Das Konzert
Sonntag, 25. August 2024, 11:00 bis
13:00 Uhr
Die Gutsscheune Niendorf auf Poel gehört zu den schönsten Spielstätten Mecklenburg-Vorpommerns, und für die junge norddeutsche philharmonie bedeutet jedes Konzert dort fast ein Nachhausekommen. Ein Höhepunkt in diesem Jahr ist der Auftritt mit der WEMAG-Solistenpreisträgerin 2022 Joséphine Olech. Die Französin spielt das neoromantische Flötenkonzert ihres Landsmannes Jacques Ibert aus dem Jahr 1934, das bekannteste Flötenkonzert des 20. Jahrhundert. Stilistisch bewegt es sich zwischen Neoklassizismus und Moderne, enthält Elemente aus Barockmusik und Jazz, bietet der Flöte Gelegenheit zu lyrischer Entfaltung und mündet in ein effektvolles Finale.
In Gnaden wiederaufgenommen
Fast zur selben Zeit, 1937, schrieb Dmitri Schostakowitsch seine vordergründig "positive" fünfte Sinfonie, nachdem er zuvor mit seiner Oper "Lady Macbeth von Mzensk" beim Regime in Ungnade gefallen war. In einer Konzertbesprechung hieß es: "Wer dieses Werk gehört hat, weiß, dass der Komponist als wahrhaft großer sowjetischer Künstler seine früheren Fehler losgeworden ist und einen neuen Weg beschritten hat." Das stellte Schostakowitsch in seinen Memoiren allerdings richtig: "Der Jubel ist unter Drohungen erzwungen. Man muss schon ein kompletter Trottel sein, um das nicht zu hören."
Optimistische Musik in dunklen Zeiten
Eröffnet wird das Konzert mit einer Ouvertüre der bedeutendsten polnischen Komponistin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Grażyna Bacewicz. Auch dieses Werk hat einen düsteren weltgeschichtlichen Hintergrund: 1943 hatten die Deutschen Polen besetzt, Bacewicz musste fliehen, und ihre Ouvertüre konnte erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs uraufgeführt werden. Eingewebt ist hier eine musikalische Botschaft der Hoffnung: der Morsecode für "V" ("Victory") - Punkt, Punkt, Punkt, Strich -, gleichzeitig der Beginn von Beethovens fünfter Sinfonie, in den Pauken.