Schenken und beschenkt werden: Das Geschäft mit dem Ramadan
Der Ramadan beginnt zwar erst Ende März, aber schon jetzt kaufen Musliminnen und Muslime Geschenke oder decken sich selbst mit Gebetsteppichen, -ketten und dem Koran ein. Es herrscht Hochbetrieb in Geschäften und Online-Shops.
Noch heute kann sich Serkan Tombul an seinen ersten Gebetsteppich erinnern, den er selbst personalisiert hat: "Die Gebetsteppiche, die ich in meiner Jugend benutzt habe, das waren Standard-Teppiche, die wir immer benutzt haben. Der erste, den ich selber gemacht habe, war ein schwarzer mit einer wunderbaren Schriftart, wo mein Name drauf stand. Wir haben es da drauf gestickt, ich war da 32 Jahre alt."
Heute ist Serkan Tombul 35 Jahre alt und betreibt mit seiner Frau Azra, einer bosnischen Muslimin, die als Flüchtling nach Deutschland kam, einen Online-Handel für alles, was das muslimische Herz begehrt: Seien es Lampen mit islamischen Motiven, der Koran in verschiedenen Ausgaben und Sprachen, oder Gebetsteppiche - in verschiedenen Farben und nach Wunsch bedruckt. "Die Anfrage ist aktuell sehr hoch", berichtet Tombul. "Meistens von Migrantenkindern der dritten Generation, die ihren Großeltern was Gutes tun wollen. Zu 99 Prozent sind es Bestellungen von Jüngeren für Ältere. Deswegen soll sehr oft "Lieber Papa" oder "Liebe Mama" auf dem Gebetsteppich stehen.
"Wie Weihnachten mal zwei bei Nicht-Muslimen"
Im Fastenmonat Ramadan sind Musliminnen und Muslime zwar unter anderem in Essen und Trinken enthaltsam, aber sie sind verschwenderisch im Schenken, weiß Tombul: "Man kann es mit dem Weihnachtsgeschäft vergleichen. Wobei ich einen Schritt weitergehe und sage, dass die Intensität ein bisschen länger anhält, dadurch, dass der Ramadan einen Monat lang geht und mit dem Zuckerfest abgeschlossen wird. Man kann auf jeden Fall sagen, dass das Weihnachten mal zwei ist. Zu Beginn ist ein großer Ansturm, während des Monats bleibt es relativ stabil oben, und dann kommt zum krönenden Abschluss das Zuckerfest, was für uns eine gewisse Herausforderung darstellt, weil unsere Kundinnen und Kunden alle pünktlich ihr Geschenk haben wollen. Wie es bei Nicht-Muslimen an Heiligabend ist."
Praktisch: Der orthopädische Gebetsteppich
Ein sehr beliebtes Geschenk ist der orthopädische Gebetsteppich. Wenn Musliminnen und Muslime beten, heißt das: Langsam auf die Knie gehen, sich nach vorne beugen, sich niederwerfen, weiterhin auf den Knien sitzen bleiben und sich auf Allah konzentrieren.
"2007 hatte ich leichte Knieschmerzen beim Verrichten des Gebetes. Und da ist es mir eingefallen, ob man das nicht so ein wenig polstern kann. Und dann habe ich diesen Gedanken ein bisschen weiterverfolgt", erklärt Adnan Pirisan. Mit dem Ergebnis, dass der Kieler Geschäftsmann 2009 den gepolsterten beziehungsweise orthopädischen Gebetsteppich auf den Markt bringt. Anders als Serkan Tombul verkauft Adnan Pirisan nur die orthopädischen Gebetsteppiche, die er in der Türkei herstellen lässt: "Er ist gepolstert an den Stellen, wo Knie und die Stirnseite den Boden berühren. Man hat praktisch das Gefühl, dass man auf einem weichen Untergrund beten kann."
Bestseller: Ramadan-Sets zum Verschenken
Neben dem Teppich gibt es ein weiteres, sehr beliebtes Geschenk: "Unsere Bestseller, neben unseren orthopädischen Gebetsteppichen, sind unsere Sets", erzählt Serkan Tombul. "Sie setzen sich zusammen aus einem Gebetsteppich, einem Koran und einer Gebetskette, dem sogenannten Tespih, und einer Postkarte. Das ist farblich aufeinander abgestimmt. Mit einer Magnetbox und einer Schleife drum, quasi fertig zum Verschenken."
Serkan Tombul und Adnan Pirisan sind jetzt schon auf den Ansturm vorbereitet. Damit auch sie sich im Ramadan auf das Fasten konzentrieren können.