Pepper - en Roboter erobert Norddüütschland (16) Weihnachtsgrüße
Beim Thema KI überschlagen sich die News im Jahr 2023 - und das bekommt auch der Lübecker Informatiker Thomas Sievers zu spüren, der seinem Roboter Pepper die plattdeutsche Sprache beibringen will.
Hallo Thomas, wie feiert ihr, also Pepper und Du Weihnachten?
Thomas Sievers: Meine Frau und ich bekommen Heiligabend Besuch von Freunden, mit denen wir zusammen essen. Für Pepper wird es ein eher ruhiges Weihnachtsfest, denke ich, da wir an den Feiertagen Familienbesuche machen und Pepper dabei nicht mit kann. Nach all den aufregenden Tagen kommt ihm etwas Ruhe und Besinnlichkeit aber auch sehr gelegen.
Am 23. August 2023 ist das Projekt "Pepper lernt plattdeutsch" gestartet und es ist sicher noch zu früh, um eine Bilanz zu ziehen: Was war das Highlight, also der interessanteste Moment für dich bisher in diesem Projekt? Gab es eine Szene, die sich besonders eingebrannt hat? Oder eine Erkenntnis, so einen Heureka-Moment?
Sievers: Eine Überraschung war sicherlich, wie gut das von uns verwendete Sprachmodell GPT 3.5 von OpenAI mit relativ wenig Fine-Tuning in der Lage ist, plattdeutsche Antworten zu allen möglichen Themen für Pepper zu erzeugen. Ich hatte angenommen, dass wir dafür mehr Aufwand betreiben müssten und mehr plattdeutsche Texte zum Nachtrainieren des Sprachmodells brauchen würden. Es ist derzeit noch lange nicht perfekt, aber nichtsdestotrotz schon ziemlich gut mit Plattdeutsch.
Abgesehen davon finde ich es faszinierend, wie allein die Präsenz des Roboters auf die meisten Leute wirkt. Auf den Veranstaltungen, die wir besucht haben, haben wir viel Neugier und Interesse hervorgerufen. Pepper wurde durchweg als sympathisch wahrgenommen, war immer ein begehrtes Fotomotiv und ein Dialogpartner, wie man ihn nicht alle Tage findet. Eine Idee war ja von Anfang an, mit dem Plattdeutsch-Roboter unter Leute zu gehen, die in der Regel vorher noch nie mit einem Roboter zu tun hatten. Auf diese Weise können wir das Thema Robotik und KI erlebbar machen.
Wo würdest du sagen steht das Projekt mit der Lübecker Universität jetzt - bereits Halbzeit? Vielleicht könntest du in einigen kurzen Sätzen zusammenfassen, was du und Pepper geschafft haben?
Sievers: Ich würde sagen, es ist noch nicht ganz Halbzeit. Zwar spricht der Roboter bereits - mit Hilfe von ChatGPT - ganz passabel Platt, aber er versteht es noch überhaupt nicht. Um letzteres zu erreichen, müssen wir ein eigenes plattdeutsches Sprachmodell für Pepper erstellen mit einer eigenen Audio-Verarbeitung, da das hochdeutsche Sprachpaket des Roboters dafür nicht geeignet ist. Das dürfte noch recht knifflig werden. Was wir ansonsten bereits geschafft haben ist, ein Interesse für unser Thema, also die Verbindung modernster Technik mit typisch norddeutscher Kultur, auf recht breiter Basis zu wecken. Das stößt in den Schulen im Land auf Interesse und könnte vielleicht zukünftig auch noch in dem einen oder anderen Seniorenheim ausprobiert werden, um nur ein paar Beispiele und Ideen zu nennen.
Wo liegt die größte Herausforderung aktuell?
Sievers: Eine große Herausforderung neben den bereits genannten nächsten Aufgabenpaketen liegt sicher darin, genug Zeit für das Projekt zu finden neben meiner hauptsächlichen Tätigkeit in der Lehre und in anderen Projekten an der Universität zu Lübeck. Dabei sind unterschiedliche Applikationen für Pepper zu konzipieren und zu entwicklen, die nicht immer etwas mit Plattdeutsch zu tun haben. Je mehr Leute - auch bei uns an der Uni - merken, was mit so einem Roboter alles möglich ist, desto mehr steigt die Nachfrage nach entsprechenden Anwendungen in laufenden und zukünftigen Forschungsprojekten.
Dein Ausblick fürs neue Jahr? Der Bereich, gerade der generativen KI, das bekommt man beinahe täglich mit, ist extrem dynamisch. Chat GPT, Google Gemini, Bard, Chatbots und multimodale Systeme, die Sprache, Bild, Video, Audio und was nicht alles zustande bringen - wie geht ihr damit um? Erstmal testen?
Sievers: Wir beobachten das natürlich und testen einiges davon. Es gibt in dem Bereich aber mittlerweile schon so viel und die Entwicklung verläuft so rasant, dass wir teilweise nur schwer hinterherkommen. Ich habe aus Zeitgründen lange nicht alles ausprobieren können, was ich interessant finde. Oft ist es so, dass, wenn man sich in eine neue Technik eingearbeitet hat, diese bereits wieder von einer noch neueren überholt wurde. Aber es ist natürlich wichtig, die Grundlagen zu verstehen und Anwendungsgebiete auszumachen und zu erproben, wenn es für unsere Projekte passt.
Das Interview führte Lornz Lorenzen.