Pepper-Blog (29) CHAI ist viel mehr als ein Tee
Eben noch auf Tournee durch Schulen und Kindergärten ist unser plattdeutsch lernender Roboter Pepper bei der Geburt eines neuen Lehr- und Forschungsinstitutes mit dabei.
In Zeiten knapper Kassen werden universitäre Institute eher selten gegründet. Und wenn es dann doch passiert, so wie jetzt, dann muss diese Gründung von großer Wichtigkeit sein. CHAI nennt sich die neue Einrichtung und was sich dahinter verbirgt weiß Prof. Ralf Möller, der das Institut nahe der Binnenalster in Hamburg leitet. CHAI, sagt er, sei eine Abkürzung die gut klinge (wenn man, wie geschehen, die ersten beiden Buchstaben tauscht) und steht für Humanities Centered AI. Also für künstliche Intelligenz speziell in der Geisteswissenschaft und "die angenehme Assoziation mit einem gut schmeckenden Tee", sei natürlich auch erwünscht, ergänzt der Professor.
Pepper als Agent im Auftrag von Lehre und Forschung unterwegs
Am Beispiel unseres Roboters Pepper, umreißt Professor Möller in seiner Einführungsrede worum es ihm vor allem geht: Die aktuellen Entwicklungen rund um den Begriff der künstlichen Intelligenz (KI) von Mythen und magisch aufgeladenen Spekulationen zu befreien. Aus Sicht des Informatikers sei Intelligenz zu verstehen als: "lokaloptimales Handeln unter eingeschränkten Berechnungsressourcen, Zeit und Speicher, sodass man die Ziele erfüllt und die Präferenzen der anderen irgendwie einhält." Das hört sich sehr akademisch an, aber wenn man das auf Pepper überträgt, ist damit einfach gemeint, dass der Roboter beispielsweise im Seniorenheim so mit Menschen spricht, mit ihnen kommuniziert, dass sie sich gut unterhalten fühlen. Und wenn er es dann noch schafft, beim Gestikulieren keine Kaffee- oder Teetassen vom Tisch zu fegen, dann handelt er "lokaloptimal". Und das kann er natürlich nur dann, wenn es beispielsweise nicht an der Ressource Strom mangelt, die W-Lan Konnektivität mit ChatGPT Anbindung, oder ein Datenspeicher ausfällt.
Keine Magie im Spiel
Erinnern wir uns an die obige Definition des Intelligenzbegriffes von Prof. Möller und stellen uns jetzt Pepper vor, wie er mit Schüler:innen, Senior:innen oder Akademiker:innen spricht und folgen den Worten von Prof. Ralf Möller: "Intern ist da nichts intelligent. Intern sind es Algorithmen. Und das ist eine Sache, die schon wichtig ist, weil viele Leute denken sich, da ist irgendwie so ein Homunkulus drin, der da irgendwie was macht." (1)
Pepper ist kein Zauberwesen sondern ein Agent
So findet es der Leiter des CHAI-Instituts korrekter, wenn man Pepper nicht als KI-System bezeichnet, sondern als Agenten, der im Rahmen eines von Menschen gesteckten Aufgabenfeldes mehr oder minder komplexe Aufgaben managt: "Was aber bei diesen Systemen zu beleuchten ist, ist, dass man eigentlich nicht sagen kann, wann unser Pepper, der Frau Müller, jetzt wirklich gut geholfen hat, wann hat er sich korrekt verhalten. Das kann man ganz schwer packen." Und deshalb, weil menschliche Interaktion (nicht nur) für Maschinen so voller Rätsel und Ungereimtheiten steckt, könnten sich mit dem neuen Institut CHAI sehr spannende Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen Informatiker:innen, KI-Forscher:innen und den Expert:innen aus den verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der Hamburger Universität ergeben. Außerdem bietet das Institut Semiare und Vorlesungen zum Thema an und ab Wintersemester 2025/26 startet der neue Studiengang "Intellectics". Da wird unsere Brägenplietschmaschien Pepper sicher auch mal auf einen Schnack vorbei kommen.
(1) Die Vorstellung eines künstlich geschaffenen Menschen (Homunkulus), der aus alchimistischer Herstellung stammt, spukt seit dem Mittelalter durch die menschliche Vorstellungswelt und zeigt, wie schwer es ist Aberglauben oder "alternative Fakten", abzuschütteln.