Stand: 29.04.2015 11:36 Uhr

Muslimischer Rap in Hamburg

von Stefanie Groth

Religion und Musik

Im Haus der Jugend in Hamburg Steilshoop proben die Rapper von "One Step Ahead" für einen Auftritt in einer Schule am Gänsemarkt. Sie stehen auf der Bühne im Proberaum, gehen die Setlist durch und üben hier und da an einer Strophe. Die Jugendlichen sind Christen, Muslime und Atheisten aus Deutschland, Frankreich, Montenegro, dem Iran, der Türkei und dem Libanon. In ihren Songs verarbeiten sie ihre persönlichen Erlebnisse und Gedanken. Der Song "Wacht auf!" beispielsweise entstand, nachdem in Hamburg St. Georg im vergangenen Oktober Kurden und Türken aufeinander losgegangen waren.

Rezwan ist einer der Rapper, die an diesem Song mitgeschrieben haben. Seine Texte verfasst er immer spontan. Sind die Zeilen einmal da, werden sie nicht mehr verändert, "weil so, wie ich's am Anfang geschrieben habe, das sind ja so die Gefühle gewesen, die ich so zum Ausdruck bringen wollte in dem Text und zum Ausdruck bringen kann, mit einem Stift und einem Zettel", sagt er.

"Wir sind eine Familie"

Auch ohne Auftritt treffen sie sich hier mindestens einmal die Woche. Ihre Musik ist ihnen wichtig, aber am Ende geht es hier auch um mehr, erklärt Jihan: "Viele würden vielleicht sagen 'Ich bin Türke, das sind Kurden. Ich würde mit denen überhaupt nichts zusammen machen.' Aber ich versuche hier mit meiner Musik zu zeigen 'Ey, das sind Kurden, mir egal.' Wir machen zusammen Musik. Wir sind eine Familie alle zusammen."

Timo pflichtet ihm bei: "Lass hier zehn bis zwanzig Leute sein, dann sitzt die Welt an einem Tisch. Aber sobald wir Musik machen, sind wir die Welt. Da gibt's sowas wie ‘Der ist Kanacke, der ist Deutscher, der ist das, der ist das.‘ nicht. Darauf wird gar nicht geachtet." Jan, der seit zehn Jahren rappt, der Gründer von "One Step Ahead" und so etwas wie ein Mentor für die anderen ist, fügt hinzu: "Das wirkt auch nach außen, weil die Leute sehen 'Ey, guck mal hier die Jungs, so ganz verschieden irgendwie: Roma, Montenegro, Frankreich, Iran, Türkei, Kurdistan, was weiß ich, alles dabei. Und im Endeffekt sitzen wir hier in 22309 Steilshoop und feiern uns selbst. Und hoffen, dass die Leute uns vielleicht auch mal feiern."

Sie lachen und proben weiter.

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Die Kuppel des Felsendoms in Jerusalem © NDR

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Freitagsforum | 01.05.2015 | 15:20 Uhr

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Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

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