Mit der Zeichenfeder dichten: Klaus Groth als Comicfigur
Klaus Groth gehört zu den größten Dichtern und Literaten der (nieder)deutschen Kultur. Zahlreiche Schulen wurden nach ihm benannt und fasst jede(r) hat in der Schule mal ein Gedicht von ihm auswendig gelernt. Jetzt gibt es einen Comic über ihn.
Können Sie sich noch an das berühmte Musikvideo zum Song "Take on me" der norwegischen Popband Aha erinnern? Bislang wurde der Clip aus dem Jahre 1985 mehr als zwei Milliarden mal allein im Netz aufgerufen. Darin verwandelte sich Frontsänger Morten Harket in eine Zeichenfigur, die am Ende in die reale Welt zu ihren Fans zurückkehrt. Auch Klaus Groth hat sich nun in eine Comicfigur verwandelt, anders ist allerdings: hier fehlt die lebendige Vorlage. Aus nur wenigen historisch überlieferten Zeugnissen und Bildnissen des Dichters haben Comic-Künstler aus Schleswig-Holstein neue visuelle Zugänge zum Werk des Dichters geschaffen. Dieser nimmt hier, wenn nicht als Pop- sondern als Plattdeutsch-Ikone vor den Augen des Publikums Gestalt an. Über die Herausforderungen bei der Umsetzung haben wir mit dem Zeichner Tim Eckhorst gesprochen.
Der 125. Todestag von Klaus Groth war am ersten Juni 1899. Da gibt es drumherum einiges an Veranstaltungen, aber wie genau kam es zur "Graphic Novel" über Klaus Groth?
Tim Eckhorst: Wir saßen auf der Museumsinsel "Lüttenheid" zusammen und wenn man so quatscht, dann kommt man ja auf Ideen. Und dann haben wir überlegt, ein Klaus Groth Comic wäre gar nicht so schlecht. Und dann muss das natürlich einer schreiben. In dem Fall haben wir dann gedacht, okay, Klaus Groth schreibt selber. Das wäre naheliegend, wenn man ein paar Gedichte von ihm aufnimmt und biografische Sequenzen. Die habe ich dann um die Gedichte herum geschrieben und versucht, dass die Gedichte gleichzeitig ein bisschen Biografie miterzählen.
Klaus Groth bietet so viel Stoff, dass du nicht allein als Comiczeichner da dran gesessen hast, sondern mit einer ganzen Gruppe. Wie habt ihr euch die Arbeit aufgeteilt und wie war für dich ganz persönlich die Befassung mit diesem Autor, der ja nun so berühmt ist, gleichzeitig aber auch so weit weg, irgendwie von unserer Lebenswelt?
Eckhorst: Genau, also da sind natürlich viele Herausforderungen. Man muss sich ja dieser Person erst mal nähern. Und man weiß, man spannt noch mehrere Zeichnerinnen und Zeichner ein, die auch etwas machen und die alle einen unterschiedlichen Zeichenstil haben. Und das ist natürlich das Praktische an den Gedichten, dass sich das anbietet, dass man sagt, das ist ein bisschen düster oder das ist so ein lebensbejahendes, munteres Gedicht. Das könnte eher der machen oder die und so weiter. Und um sich Groth zu nähern, muss man gucken, wie kann man den zeichnen? Wie war der? Wie redet der vor allem? Also man kann da Zitate von ihm hinzuziehen. Aber ich kann ja nicht nur aus Zitaten etwas zusammenbauen, sondern ich muss gucken, wie spricht jetzt Groth im Comic? Und das ist so eine Herausforderung, zu verstehen, wie der so tickt. Ist der lustig oder war der ernst oder wie guckt der? Und das ist natürlich alles, was in alten Gemälden, alten Zeichnungen, alten Fotos nicht im Detail festgehalten ist. Das muss man sich eben versuchen, zusammenzureimen.
Du warst auf Spurensuche in seinem Heimatort Heide. Welches Bild von der Person des Dichters hat sich für dich ergeben?
Eckhorst: Also ich stelle mir erstmal den jungen Groth vor, als einen, der sehr große Ambition hat, sehr wissbegierig ist und dann merkt, dass es eben so Schranken gibt und er in Heide nicht weiter kommt. Dazu kommen körperliche und seelische Erkrankungen. Wie weit das ging, kann ich gar nicht so beurteilen. Jedenfalls war er nicht immer gut drauf, sage ich mal. Und dann schreibt er wieder etwas Schönes über die Heimat, dass man ihn sich fast klischeehaft als Heimatdichter vorstellen kann. Und dann hat er diese große Schaffenskraft und sein Werk kommt gut an, das nächste wird von der Kritik verrissen. Also so ein Auf und Ab, wie es, glaube ich, in sehr vielen Künstler-Biografien vorkommt.
Du hast vorhin gesagt, du recherchierst auch, wie er spricht und wie er sich verhalten hat. Was hat das denn konkret mit dem Comic zu tun?
Eckhorst: Im Comic haben wir die Herausforderung, dass wir eigentlich ständig Dialoge brauchen und wir brauchen auch immer Gesichtsausdrücke und wenn man jetzt sagt, wie sieht eigentlich Groth aus, wenn er richtig lächelt und einen Witz reißt, also er hatte ja auch Humor, das muss man sich dann erarbeiten. Wir haben hier in Kiel das Klaus-Groth-Denkmal, das ist ganz toll. Aber das ist eben nur eine Ansicht in 3D. Wie sieht dieser Mensch jetzt aus, wenn er lächelt oder wenn er sehr traurig guckt? Das bekommen wir auf jeden Fall leichter hin, weil er auf den meisten Gemälden ja ernst guckt.
Nun zur wichtigsten Frage: Wo bekomme ich euren Comic? Ich habe gehört, er kostet nichts?
Ja, genau, er kostet nichts, weil wir großartige Kooperationspartnerinnen und Partner haben. Das ist toll. Dadurch ist auch die hohe Auflage von 10.000 Exemplaren finanziert. Ein guter Anlaufpunkt ist da natürlich die Museumsinsel Lüttenheid (wo ab dem 27. Oktober auch eine Ausstellung zum Thema zu sehen ist.) Da bekommt man das Heft dauerhaft. Und in Kiel kann man die Geschichte auch an vielen Orten, Cafés und auch in der Landesbibliothek bekommen, die ist auch ein Kooperationspartner. Und was immer geht, ist über unsere Website. Da kann man das zum Beispiel gegen einen frankierten Rückumschlag einfach kostenlos bestellen.