Hamburger Quickborn-Verlag wird in Kappeln gefeiert
Die Jury der Stadt Kappeln hat das aus Dithmarschen stammende Verlegerehepaar Gesche und Peer-Marten Scheller mit dem 30. niederdeutschen Literaturpreis ausgezeichnet.
von Lornz Lorenzen
Als sie sich als Teenager in einer Disco in Heide kennen und lieben lernten, war ihnen sicher noch nicht klar, dass sie später gemeinsam mit einem eigenen plattdeutschen Buchverlag Geschichte schreiben sollten. Vor 36 Jahren übernahmen der gelernte Verlagskaufmann Peer Marten-Scheller und die gelernte Buchhändlerin Gesche Scheller den renommierten Quickborn-Verlag und sorgen bis heute dafür, das jedes Jahr frische plattdeutsche Literatur auf den deutschen Büchertischen landet.
Die Jury für den Kappelner Literaturpreis machte sich im vergangenem Jahr Gedanken über den Preisträger 2020 - die Verleihung im Vorjahr war der Pandemie zum Opfer gefallen - und es durchschoss alle Mitglieder wie ein Blitz, so Jurymitglied und Laudatorin Marianne Ehlers:
"Un glieks achteran hebbt wi seggt: Dat is doch leidig! Woso sünd wi dor egentlich nich al mal vörher op kamen? De Verlag, de nu al 106 Johr oolt is, speelt en grote Rull för uns nedderdüütsche Kultur. Dat Literatur op Platt in all ehr verscheden Kulören druckt warrn kann, dat verdankt wi to’n allergröttsten Deel Gesche un Peer-Marten Scheller mit all ehr Doon un de besünner Knööv, de dorför nödig is. De Geschäften sünd nich licht in düsse Tieden, dor bruukt een düchtig Moot un en goden Sinn för plattdüütsche Texten."
Zahlreiche Preisträger unter den Autoren
Oder kurz gesagt: Ohne Verleger keine Bücher. Dass die Schellers ein gutes Händchen für niederdeutsche Texte haben, lässt sich auch mit der großen Zahl erfolgreicher Autorinnen und Autoren belegen, die in den Jahren zuvor in Kappeln mit dem bedeutenden Literaturpreis ausgezeichnet wurden. Dazu gehörten neben Gerd Spiekermann, dem allerersten Preisträger, auch Konrad Hansen, Irmgard Harder, Reimer Bull, Ina Müller, Hartmut Cyriacks und Peter Nissen, Jan Graf, Annie Heger oder Bolko Bullerdiek.
Und nun eben das Paar Gesche und Peer-Marten Scheller, das seinen aktuell 38 Autorinnen und Autoren seit Jahrzehnten zur Seite steht und so manches Buchprojekt erfolgreich angeschoben hat. "Hör mal 'n beten to"- Autor und Biobauer Matthias Stührwoldt aus Stolpe hat es genau so erlebt:
Dat ik plattdütschen Autor worrn bün, liggt an Peer Scheller. Ik weer Buer un harr een poor Böker mit hochdüütsche Geschichten schreven. Peer hett dorvun Wind kregen un denn hett he mi anropen un fraagt, wat ik Plattdütsch kunn un wat ik nich mol probeeren wull, op Platt to schrieven. Ik heff twee lütte Texte schreven, se em schickt, denn hebbt wi nochmol telefoneert un schnackt un een Verdrach mokt. Un zack, weer ik plattdütschen Autor un een total niede Welt güng för mi op. Hüüt bün ik froh un glücklich, dat ik een lütten Deel vun de plattdütsche Community bün. Un dat allens geiht trüch op düssen Dag, an den Peer mi dat erste Mol anropen hett.
Viel Lob für das Verlegerpaar
Nachfragen bei weiteren prominenten Autorinnen und Autoren des Verlages bestätigen, dass das Verlegerehepaar wohl nicht nur vor Ideen sprudelt, sondern es habe auch Herz - und das sei keine Phrase. So meldet sich Annie Heger, die Preisträgerin von 2016: "De beiden sünd us, as ehr Schrieverskes, so dicht an't Hart. Immer interesseert an dat, wat achter de Geschichten steiht, de wi schrievt. Nämlich wi, de Minsken."
Gerd Spiekermann, der neben Bärbel Wolfmeier am Abend aus seinen eigenen im Quickborn-Verlag erschienenen Geschichten vortrug, schlägt in die gleiche Kerbe.
"Wenn du dat mit Gesche un Peer-Marten Scheller to doon hest, denn is dat een dubbelt Vergnögen: to'n enen verstoht de ehr Handwark, dat Bökermoken, up't Allerbest, un to'n tweden is ehr de plattdüütsche Literatur ook een Hartenssook. Mehr geiht nich. Dat sünd miene Verleggers!"
Schliesslich gratuliert auch NDR-Moderator, Entertainer und Autor Yared Dibaba digital und ergänzt: "Gesche un Peer-Marten Scheller sünd Ratgever, Utkenner un Frünnen to de glieke Tied. För mi weer dat Leevde op den eersten Blick. De Quickborn Verlag is keen Verlag, de blots Bööker verkoopen will, sünnern he sett sik ok besünners dorför in, dat uns norddüütsche Spraak wieter leevt."
Der 30. niederdeutsche Literaturpreis der Stadt Kappeln ist mit 3.000 Euro Preisgeld dotiert und das möchten Gesche und Peer-Marten Scheller - na klar - in neue plattdeutsche Buchprojekte investieren.