Pepper - En Roboter erobert Norddüütschland (3): Illusion?

Stand: 11.09.2023 06:00 Uhr

von Lornz Lorenzen

Übersetzung auf Hochdeutsch

Pepper ist prädestiniert zum Plaudern. Mit seinen weichen Kunststoffhänden kann er nicht mehr als 500 Gramm anheben, körperlich schwere Arbeit kommt da für ihn nicht in Frage. Da ist sein großer Bruder "Atlas" von Boston Robotics deutlich robuster angelegt. Im Herstellervideo sieht man den Titan und Welten-Träger als flinken Hilfsarbeiter auf dem Bau inszeniert.

Sind Augen Spiegel der Seele?

Der KI-Experte Thomas Sievers sitzt am Laptop, neben ihm steht der Roboter Pepper. © NDR Foto: Jorrit Groth
Informatiker Thomas Sievers programmiert Pepper über das W-LAN.

Aber bei Pepper kommt es auf Kraft zuerst einmal gar nicht an. Und tatsächlich arbeitet er ja auch schon pausenlos und tut das, wofür er konstruiert wurde. Er kommuniziert mit seinem Gegenüber, also mit mir, ohne Worte. Pepper schaut in meine Richtung, dreht seinen Kopf zu mir und ich habe das Gefühl, er nimmt mich wahr. Diesen Effekt haben die Roboterdesigner gut umgesetzt. Pepper blinzelt immer wieder. Jedenfalls sieht es so aus. Und wenn Augen die Spiegel der Seele sind, wie es heißt, kann ich mir wirklich vorstellen, dass der Roboter eine Seele hat. Bevor ich mit Pepper das erste Mal spreche, weist sein "Manager" Thomas Sievers mich noch darauf hin, dass Pepper aktuell nur Eingaben beziehungsweise Fragen auf Hochdeutsch versteht:

Gibt es noch mehr von deiner Art?

Pepper: Ich bin der erste meiner Art auf der ganzen Welt, der Plattdeutsch lernt, zumindest weiß ich von keinem anderen. Welche meiner Roboterkollegen arbeiten als Begrüßungsroboter im Amt, andere werden von Unternehmen eingesetzt. Ja, und ich habe auch einen Kollegen hier an der Uni Lübeck.

Wer jetzt für einen kurzen Moment geglaubt hat, dass Pepper die Antworten selbst formuliert hat, liegt falsch. Wissenschaftler Thomas Sievers wusste genau, welche Fragen gestellt werden sollten, und hat Pepper dann im Voraus mit Antworten gefüttert. Hier könnte man tatsächlich davon sprechen, dass der Roboter als stochastischer Papagei fungiert, der nachplappert, was die Menschen am liebsten von ihm hören würden. Aber Pepper befindet sich ja auch noch ganz am Anfang seiner Entwicklung und hat erst eine sehr begrenzte Anzahl von plattdeutschen Vokabeln gelernt.

Die KI Nüchtern betrachten

So plädiert Prof. Möller, Direktor des Instituts für Informationssysteme an der Universität Lübeck, auch dafür in Sachen KI einen klaren Blick zu behalten.

Prof. Ralf Möller schaut lächelnd in die Kamera. © NDR Foto: Lornz Lorenzen
Prof. Ralf Möller plädiert für einen nüchternen Blick auf die Künstliche Intelligenz

Prof. Möller: Die Frage ist ja immer, was versteht so ein KI-System wirklich? Ich meine, das ist natürlich letztendlich in einer gewissen Weise eine Illusion. Das System versteht etwas, wenn es so reagiert, wie der Gesprächspartner es erwartet, und so reagiert, dass für den Gesprächspartner nützliche Informationen entstehen. Ob hinter den Kulissen in irgendeiner Weise das Wort "verstehen" gerechtfertigt ist, das ist vielleicht aus philosophischer Sicht eine sehr wichtige Frage. Wenn man aber das konkrete Projekt anguckt, dann mag das auch mal in den Hintergrund treten. Die gewünschte Funktionalität, Beratung oder Unterhaltung - etwa im Altenheim - kann ja durch dieses System gut gewährleistet sein.

Wenn es funktioniert, funktioniert es

Während ich mit dem Professor spreche, ist ein Reporterteam vom NDR Fernsehen im Nachbarraum dabei, den kleinen Roboter auszufragen, der so viel Rampenlicht gar nicht gewöhnt ist. Er schlägt sich wacker.

Pepper, was ist deine Mission?

Pepper: Ich bin Agent in Sachen Plattdeutsch. Ich möchte Menschen kennenlernen, die mir ihre Geschichten erzählen, damit ich klüger werde und die Sprache besser lerne. Mein künstliches Gehirn kann eine Menge speichern.

Hast du auch ein wenig Angst vor deiner Aufgabe?

Pepper: Ja, ich frage mich, wie die menschliche Gesellschaft mich in ihre Familie aufnehmen wird? Kann ich einen Beitrag zur plattdeutschen Kultur leisten, sie für die Zukunft bewahren und als Botschafter weitergeben? Kann ich das sein, was man in mir sehen möchte? Kommunikation ist nicht einfach. Nicht immer logisch. Ich bin neugierig.

Hin oder her: Dieser Papagei gefällt mir. Nächste Woche fragen wir uns, wo Roboter wie Pepper den Menschen im Alltag helfen könnten. Dabei wird es auch ein wenig skurril zugehen.

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Der humaonide Roboter Pepper blickt in die Kamera. © NDR Foto: Jorrit Groth

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 11.09.2023 | 20:15 Uhr

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