TikTok-Trend "Stay-at-home-girlfriends": Kontroverses Hausfrauen-Revival
"Alles für meinen Prinzen", "Ich bin ein Stay-at-home-girlfriend" - so heißen die Videos, die "Malischka" auf TikTok veröffentlicht. Da wird gekocht, geputzt, sich schön gemacht. In den Sozialen Medien ist ein regelrechter Hausfrau-Trend zu beobachten.
Carolina Tolstik, so heißt die Lifestyle-Influencerin mit bürgerlichem Namen, ist eine 27 Jahre alte Dortmunderin mit ukrainischen Wurzeln, die auf Mallorca lebt. Das morgendliche Workout am Strand gehört zum Job. Denn perfektes Aussehen ist das Kapital von "Malischka", die in ihren Videos ihren Alltag als Hausfrau für ihren Freund Georg, genannt "Giorgio", zeigt: "Zuerst mach ich mich hübsch für ihn, räume die Wohnung auf und dann ist meistens auch schon Mittagszeit, also bereite ich ihm das Mittagessen zu und überleg mir noch, was ich für ihn backen kann."
Das Thema sei sehr kontrovers, erklärt Tolstik: "Ich mache etwas für meinen Mann. Die einen befürworten das und finden das schön. Die anderen sagen, ich bin eine unabhängige Frau und brauche in meinem Leben keinen Mann. Das ist das Leitthema, würde ich sagen." Früher unterrichtete sie Deutsch und Sport an einer Brennpunktschule in Nordrhein-Westfalen. Dann kam Corona. Sie zog nach Mallorca und postete fortan aus ihrem Leben als "Stay-at-home-girlfriend" - ein Social Media Trend.
Hausfrauen-Content mit Humor - und ein bisschen Ernst
"Sie wissen ja, eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?" Den Originalton aus einem deutschen Werbespot der 1950er-Jahre hat "Malischka" neu bebildert. Sie überspitzt und macht Reels mit Humor. Aber ein bisschen Ernst stecke dahinter, sagt sie. Das polarisiere: "Ein Hausfrauen-Content, top gestylt in einem schönen Designer-Kleid und geschminkt - das ist natürlich ein sehr kontroverses Bild. Viele sagen: 'Ich mache den Haushalt auch jeden Tag, aber dabei habe ich eine Jogginghose an.'"
"Malischka" sieht sich als Feminismus-Sympathisantin
Manche beschimpfen sie für das von ihr transportierte traditionelle Frauenbild, andere feiern sie dafür. Tolstik selbst sieht sich als Feminismus-Sympathisantin: "Der Begriff bedeutet für mich, dass jede Frau das Recht hat, für sich selbst zu entscheiden, was sie glücklich macht - er hat gar nichts Negatives an sich."
Feminismus sei für sie eben nicht diese Frauenbewegung, die sage, 'wir wollen nichts mit der Männerwelt zu tun haben. Ich bin die unabhängige Frau und ich brauche sonst niemanden.' Die Influencerin mache es im Gegenteil "super glücklich, wenn mein Freund glücklich ist. Wenn meine Familie glücklich ist. Dementsprechend, bin ich auf jeden Fall eine Feminismus-Befürworterin."
Schöne Fassade soll kein Vorbild sein
Als Kunstfigur "Malischka" ist sie die Hausfrau, die dem Gatten gebackene Blinis mit Blattgold serviert. Als Caroline Tolstik ist sie Unternehmerin, die sehr wohl arbeitet: Was wie Vergnügen aussieht, ist Business. Jede Shoppingtour durch Palma de Mallorca wird zum Content: "Klar, da nimmt man sein Handy überallhin mit. Es muss immer Content produziert werden. Manchmal hat man ein bisschen das Gefühl, man verliert sich selbst und kann den Moment gar nicht genießen."
Mit ihrem Freund betreibt die 27-Jährige einen weiteren Account und eine Agentur für virales Marketing. Das Geschäftsmodell: Produktplatzierungen. Dass viele junge Followerinnen nur die schöne Fassade sehen und davon träumen, auch zu Hause zu bleiben - ohne Job -, sieht auch die ehemalige Lehrerin mit Sorge. Es sei schon "ein bisschen schwierig", wenn 13-Jährige erklärten: "Mein Ziel ist es, auch 'Stay-at-home-girlfriend' zu werden. Mir ist es sehr wichtig ist, dass Jugendliche ihren Schulabschluss machen."