Der Niederdeutsche Autor Hans-Hermann Briese blickt in die Kamera. © Hans-Hermann Briese

Kappelner Literaturpreis für Hans-Hermann Briese

Stand: 04.11.2022 21:44 Uhr

Seit Jahrzehnten schreibt Hans-Hermann Briese niederdeutsche Prosa und Lyrik für Zeitungen, Bücher oder Kalender. Für dieses Engagement wurde er mit dem 31. Kappelner Literaturpreis ausgezeichnet.

von Lina Bande

Friedrich Schiller, Georg Büchner, Arthur Schnitzler - und Hans-Hermann Briese. Der Autor aus Norden in Ostfriesland gehöre aus gutem Grund mit in diese Aufzählung, meint dessen langjähriger Weggefährte Carl-Heinz Dirks in seiner Laudatio: denn sie alle sind nicht nur Schriftsteller, sondern auch Mediziner.

Zwei Professionen mit einer verborgenen Verwandtschaft: "Beid, so hett Marcel Reich-Ranicki dat maal schreven, Literaten un Mediziners, sünd Facklüü för dat, waar de Minsken unner lieden", sie seien Fachleute für das, unter dem die Menschen leiden.

Seit den 1980er-Jahren als Autor aktiv

Dabei möge Hans-Hermann Briese es am liebsten "kört un knapp", pointiert und präzise. So heißt auch eines seiner ersten Bücher, erschienen 1989. Mittlerweile habe er ein ganzes Regal voll eigener Werke, erzählt Carl-Heinz Dirks - immerhin ist Briese seit weit mehr als 40 Jahren als Autor tätig.

Die Inspiration für seine Texte finde er beim Orgel spielen, verrät sein Freund Dirks. Und noch was helfe dabei: "Up Rad stiegen un ‘n Stünn an de Diek langs fahren." An der sehr langen Liste von Veröffentlichungen in eigenen Büchern, in Kalendern, Zeitschriften und Zeitungen, sogar auf Brötchentüten kam auch die Jury des Niederdeutschen Literaturpreises der Stadt Kappeln nicht vorbei. Ebenso sei auch seine Art zu schreiben maßgeblich für die Entscheidung gewesen:

Pointiertes und präzises Schreiben ist preiswürdig

"Hans-Hermann Briese ist ein Meister des Epigramms, des kurzen, zugespitzten Sinngedichts. Knappe Verse werfen präzise Schlaglichter auf inneres wie äußeres Geschehen und schließen mit einem Gedanken, der herausfordert", heißt es in der Jurybegründung von Christoph Ahlers (NDR), Peer-Marten und Gesche Scheller (Kappeln- Preisträger 2020/21), Heiko Gauert und Jan Graf (beide SHHB) und Robert Langhanke (Europa-Universität Flensburg).

Ein Beispiel dafür: sein Gedicht "Een" aus dem Jahre 1989:

Een
Een Boom planten
Een Huus boen
Een Jung tügen
Een Book schrieven

Een mal twee Meters
Up de Karkhoff

Weggefährten gestalten die Preisverleihung

Laudator Carl-Heinz Dirks ist dem Preisträger nicht nur freundschaftlich verbunden: gemeinsam gaben die beiden Autoren über 26 Jahre lang die niederdeutsche Zeitschrift "Diesel" heraus.

Und auch das übrige Rahmenprogramm bei der Preisverleihung in Kappeln am Freitagabend ist geprägt von Weggefährten: mit der ostfriesischen Folkband Laway gestaltete Hans-Hermann Briese 2013 das Programm "As Gotteshusen brannt hebben", als Erinnerung an die an Pogromnacht im November 1938.

Ein weiterer Preis in seiner Sammlung

Zu den vielen Auszeichnungen, die Hans-Hermann Briese seit den 1980er-Jahren schon erhalten hat - darunter auch der Freudenthal-Preis und der Niedersächsische Verdienstorden - kommt nun also noch der mit 3.000 Euro dotierte Kappelner Literaturpreis dazu.

Und auch der erste Gewinner des Preises von 1991, Gerd Spiekermann, spielt bei der Preisverleihung eine Rolle: mit einem Gedicht von ihm zum 75. Geburtstag von Hans-Hermann Briese schließt Carl-Heinz Dirks seine Laudatio:

Doktordichter
mit dat scharpe Oog
süht wat piert
schrifft wat mutt
Dichterdoktor

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 04.11.2022 | 19:15 Uhr

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