"Moral in Müggenhusen" begeistert das Publikum in Laboe
"Moral in Müggenhusen" von Jens Exler ist das Winterstück am Lachmöwen-Theater in Laboe. Darin geht es um Moralvorstellungen und Geschlechterrollen in den 1960er-Jahren - funktioniert das auch heute noch?
Als sich der Vorhang öffnet und den Blick auf die Bühne freigibt, glaubt man fast, abgestandenen Zigarettenqualm und Bierfahnen riechen zu können: So echt sieht's da oben nach einer Kneipe aus den 60ern aus. Kettfadentapete und Sparclub neben einem nostalgischen Spielautomaten, einer Jukebox und einem Tresen in Eiche-rustikal.
Die Stimmung ist aber gerade auf dem Tiefpunkt, die Frauen von Müggenhausen haben ein Problem: In ihrem schönen Dorf hat ein Stripclub aufgemacht, was ja schon schlimm genug ist. Aber ihre Ehemänner treffen sich nun auch dort zur Gemeinderatssitzung und schließlich geht die Abstimmung der Kommunalpolitiker überrschenderweise für das Etablissement aus. "Wi hebbt een Verräter in de Frakschoon! Een hett för de anner Siet stimmt!", ist sich Bürgermeister Schorsch sicher.
Viel im Stück geändert, um es in die Gegenwart zu holen
Gute Gründe dafür zu stimmen hätten sie alle: Gewerbesteuereinnahmen, ein neuerdings florierendes Taxiunternehmen, gut verpachtete Parkflächen. Und damit ist man sich im Publikum auch schon gar nicht mehr so sicher, ob man wirklich noch in den 1960ern ist - oder in der Gegenwart. Über halbnackte Frauen würde sich wohl niemand mehr derartig aufregen, aber das Verhalten der Politiker kommt einem doch sehr vertraut vor vor.
Regisseurin Birgit Bockmann musste dafür viel Vorarbeit leisten: "Ik hebb dacht, as ik dat Stück leest hebb: ohweiohwei, dat is aver doch een lütt beten torüchstännig. Ik hebb veel streken, manchmol weer mi dat doch een lütt beten to machohaft." Änderungen, die ihr bestens gelungen sind: Das altersmäßig bunt gemischte Publikum kommt aus dem Lachen kaum heraus, das Ensemble ist unheimlich spielfreudig und sicher.
Frauen kämpfen um ihre Männer - und natürlich um die Moral
Auch das Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart macht Spaß beim Zuschauen. Obwohl mit D-Mark bezahlt wird, alte Schlager aus der Jukebox dröhnen und Frauen nicht arbeiten, sondern ihren Männer die Hausschuhe bringen, ist nichts an der Inszenierung altbacksch. Gleichzeitig ist es fast schon erschreckend, wie wenig sich in Sachen Moral und Gewissen in den letzten 60 Jahren getan hat.
"Un disse Kampf twischen Mann- un Froonslüüd, ik glööv, dat gifft dat jümmers noch", sagt Regisseurin Birgit Bockmann, "ik hebb jümmers ok so'n lütt beten seggt, dat disse Ehen förwiss al lang en beten langwielig sind. Un nu op eenmol kummt de Krögersch vun'n Stripclub dor an, mit Sprengstoff ünner de Bluus. Un nu hebbt de jo richtig en Problem un mütt richtig 'n beten wat doon!" Und weil Hedi, Mimi und Selma ihre Männer nicht verlieren wollen, hecken sie einen Plan aus. Die Auflösung im 3. Akt wird vom Publikum jubelnd und gröhlend gefeiert - und wird an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten.
"Moral in Müggenhusen" am Lachmöwen-Theater macht richtig Spaß, jüngeren wie älteren Generationen gleichermaßen.
"Moral in Müggenhusen" begeistert das Publikum in Laboe
35-mal wird das Stück von Jens Exler am Lachmöwen-Theater gespielt. Es geht um Moralvorstellungen und Geschlechterrollen, damals wie heute.
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Lachmöwen-Theater Laboe
Katzbek 4
24235 Laboe - Telefon:
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