffentlich gelernt".
Den Frühling vor der Tür
Ich schaue in den Himmel und suche nach den Wildvögeln. Dann denke ich, wie schön, dass sich die Sonne wieder öfter zeigt. Spürbar haben wir den Frühling vor uns. Ein bisschen mehr Sonnenstunden am Tag hellen die dunkle Winter-Gemütsstimmung auf.
"Mehr Licht. Die Befreiung der Natur", heißt eine von Florian Illies kuratierte Ausstellung, die gerade im Düsseldorfer Kunstpalast gezeigt wird. Wo ist das Licht zwischen Wolken, Mond, zwischen den Bäumen, am Wasser, im Wald, auf dem Boden, zwischen Häusern und Pflanzen? Maler aus dem 19. Jahrhundert haben darauf atemberaubende, imposante Antworten. Inszenierte Bühnenbilder der Natur, die Unbefangenheit und Spontaneität wieder mobilisieren können. Das schafft die Kunst!