Roger Waters' "The Dark Side Of The Moon Redux" überzeugt nicht
50 Millionen Mal hat sich Pink Floyds Meilenstein "The Dark Side Of The Moon" verkauft. Seit Langem sind die Band-Mitglieder zerstritten. Roger Waters, der die meisten Songs geschrieben hat, gilt als unverträglich und egomanisch. Von ihm gibt es jetzt eine Neuinterpretation des Albums.
Ich gebe zu, ich bin höchst voreingenommen - und zwar nicht im Positiven - gegenüber dem alt gewordenen Popstar, bekannt für seine Halsstarrigkeit. Gerade auch in Bezug auf den Antisemitismus, der ihm vorgeworfen wird wegen seiner Haltung zu Israel. Der nutzt hier gleich zu Anfang die Album-Intro "Speak To Me" als Kulisse, um mir von der Tragik des Älterwerdens zu erzählen, anstatt mich die Musik hören zu lassen. Und dann singt er noch "Time", das war doch im Original Dave Gilmores Song! Aber dann kippt meine Stimmung. Das sparsame, tiefenentspannte Arrangement und der lakonische Ton von Waters zusammen mit der zweiten Stimme einer Sängerin - intensiv, ohne aufdringlich zu sein. Ich muss zugeben, dass mich das berührt.
Roger Waters will nicht das Original übertreffen
Was ihn zu einer neuen "Dark Side"-Interpretation bewogen hat, erklärt er in einem Albumteaser auf seiner Homepage: "Nicht um das Original zu übertreffen oder zu ersetzen, sondern um daran zu erinnern, es weiterzuentwickeln. Die neue Interpretation verdeutlicht das ursprüngliche Konzept des Albums noch mehr."
Hilfe von Produzent und Keyboarder Gus Seyffert
Musikalisch hat ihm dabei Produzent und Keyboarder Gus Seyffert geholfen, der gut daran getan hat, gar nicht erst zu versuchen, das Ganze wie Pink Floyd klingen zu lassen. Zum Beispiel tritt an die Stelle des bekannten Gitarrensolos ein Theremin, hinreißend gespielt von der jungen Detroiterin Via Mardot.
Tolle musikalische Momente - aber es bleibt ambivalent
In "The Great Gig In The Sky" erzählt Roger Waters vom Tod seines Freundes Donald Hall, dem bekannten amerikanischen Dichter, der 2018 starb. Ich bin doch wieder hin und hergerissen, einerseits ist das schon bewegend, andererseits mitunter auch ganz schön dick aufgetragen. "Money" der große Hit von damals, mündet in eine Waters-Version der Faust-Erzählung, das ist wiederum musikalisch ausgesprochen spannend gemacht - allen voran wegen der aufrüttelnden Streichereinschübe, die einen bei der Stange halten.
So richtig überzeugt bin ich von Roger Waters’ "Dark Side of The Moon Redux" nicht, aber ein paar tolle, vor allem musikalische Momente sind dabei. Mein Fazit: Es bleibt ambivalent.
"The Dark Side Of The Moon Redux"
- Genre:
- Rock
- Label:
- Cooking Vinyl
- Preis:
- 16,99 € und (Doppel-CD) 32,99 €